Sarver in Schutz zu nehmen, liegt mir eigentlich fern, aber es gibt eben wie immer nicht nur eine Einbahnstraße. Wenn der Maßstab „Maximalvertrag“ ist, dann waren die ersten drei Jahre von Ayton eine maximale Enttäuschung. Einzige Ausnahme sind die diesjährigen Playoffs, in denen er endlich Konstanz, Konzentration und Aggressivität gezeigt hat.
Grundsätzlich ist es völlig legitim, dass jeder Spieler für sich das beste Paket herausholen möchte. Deshalb werde ich Ayton nie kritisieren, aber Sprüche wie „er liebt Phoenix“ soll er bitte lassen. Er tut es nämlich nicht. Ansonsten würde er einen Capela-Vertrag akzeptieren. Wie üblich fallen Worte wie Wertschätzung und Respekt was so viel heißt wie „ich liebe Phoenix, wenn die Kohle stimmt.“ Wie gesagt, dies ist in Ordnung. Es ist ein Business und jeder steht sich selbst am Nächsten, weshalb auch Bridges nicht verzichten wird. Alles gut.
Aber wenn ein Rollenspieler wie Ayton meint, drei seriöse Playoffrunden reichen aus, um sich diesen Vertrag zu verdienen, dann fahre ich auf der Einbahnstraße in die andere Richtung. Sarver und/oder das Management sind offensichtlich der Ansicht, dass Ayton diesen Vertrag nicht wert ist und das kann ich nachvollziehen. Erst wenn er offensiv klickt (Wurf, Selfcreation, Ballhandling, Passing) geht das Richtung Maxplayer. Die Suns scheinen von Ayton nicht restlos überzeugt zu sein. Zu Recht.
Am Ende steht eine Sample Size von wie vielen Spielen, in denen Ayton wirklich abgeliefert hat?
4:2 Lakers (ohne AD und angeschlagenem LeBron)
4:0 Nuggets (ohne Backcourt)
4:2 Clippers (ohne Kawhi)
Davor war Achterbahn mit vielen negativen Gefällen. Durch die insgesamt tolle Saison und die grandiosen Playoffs inkl. guten Leistungen von Ayton stellte sich schnell Euphorie ein. Ich nehme mich selbst als Beispiel und bin von Ayton immer noch begeistert. Warum? Weil meine Erwartungen dementsprechend gering waren. Kaschieren die 16 Spiele die ersten drei Jahre? Kaschiert ein guter Playoffrun all das was Ayton geliefert bzw. nicht geliefert hat? Sind nun plötzlich alle Zweifel wegen seiner Persönlichkeit beseitigt? Skills fehlen schließlich auch. Ich wäre da auch übel vorsichtig, vor allem bei einem Spieler, der regelmäßig ähnliche Symptome wie Wiggins gezeigt hat. Ayton ist schon selbst schuld, bei allem Respekt. Hätte er die Entwicklung bereits in der Regular Season genommen, wäre dies eine komplett andere Grundlage. Leider möchte Ayton nun eine Entscheidung, die auf ein paar Spielen basiert. Niemand weiß ob die ganzen Lustlos-Auftritte und Aussetzer wirklich der Vergangenheit angehören. Dafür ist die Sample Size zu klein.
Weiter geht’s mit der problematischen Position. Guards, Wings, Ballhandling, Three-Level-Scoring, Passing, Skillball. Das sind so die Begriffe die mir für die NBA im Jahr 2021 als erstes einfallen. Man braucht nicht drum rumreden. Talentierte Bigs wie Ayton sind nach wie vor wichtig und haben ihren Platz, aber seine Position ist am einfachsten auszufüllen.
Das P&R ist die Waffe in der heutigen NBA. Spieler, die ein P&R laufen können, haben einfach unfassbar viel Value. Diese Spieler kann man im Grunde überall reinwerfen. Ayton benötigt dagegen ein bestimmtes Setting, welches aktuell und letzte Saison perfekt passt. Verändert man dieses Team, nimmt mMn der Value von Ayton ab und genau hier schließt sich der Kreis. Ist so jemand einen Maximalvertrag wert?
Man muss sich auch die Frage stellen: gebe ich lieber einem Spieler wie Ayton oder Tobias Harris einen dicken Vertrag? Welcher Spieler (der drittbete eines Playoffteams) hat mehr Value? Letztendlich ist es auch eine Frage der eigenen Philosophie, Vorlieben und Interessen. Ich würde z.B. meine Center-Position lieber mit Ibaka/Batum (13 Mio.) ausfüllen und das restliche Geld in Wings investieren. Die Nets geben für LMA/Griffin/Claxton/Millsap keine 10 Mio. aus. Die Bucks bezahlen für Lopez 13 Mio. pro Jahr und sind wir mal ehrlich: Embiid und AD spielen auf einem anderen Planeten wie Ayton. Das sind Maxplayer. Die sind offensiv wie defensiv dominant.
Physische Präsenz, Rebounding und Rimprotection sind immer noch elementar, aber es hat sich in den letzten Jahren etwas verschoben. Für einen Rimrunner und Rimprotecor knallt man eher nicht 30 Mio. raus, sondern investiert es in die Paul George’s dieser Welt.
Ein hervorragendes Argument pro Ayton ist die Alternative. Wo kommt dann der Ersatz her? Phoenix ist kein Free Agent Magnet und es wäre fahrlässig den Kern aufzubrechen. Bekommt man für Ayton passenden Ersatz und wie stellt sich das Team danach auf? Auch hier findet man gute Argumente, die für einen Maximalvertrag sprechen könnten. (Teamchemie, Kontinuität, kein Ersatz, Stabilität, Potenzial, Loyalität)
Ein weiterer Pluspunkt ist der potenzielle Cap-Anstieg. Möglicherweise muss man jetzt Ayton und Bridges überbezahlen, aber in 2-3 Jahren könnten die Verträge ganz okay aussehen. Mir geht’s darum die verschiedenen Perspektiven aufzuzeigen. So einfach sollte man Sarver nicht kritisieren. Ich bin mir sicher für Doncic/Young hätte er bereits gezahlt. Ayton polarisiert seit seiner Ankunft in Phoenix und das tut er nicht grundlos. Sarver und Co. wissen das ja am allerbesten. Ich hätte ihn in den ersten drei Jahren schon 25x getradet, wenn ich GM wäre.
Wenn Ayton deswegen stinkig werden sollte, dann wird man gleich erkennen wir sehr er Phoenix wirklich liebt. Wenn ein paar Millionen Ayton’s Entwicklung behindern, dann sagt das mehr über Ayton aus, als über Sarver. Ich würde dann umso mehr trainieren, mich noch mehr reinhängen, abliefern und den Owner überzeugen. Wenn es heute Mode ist, jedes Mal gleich beleidigt zu sein, dann soll er mit Simmons und Rich Paul ein eigenes Team gründen. Die können ja dann gemeinsam das P&R laufen.