Quelle: Hamburger Abendblatt
Weitere Fälle: Kauft Wettmafia Schiedsrichter?
Noch ein Berliner unter Verdacht, mehrere Spiele durch falsche Pfiffe manipuliert zu haben.
Von Dieter Matz, Alexander Laux
Hamburg - Der Fall des Berliner Schiedsrichters Robert Hoyzer, der von ihm geleitete Spiele der Zweiten Bundesliga und der Regionalliga manipuliert haben soll, um einer Berliner Wettmafia zu dienen und selbst zu kassieren, bleibt vermutlich kein Einzelfall. Nach Informationen des Abendblatts verdächtigt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) weitere Unparteiische, durch wissentliche Fehlentscheidungen Spiele beeinflußt zu haben.
Unter Verdacht geraten waren zwei Schiedsrichter aus Berlin. Der DFB, der Ermittlungen aufgenommen hat, gab jedoch am Abend für einen der Verdächtigten eine Ehrenerklärung ab. Aus der illegalen und kriminellen Berliner Wettszene gibt es Hinweise darauf, daß nicht nur Begegnungen, die unter der Leitung des heute 25 Jahre alten Robert Hoyzers standen, so endeten, wie es in der Hauptstadt von der Mafia "angeordnet" und gewettet wurde.
Auch die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat sich mittlerweile eingeschaltet und Vorermittlungen gegen Hoyzer eingeleitet. Man prüfe, ob gegen ihn ein Anfangsverdacht wegen Betruges oder einer anderen Straftat bestehe, hieß es.
Damit steht der deutsche Fußball vor dem wohl größten Skandal nach dem Bundesliga-Betrug von 1971. Neben dem DFB-Pokalspiel Paderborn-HSV (4:2) gebe es noch bei fünf weiteren Spielen einen Manipulationsverdacht, teilte das DFB-Präsidium gestern nach einer fünfstündigen Krisensitzung in Frankfurt/Main mit.
Um künftig solche Betrügereien auszuschließen, will der DFB ein "Frühwarnsystem" einführen. So soll ein enger Kontakt mit Buchmachern aufgebaut werden. "Damit können wir bei Quotenreaktionen daraus resultierend Rückschlüsse analysieren und Maßnahmen im laufenden Spielbetrieb ergreifen", sagte Wilfried Straub, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Fußball-Liga. Das vermutlich von Hoyzer verschobene Pokalspiel Paderborn-HSV werde auf keinen Fall wiederholt, sagte DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder. Hoyzer hatte zwei strittige Elfmeter gegen den HSV verhängt und Emile Mpenza vom Platz gestellt.
Dazu HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer: "Wir haben form- und fristgemäß gegen die Wertung des Pokalspiels Einspruch eingelegt und die Sache unserem Vereinsanwalt Horst Lehmann übergeben. Uns ist klar, daß der Wettbewerb nicht neu aufgerollt werden kann, aber wir wollen mit diesem Schritt unser Recht wahren." Das läuft auf eine Millionenklage gegen den DFB oder Robert Hoyzer hinaus. Berichte S. 3 und 23
Kommentar S. 2
erschienen am 25. Januar 2005 in Sport