@De Dreier
Ich bin eigentlich der gleichen Meinung wie SHMC. Was mich an Stan stört, ist seine vorausschaubare Rotation. Damit gibt man dem gegnerischen Coach nur Anhaltspunkte, wie der Spielverlauf im Normalfall sein wird (sprich: kein Foultrouble), wodurch dieser sich darauf schon vor dem Spiel vorbereiten kann. Das gefällt mir nicht so gut, denn das ist sicherlich zum Vorteil der anderen Mannschaft, wenn die sich auf so etwas vorbereiten kann, statt im Dunkeln zu tappen. Habe ich ja auch schon mehrfach erwähnt.
Wie SHMC auch schon sagte: Nach 6 oder 6 1/2 Minuten im ersten Viertel geht immer Rashard auf die Bank, um dann nach der ersten Ruhephase für Hedo ins Spiel zu kommen. Dwight geht dann mit Beginn des 2. Viertels immer auf die Bank, auch hier dann meistens 6 Minuten, egal, ob da dann ein riesen Vorsprung verspielt wird. Das ist mir persönlich zu lang, denn Dwight hat die beste Physis in der NBA unter den Big Men, der rennt selbst nach 40 Minuten Spielzeit rauf und runter wie ein Rehkitz, während der Gegenspieler schon pumpt wie ein Maikäfer auf dem Rücken. 4 1/2 Minute Pause pro Halbzeit würden auch komplett reichen wie ich finde. Das gefällt mir nicht so gut, genau wie das Festhalten an Bogans, wenn der völlig von der Rolle ist. Klar ist, dass er wenig Impact auf ein Spiel hat, wenn er nicht einmal die vollkommen offenen Dreier trifft, was seit Wochen in schöner Regelmäßigkeit passiert. Da wäre mir dann ein Redick deutlich lieber. Den Gedanken dahinter kann ich zwar nachvollziehen (die gesamte S5 ist voll von Offensivspielern, daher braucht man auf der 2 Defense und Rebounding), aber ich finde ihn nicht logisch, weil uns dennoch in aller Regelmäßigkeit der SG vom Gegner abschießt. Ich bezweifel, dass Redick da einen noch schlechteren Job machen würde, und gleichzeitig nicht die Offensive noch besser macht.
Positiv muss man zunächst einmal seine Konsequenz erwähnen. Wenn einer über mehrere Spiele schlecht spielt, dann geht der auf die Bank. Dwight wurde vor dem ASG in einem Spiel gebenched, weil er nicht mit dem nötigen Einsatz und Siegeswillen gespielt hat, genauso wie Arroyo aus der Rotation geflogen ist, als er wie ein Huhn mit abgeschlagenem Kopf über das Parkett lief und uns mit seinen dummen Entscheidungen beinahe mehrere Siege in der Crunchtime gekostet hätte.
Sein Spielsystem passt schon perfekt zu den Spielertypen, und genau hier ist der größte Unterschied zu Hill. Hill hatte ein System im Kopf, in welches die Spieler passen mussten, egal, ob dieses zu ihnen passt oder nicht. Letztes Jahr hatten wir ein sehr junges und athletisches Team, was wenig gute Schützen im Team hatte. Da ist eine langsame Halbfeldoffensive nicht unbedingt der beste Ansatz, sondern man muss die Spieler auch Laufen lassen, was er aber mit seiner Macke, ausnahmslos jeden Angriff ansagen zu müssen (wodurch du schon durch den Ballvortrag wichtige Sekunden verlierst), komplett unterbunden hat. Damit hat er sich selbst einer der größten Stärken des Teams beraubt, der Athletik. Es kommt nicht von ungefähr, dass ein Hedo jetzt aufblüht und ein Nelson, auch wenn er noch immer in der Defense recht durchschnittlich ist und teilweise noch komische Würfe nimmt, sich dennoch einigermaßen im System zurecht findet. Unter Hill, der ihn ja auch traden wollte, sollte er ein reiner Setup-PG werden, was er aber nie im Leben sein wird. Nelson ist offensiv ausgerichtet und instant offense, von daher würde er im Optimalfall sogar der 6. Mann sein und nicht unser Starter.
Was mich persönlich am meisten entnervt hat waren Hill's Pressekonferenzen. Der setzt sich doch tatsächlich nach einem Spiel hin - oftmals mit hochrotem Kopf - und erzählt dann zum zwanzigsten Mal, dass er keine Ahnung hat, woran die Niederlage festzumachen ist. "I can't put my finger on it" war ja einer seiner liebsten Sprüche nach Niederlagen. Tut mir leid, aber wer auch nach 40 Spielen noch nicht erkannt hat, dass ein unpassendes Spielsystem mit wenig guten Ballhändlern im Team dafür sorgt, dass man sich im oberen Bereich bei den Turnovers befindet, gleichzeitig dann keinerlei Verbesserung bei Freiwürfen stattfindet und die Offense dadurch unansehnlich wird, der sollte meiner Meinung nach so konsequent sein, und sich selber entlassen. Die Folge nach solchen Spielen war, dass der nächste Trainingstag sich dann im 3-stelligen Dezibelbereich bewegte, weil er im Stile eines besoffenen Russengenerals mit Vorliebe rumgebrüllt hat. Das hat ihn dann auch u.a. letzten Endes das Team gekostet neben der kompletten Unfähigkeit, die offensichtlichen Schwächen zu verbessern (Freiwürfe, Turnovers). Stan ist da ganz anders, seine Pressekonferenzen nach Spielen sind schon ein echtes Zuckerl, da er die Gründe immer bis ins kleinste Detail auf den Punkt bringt. Daneben ist er im Training auch kein General, sondern ein Teacher. Die letzte Saison war für Dwight z. B. ein fast verlorenes Jahr, weil er von Hill und Bryant kaum Coaching bekam. Hill verbot ihm, am Jumper zu arbeiten, Hill verbot ihm, über den Sommer mit Clifford Ray zu arbeiten, welcher bekanntlich einer der besten Big Men-Coaches in der Liga ist, weil man ja mit Bryant jemanden hatte, der dafür zuständig war, und er hat versucht, ihn komplett zu einem neuen Shaq zu machen. Darüber hinaus ließ er sich von seinem Gegenüber auch grundsätzlich den Spielverlauf und die Matchups diktieren. Er hat unser Team immer dem Gegner angepasst, während Stan genau das Gegenteil macht und sich nicht aus der Ruhe bringen lässt: Er versucht, dem Gegner unser Spiel aufzudrücken. Das gefällt mir richtig gut.
Ob van Gundy ein Meistertrainer ist wird man in den Playoffs sehen, wo das Coaching noch viel mehr in den Vordergrund rückt. Da reicht Talent alleine nicht mehr aus, sondern eine richtige und gewissenhafte Vorbereitung und Einstellung des Teams (auf eigene und gegnerische Schwachpunkte eingehen und vorbereiten, Matchups ausnutzen, Anpassungsfähigkeit an verschiedene Situationen usw.) ist da fast noch wichtiger. Die Schwächen des Gegners müssen erkannt, mitgeteilt und dann ausgenutzt werden, während man selber versucht, die eigenen Schwächen so zu minimieren, dass sie nicht spielentscheidend werden. Ich traue es Stan zu, wobei der Roster natürlich noch lange nicht Meisterqualität hat. Wie schon so oft gesagt, 2 Offseasons werden wir in meinen Augen noch brauchen.