Nichts anderes lässt sich im Übrigen aus meiner Sicht über diejenigen sagen, die hier auf andere Beteiligte (wie beispielsweise die beiden Lokführer) verweisen. Eine durchaus egoistische Einstellung, die ja dem Vorwurf in dem Fall an Enke entspricht, da hierbei mitnichten empathische Gründe vorliegen. Es wird schlichtweg auf mögliche eigene Betroffenheit verwiesen. Aber darin spiegelt sich eben auch unsere Gesellschaft wider, in der das zeigen von Stärke und angeblicher Abgeklärtheit oberste Priorität haben. Das ist, und darüber sollten sich einige vielleicht dann auch mal Gedanken machen, bevor sie in durchaus unangemessener Art und Weise sich in einem öffentlichen Forum äußern, einer der Beweggründe dafür, warum über Depressionen oder allgemeiner über psychische Erkrankungen eher im stillen Kämmerlein gesprochen wird.
Also mal grundsätzlich, gerade an einem Platz der Diskussion ist die Sprache ein Mittel der Verständigung, und nicht Selbstdarstellung. Sorry aber dein Posting ist so verfasst, dass man es wirklich mehrfach lesen musste, um überhaupt die Intention zu erkennen. Es ist nur eine nett gemeinte Anregung.
Wo ich bei der Darstellung Probleme hatte, kann ich den Inhalt überhaupt nicht nachvollziehen. Du sprichst ja den Menschen sozusagen die Fähigkeit ab, sich um das Gemeinwohl zu sorgen.
Dass hier Leute sich selbst durch ihre Sympathie für Enke (der im übrigen scheinbar ein sehr netter Kerl war) blenden lassen, ist für mich kein Problem. Ich finde darüber kann man in der Stunde der Trauer hinwegsehen.
Meine Mutter ist selbst Nervenheilarzt, und die ganze aktuelle Entwicklung ist für sie und andere Kollegen sehr beunruhigend. Die extrem ausgeprägte Teilnahme an diesem Fall, wirkt sich alles andere als positiv aus. Man muss sich vorstellen, dass Suizidgefährdete meistens sehr isoliert, nicht erfolgreich sind. In den Phasen vor dem Freitod, verschiebt sich das Leben in eine "Parallelwelt" bzw eher das Sterben. So machen sich Gefährdete große Gedanken darüber ob ihr Tod wenigstens Beachtung findet, ob sie evtl. der Gesellschaft, die einen nicht versteht, noch Sorgen bereiten können. Zwei Fälle, die auch die beiden Risikogruppen gut abbilden: alleinstehender Mann, geschieden, keine Kinder oder kaum Bindung, will mit seinen Tod Ex-Frau bestrafen. Oder ein Jugendlicher, der Aufmerksamkeit von den Eltern braucht und sie dadurch bestrafen will (soziale Ächtung, "Rabeneltern" etc).
Natürlich geht es nicht bei allen so, aber diese massive und (unkritische) Teilnahme, könnte Menschen in ihrem Handeln bestärken. Gerade wenn man bedenkt dass es sich bei Enke um ein Vorbild handelt. Bei allen Mitgefühl fehlt einfach mal der Tenor "der Mann hatte Probleme, aber er hat falsch gehandelt und dabei auch vielen Leuten geschadet". Da ist die Lokführer-Diskussion auch überhaupt nicht überflüssig, sondern notwendig.
Die Statistik , dass 10% der diagnostizierten Selbstmord begehen ( früher hab ich mal was von 16% gehört) , hat mir schon immer Angst gemacht, denn ich nehm selbst seit 8.5 Jahren Antidepressiva.
Naja Statistiken... Erstmal ist es wichtig dass du Hilfe bekommt. So ein Fall wie Enke (Selbstmord ohne jemals stationär behandelt worden zu sein, ist die absolute Ausnahme). Außerdem sollte man nicht überlesen dass die 10% aus der Gruppe "der schwer an Depressionen erkrankten Menschen" kommt. Also um überhaupt so eingestuft zu werden, bedarf es schon wirklich einer Menge. Bei einem sehr hohen Prozentteil sind da schwerste persönliche Hintergründe und ein starkes Suchtproblem im Spiel.
In der Praxis sagt man dass die Ausschläge sich wirklich "spiegeln", sprich die meisten Suizide bei schwer erkrankten Langzeit-Patienten (die auch alle Stufen der Behandlung durchlaufen haben) und Leute die nie Hilfe in Anspruch genommen haben, vorkommen. Selbst so ein Fall wie bei Enke (sprich niemals stationär behandelt) ist sehr ungewöhnlich.