Ich kann dir in allen Punkten nur rechtgeben und will hier und da noch etwas nachtragen:
Dass der Ball konsequent zu Aldridge im Lowpost geht, hat schon System, da Aldridge kräftig an Masse zugelegt und an seinem Lowpost-Spiel gearbeitet hat. Das Problem ist nur, dass er trotz allem immer noch nicht mit dem Rücken zum Korb punkten kann. Das Experiment scheint ebenso zu scheitern wie bei Oden. Folglich braucht es auch nur ein paar Double-teams und Fehlwürfe, bis Aldridge wieder zum Turnaround-Jumper greift, und von da aus ist es bis zu den langen Jumpern nah an der Dreierlinie nur eine Frage der Zeit.
Das Problem mit Aldridge ist, dass er im Lowpost die Offensive stoppt. Er braucht lange, um sich nach möglicher Doppeldeckung (mit der er dann nicht klarkommt) umzusehen und sich zu einer Aktion durchzuringen. Das hat schon fast Oden'sche Ausmaße. Wenn dann noch Roy auf dem Flügel das Tempo verschleppt, wie er es meistens tut, ist Portlands gesamte Offensive extrem behäbig und berechenbar. Man sollte sich von den erzielten Punkten und selbst von den Wurfquoten nicht täuschen lassen; beide Go-to-Scorer spielen keine besonders gute Saison.
Auch wenn ich mich wiederhole: Die Blazers-Offensive läuft mit Abstand am besten, wenn Miller den Ball führt. Er kann Early Offense spielen, indem er schnell und überraschend direkt unter den Korb passt, wo dann auch mal Camby und Batum zum Abschluss kommen, die von Aldridge und Roy in der Regel nur aus der Not heraus ins Spiel eingebunden werden. Miller ist auch einer der wenigen Blazer, die konsequent zum Korb ziehen und somit Druck auf die Verteidigung ausüben. Dass er zurzeit so gut aus der Halbdistanz trifft, ist nur ein weiterer Grund, ihm öfter den Ball zu geben.
Defensiv habe ich wenig Hoffnung auf baldige Besserung, da all das Defensivtraining einfach nicht fruchtet. Miller ist defensiv zu langsam, Fernandez völlig planlos und Roy oft nicht mal engagiert, den gegnerischen Zug zum Korb zu stoppen. Der positive Einfluss von Batum (und Matthews, Johnson) verpufft, weil anderswo riesige Löcher sind, die vom Gegner dankbar angenommen werden. Das wiederum geht zulasten der Big Men, die wie Camby gegen New York in Foulprobleme geraten. Auch Oden und Przybilla können aus Erfahrung ein Lied davon singen.
Was mich besonders ärgert, ist, dass es defensiv in der Crunchtime ja durchaus geht. Wenn man allerdings die Verteidigung als einen Luxus betrachtet, mit dem sich Rückstände noch in knappe Siege umwandeln lassen, kommt man auf keinen grünen Zweig. Außerdem hält McMillan konsequent an Roy fest, der gegen die Knicks den Point Guard verteidigen sollte. Warum nicht mal Roy rausnehmen, Johnson reinbringen und ihn mit Matthews und Batum die kleinen Positionen verteidigen lassen? Immerhin sind das Portlands fähigste Perimeter-Verteidiger.
Dazu wird es jedoch nie kommen, weil Roy halt einen Sonderstatus besitzt, der oft nicht gerechtfertigt ist, und defensiv schon gar nicht. Ich habe manchmal den Eindruck, McMillan wolle lieber mit Roy verlieren, als ohne Roy zu gewinnen. Es war bezeichnend, dass ausgerechnet Andre Miller die Blazers im Schlussviertel mit acht Punkten und vier Assists zurück ins Spiel brachte, nur um dann ausgewechselt zu werden. Selbst Walt Frazier als Knicks-Kommentator fragte, weshalb Miller rausgenommen worden war. Aldridge und Roy verwarfen dann bei 95:95 wieder jeder einen langen Jumper, was Portland fast den Sieg kostete.
Die Rückkehr von Przybilla und irgendwann auch Oden wird einige Probleme lösen, aber nicht alle. McMillan sollte nach Defensivleistung aufstellen und engagierte Verteidigung belohnen, um ein Zeichen zu setzen. Wenn dann Johnson statt Miller, Matthews statt Roy und Cunningham statt Aldridge spielt, dann ist das halt so. Vor allem aber sollte McMillan von seiner "Roy & Aldridge"-Offense wegkommen, wenn das Team diese Saison irgend etwas erreichen soll. Da er all das jedoch nicht tun wird, hat Portland keine Chancen auf die Meisterschaft, die mit diesem Kader theoretisch durchaus möglich ist.