Es ist halt heutzutage wirklich sehr sehr schwer die etablierten Leute konstant und hintereinander zu schlagen. Ich weiß wer in den 90ern schon Tennis verfolgt hat und dann gesehen hat, wie in den 2000ern nach der Reihe Federer, Nadal und dann Djkokovic/Murray nachgerückt sind, der erwartet jetzt vl etwas ähnliches von der jungen GEneration. Meiner Meinung nach ist das aber extrem schwierig zu bewerkstelligen, da man die Spieler samt Fitness und Entwicklung und körperlicher Verfassung im Alter überhaupt nicht mehr mit den Stars vor 15-20 Jahren vergleichen kann.
Sieh dir Federer mal an: Er wird im August 36, und hat bis zu seiner Pause die Tour komplett dominiert..und das nachdem er 2016 großteils wegen seiner Knieverletzung verpasst hat. Klar ist Federer wohl der Ausnahmeathlet schlechthin, und seine Spielweise ist aufgrund seines Talents deutlich ökonomischer als jene von Nadal oder auch Djokovic... trotzdem ist es schon erstaunlich dass man in diesem Alter noch so stark an der Spitze stehen kann.
Auf der anderen Seite müssten ja die jüngeren Spieler ebenfalls davon profitieren, dass sie sich von klein auf in immer weiter professionalisierten Strukturen bewegen (oder vielleicht ist es in mancher Hinsicht sogar nachteilig), mit immer besseren Fitness- und Ernährungsprogrammen arbeiten usw. Solche Voraussetzungen hatten Nadal und Federer, mal von den vorherigen Granden ganz zu schweigen, noch nicht in ihrer Jugend. Aber richtig, die Körper halten heute länger und der große Vorteil der Erfahrung und spielerischen Reife, kann lange Zeit den physischen Abbau mehr als nur kompensieren.
Ich halte es für falsch, Nadal als Maßstab zu nehmen. Nadal war schon extrem schnell in seiner Entwicklung. Vor allem als bester Sandplatzspieler aller Zeiten konnte er da sehr früh große Erfolge erzielen. Nadal hat mit 19 den ersten GS-Titel geholt, Djokovic mit 20, Federer mit 21. Auch Djokovic und Federer haben sich schnell entwickelt. Oder siehst du sie als Spätzünder? Sie waren absolut im zeitlichen Rahmen, der auch bei anderen Superstars zu sehen ist. Sampras hat mit 19 seinen ersten GS geholt, aber auch er hat noch nicht sofort die Tour dominiert und da war das Spiel sicherlich nicht so physisch wie heute. Das macht es den heutigen jungen Spielern einfach immer schwerer. Die älteren Spieler sind physisch stärker, pflegen sich besser als früher, ernähren sich besser als früher. Das ist heute alles noch professioneller als vor zehn Jahren. Der Mensch wird im Schnitt immer älter, was zwangsläufig dazu führt, dass Karrieren längern dauern. Das heißt, die zeitlichen Rahmen verändern sich einfach, auch wenn man immer noch einen Grand Slam mit 20 oder 22 gewinnen kann.
Joa ok...auf dem ersten Blick hätte ich gedacht, dass Djokovic beim ersten AO Sieg mindestens 2 Jahre älter gewesen sein muss, als Nadal bei seinem ersten FO Triumph. Aber Nadal ist da ja kurz vorher 19 geworden und die AO sind am Anfang des Jahres, daher täuschen die Daten etwas.
Dennoch schien Noles erster Titel lange Zeit ja eher sowas wie ein Ausreißer zu sein und es war lange fraglich, ob er jemals die Qualität in sein Spiel bekommt, um Nadal und Federer dauerhaft schlagen zu können. Im Vergleich zu Nadal, der natürlich eine außergewöhnlich frühe und starke Entwicklung genommen hat, brauchte Nole eine gefühlte Ewigkeit bis er seine Topverfassung erreicht hatte. Ich möchte jetzt nicht alle anderen daran messen, es ging mir nur darum, dass Du ein Beispiel für einen Frühstarter gesucht hast und eben nicht Nadal genommen hast...aber verstehe scho...Du wolltest sowas wie eine Referenz nehmen, die eher noch im Rahmen der Möglichkeiten anderer junger Spieler liegt.
