Ich habe mir zunächst die Beiträge durchgelesen und bin gleicher Maßen entsetzt und überrascht, wie sehr sich einige dem ganzen nahe fühlen oder gar hineinsteigern.
Ungeachtet der Tatsache, dass ich Robert Enke für einen guten Torhüter hielt und Kraft dem, was über die Medien transportiert wurde für einen sympathischen Menschen, finde ich diese Hysterie und den zunehmenden Personenkult merklich übertrieben.
Sicher war er eine Person, die in der Öffentlichkeit stand. Nichts desto weniger sterben 10.000 Menschen in Deutschland pro Jahr an Depressionen. Wer nimmt am Schicksal dieser Menschen Anteil?
Ich finde es grotesk, wie man seine Witwe und seinen Psychologen wie den Ochsen am Ring durch den Medienzirkus führt und hinterher behauptet, es wäre ihr freier Wunsch gewesen. Hochachtung vor dieser Frau, die bei diesem emotionalen Tiefschlag den Verstand besitzt, den Spekulationen ein Ende zu bereiten, damit Sie im Anschluss hoffentlich von der hungrigen Medienmeute in Ruhe gelassen wird und ihrer Verantwortung gegenüber sich und ihrer Tochter nachkommen kann.
35.000 pilgerten auf dem Trauermarsch durch Hannover, herofizieren einen Mann, den sie aus der Öffentlichkeit kennen. Vielleicht entsteht daraus ein wenig mehr Sensibilität auch im Umgang mit dem eigenen Nachbar oder über das Verständnis gegenüber anderen Mitbürgern.
Ich wünschte mir, die Menschen dieser Gesellschaft würden dieses Zusammengehörigkeitsgefühl empfinden, wenn es darum geht etwas zu gestalten.
Auch wenn es zynisch klingt, warum wird sein Sarg aufgebahrt? Das erinnert doch stark an Lenin und sein Mausoleum. Das Merchandising reibt sich bestimmt jetzt schon die Hände.
Kommen wir zur Nationalmannschaft, die zwischen Unfassbarkeit und empfunderer Schuld hin und her wankt. Der Aktionismus verstärkt dem Problem der Depressionen bis tief in den Nachwuchs zu begegnen, wäre nicht notwendig, wenn generell wieder eine Debatte über Werte stattfände, die dann nicht nur dokumentiert, sondern auch gelebt werden.
Ruhe in Frieden
Robert Enke