Mario Hezonja (20) : Es ist ja inzwischen kein großes Geheimnis mehr, dass ich mich wahnsinnig auf diesen Spieler freue. Nicht nur weil er ein tolles Skillset mitbringt, sondern weil er auch von seiner Persönlichkeit in die NBA passt und dort etwas Farbe reinbringt. Von seinem Charakter erinnert er mich stark an Kobe Bryant. Ein extrem selbstbewusster Spieler, der keine Verantwortung scheut, und sich oftmals am Rande zur Arroganz bewegt. Vor allem aber ist er extrem hart zu sich selbst und seinen Teamkollegen. Scheut sich nicht davor einen 10 Jahre älteren Mitspieler zurecht zu weisen, sofern dieser nicht mit vollem Einsatz bei der Sache ist. Besitzt einen sehr hohen Anspruch und verzeiht sich und anderen keine Nachlässigkeiten. Genau das ist meines Erachtens auch eine seiner größten Stärken. All seine Coaches bezeichnen ihn als harten Arbeiter, der sich lernwillig zeigt und morgens als Erster in die Halle kommt und abends als Letzter wieder geht. Er hasst es zu verlieren und bringt den Ehrgeiz mit um sich stetig zu verbessern. In Kombination mit seinem Selbstbewusstsein ist genau das die Grundlage für Superstars. Rein vom Potential-Standpunkt wäre er für mich auch nicht nur die Nummer drei dieses Draftjahrgangs. Allerdings kann diese Persönlichkeit auch durchaus ein Problem sein. Er wird aufpassen nicht bei seinen Teamkollegen anzuecken und muss sich ins System einfügen. Das er zu Letzterem fähig ist zeigt er aber bereits beim FC Barcelona. Eben bei jenem Verein spielte er dieses Jahr in der spanischen Liga und der Euroleague auf höchstem Niveau. Allerdings fand seine frühe Ankündigung in die NBA wechseln zu wollen dort wenig Gegenliebe und im Anschluss daran sank seine Spielzeit deutlich, besonders wenn durchsickerte das hohe NBA-Verantwortliche zugegen waren. Dies könnte seiner Draftposition ebenso schaden wie das er aufgrund der spanischen Playoffs weder am Combine noch an Workouts teilnehmen konnte. Insofern bleibt er ein wenig eine Unbekannte für die NBA-Teams.
Nun aber zu seinem Spiel: Ich halte Hezonja offensiv für einen extrem interessanten und talentierten Spieler. Er bringt mit 2,03m und langen Armen eine tolle Größe für einen Shooting Guard mit und könnte damit theoretisch auch als Small Forward spielen. Er ist körperlich gut ausgebildet und hat in den letzten beiden Jahren etliche Muskeln aufgebaut und verfügt über eine gute Athletik, einen schnellen ersten Schritt und eine beeindruckende Sprungkraft. Als große Stärke ist bei ihm der Wurf, inklusive recht schnellem Release, auszumachen. Ungewöhnlich ist dabei das er sich oftmals in der Sprungbewegung leicht vom Korb wegbewegt, wodurch er schwer zu blocken ist. Hat eine sehr gute Körperkontrolle und ist stark aus dem Dribbling heraus und hat eine extrem breite Range. Die weiter entfernte Dreierlinie in der NBA dürfte für ihn kein Problem sein. Gut ist er außerdem in Pick&Roll-Situationen, aus denen heraus er selber mit dem Wurf abschließen kann aber auch seinen Mitspieler findet. Da zeichnet ihn ein hoher Basketball-IQ aus, aber auch sein gutes Passspiel, die Option der Tempovariation und sein Ballhandling. Komplettiert wird sein Offensivspiel durch einen gefährlichen Drive zum Korb. Durch seinen ersten Schritt, seine Sprungkraft, seine Größe, seine Beidhändigkeit und seine Toughness hat er in dieser Hinsicht tolle Anlagen. Insofern bringt er offensiv eigentlich das komplette Paket mit, wenn auch sein Midrangegame noch Luft nach oben offenbart. Allerdings muss man anmerken, dass er bei Barcelona als Rollenspieler nicht alle diese Eigenschaften in Gänze nachweisen konnte. Dort agiert er viel als Spot-up-Shooter, wofür er sich aber dank seiner Spielintelligenz immer wieder Raum verschafft. Aber besonders seinen Drive setzte er in Europa kaum ein, so das seine wahre Stärke in dieser Hinsicht noch ein kleines Fragezeichen ist. Insgesamt muss man abwarten inwieweit er in der Lage ist eine andere Rolle in der NBA einzunehmen und als klarer Go-to-Guy zu agieren. Diesen Nachweis muss er noch erbringen. Auch in der Defense hat Hezonja dank Größe und Schnelligkeit gute Voraussetzungen. Verfügt zudem über schnelle Hände und liest viele gegnerische Plays und kommt so öfters zu einfachen Steals. One-on-One sehe ich ihn bereits als guten Defender. Lässt sich da selten von seinem Gegenspieler vernaschen und kann selbst im Post verteidigen. Probleme bekommt er zuweilen off-the-ball. Spekuliert zu viel auf gegnerische Pässe, verliert auch mal den Fokus auf seinen Gegenspieler und verschläft gegnerische Screens. Allerdings sehe ich diese Schwächen einerseits noch als abstellbar, andererseits dürften diese beim NBA-Basketball etwas weniger zur Geltung kommen, da dort weniger komplexe Spielzüge gelaufen werden und es mehr Raum gibt um gegnerische Screens zu umlaufen. Nichtsdestotrotz muss er sich hier noch steigern, ebenso wie beim Rebounding, wo er zuweilen das Ausblocken vernachlässigt.
Wäre bei ihm nicht die Gefahr das er charakterlich aneckt und hätte er nicht so wenige Möglichkeiten gehabt sich als Go-to-Guy zu beweisen, so wäre er für mich an zweiter Position gelandet. Denn ehrlich gesagt ist er einer der beiden Spieler dieses Jahrgangs, bei dem ich mir mit ganz viel Fantasie eine Entwicklung bis hin zu einer MVP-Trophäe ausmalen könnte. Daher wäre ich auch sehr glücklich würde er bei den Lakers landen und ein Jahr von Kobe lernen. Allerdings leider ein unwahrscheinliches Szenario. Generell würde ich ihn gerne in einem Team sehen wo er direkt zum Start eine der ersten Scoringoptionen darstellt. Daher würden mir auch die Sixers sehr gefallen. Sofern sie ihn als Small Forward sehen wäre er mit Sicherheit auch für die Kings und zuvor besonders für die Magic eine Alternative. Aufgrund seiner Flexibilität bei der Position passt er aber fast überall rein. Auch Denver, Detroit und Charlotte hätten sicher Verwendung für ihn. Anzumerken ist bei ihm auch noch die Buy-Out-Höhe, denn diese soll sich bei knapp über zwei Millionen befinden. Zudem hatte er in der Vergangenheit auch durchaus etwas mit Verletzungen zu kämpfen.