Was heißt denn "nur"? Er ist der einzige Spieler in den letzten Jahren, der das so früh geschafft hat und man muss sehen, dass er auch gerade erst 20 Jahre alt geworden ist. Außerdem ist er auch deshalb zu nennen, weil er konstant seine Leistungen bringt, große Spieler über Best of 3 regelmäßig schlägt und nicht nur wegen des Masters-Titel. Es fehlt bei ihm noch der Schritt auf der Grand-Slam-Ebene. Bei den Australian Open war er stark unterwegs, hatte aber Lospech. Bei den French Open hat er zugegeben schwach gespielt, aber es ist absolut in Ordnung, wenn er erst 2018 oder 2019 bei den Grand Slam-Turnieren vorne mitspielt. Auch weil mit Federer, Nadal und Djokovic die stärkste Generation aller Zeiten immer noch stark aufspielt.
Ja das "nur" bzw die Formulierung war missverständlich. Finds auch sehr cool, dass es wieder einem so jungen Spieler gelungen ist. Ich meinte damit, dass Zverev aktuell sowas wie einen Sonderstatus aufgrund des Masters-Titels inne hat und ich ihn "nur" deshalb von vornherein auf dem Zettel hatte, anders als Kyrgios, den ich bisher so gut wie nie spielen sah.
Es ist im Herrentennis einfach unglaublich schwierig, große Turniere zu gewinnen. Murray hat mit 25 seinen ersten Grand Slam-Titel gewonnen. Wawrinka mit 28. Das sind immer noch herausragende Leistungen, die man würdigen sollte.
Wawrinka in der Form der vergangenen Jahre, ist eine riesen Bereicherung für die Tour. Von den großen drei abgesehen, ist er für mich der letzte und einzige Spieler, der wirklich Weltklasse-Niveau erreichen konnte und der in der kürzeren Vergangenheit den größten Entwicklungssprung gemacht hat. Murray Nr 1 hin oder her...
Grundsätzlich gefällt es mir wieder was du schreibst. Federer, Nadal und Djokovic werden bei quasi allen Experten als top 10 all time bezeichnet. Wenn dem so ist, dann muss man jetzt auch damit leben, wenn es mal 20, 30 oder 40 Jahre keinen Spieler dieser Güteklasse gibt.
Haben die All-time Größen sich historisch betrachtet nicht immer so in etwa die Klinke in die Hand gegeben? Also gab es in den letzten 60 Jahren nicht in jeder Generation mindestens einen Top 10 all Time Spieler?
Damals hat die ATP den Bogen etwas weiter gespannt und mit Kuerten einen Spieler dazu genommen, der schon 2 GS in der Tasche hatte. Dennoch würde ich sagen, dass 2000 die new Balls schon weiter waren als heute die next Generation. Im Jahr 2000 hätte wahrscheinlich niemand gesagt, dass nur wenig nachkommt. Safin hatte kurz nach Beginn der Kampagne seinen absoluten Durchbruch. Gewann die USO und beendete das Jahr an 2 mit 20 Jahren. Ob das Zverev der in gewisser Weise das Gegenstück zu Safin ist noch gelingt, will ich doch bezweifeln. Auch Hewitt und Ferrero tummelten sich damals als Teenies schon in der erweiterten Weltspitze. Ein Haas der mehr new Balls war, als Thiem heute next Generation ist, war schon top 10. Dazu Spieler wir Federer und Roddick in der Hinterhand, also wenn das wenig nachkommen ist, wann war es dann viel?
Wie doriangray schon schrieb, es gab damals keinen richtigen Topspieler mehr, der bei quasi allen GS direkt Haushoher Favorit war. Zu der Zeit hätte auch Kohlschreiber guten Chancen auf einen GS Titel gehabt
Was es über die letzte Decade hinaus für viele Spieler sicher sehr schwer gemacht hat, ist die Tatsache, dass 3 All-Time Spieler ihre Prime in direkter Abfolge hatten und vor allem, dass alle immer noch dabei sind und sie selbst an schlechteren Tagen, dem Großteil der Konkurrenz haushoch überlegen sind.
Wird aber irgendwie Zeit, dass wer den Laden gehörig aufmischt.