Was Toney sagt stimmt schon und der Vergleich mit der NBA ist auch super, weil in beiden Fällen meiner Meinung nach die Fans "schuld" sind. Es ist halt shcönder anzusehen, wenn ein Tyson seine Gegner physisch platt macht oder ein Carter jeden Ball über seinen Gegner stopft als Leuten wie Ward oder May zuzuschauen, wie die ihre Gegner auseinanderschrauben, oder die ganzen Spanier in der NBA zu sehen, die super Basics haben aber nicht spektakulär sind..
Klar das man mit dem spektakulären Stil dann auch mehr Kohle macht.. (gut, da ist Floyd jetzt vielleicht ein schlechtes Beispiel, der macht auch so Asche, aber einen Ward will ja echt niemand sehen..)
Das Problem ist einfach, dass der Boxsport sich seit den 90ern deutlich gewandelt hat.
In der allgemein interessantesten Klasse, dem Schwergewicht, ist nicht mehr viel los. Da regieren die beiden Klitschkos in den letzten 4-5 Jahren nach Belieben. In meinen Augen sind das auch die einzigen beiden, die ein Komplettpaket haben, wie man es vor 10-15 Jahren noch bei vielen Schwergewichtlern sehen konnte.
Das führt dazu, dass Klitschko-Kämpfe ohne jegliche Spannung von statten gehen.
Im Moment tummeln sich in der obersten Gewichtsklasse nur noch unwürdige Herausforderer, die früher nicht einmal EBU-Champion hätten werden können. Das Ganze wird ergänzt durch irgendwelche Zirkusattraktionen à la Valuev und "lebende Box-Legenden" wie Holyfield, Rahman, McCall, Briggs und Co.
So ein Zirkus spielte in den 90ern einfach nicht mehr im Titelgeschehen mit. Da hatten Zirkusattraktionen wie Butterbean und lebende Legenden wie Holmes eben ihre "eigene Gewichtsklasse". Heutzutage bekämen solche Leute WM-Kämpfe und würden von den K's oder Haye abgeschlachtet werden.
Die Sache mit Foreman damals war genial. Er kam aus 10 Jahren Pause zurück, startete eine vollkommen neue Karriere und setzte nahm es mit gestandenen Schwergewichtlern auf. Heutzutage werden derartige Spektakel aber zu Hauf versucht und es nervt einfach, wenn man einen Botha im DSF über den Bildschirm flimmern sieht.
Der Unterhaltungsfaktor im Schwergewicht ist heutzutage gleich Null. Wenn man nur an die 90er denkt: Da hatte man die angesprochene Foreman-Story, die Skandalnudel Tyson, die spektakulären Kämpfe gegen Holyfield, der wiederum seine eigene Saga mit diesen Kämpfen aufbaute, nachdem er zuvor die legendäre Kampf-Serie gegen Bowe hatte. Da hatte man mit Lennox Lewis den vielleicht besten Schwergewichtler aller Zeiten. Und drumherum hatte man zahlreiche interessante und gut vermarktbare Herausforderer wie Golota, Grant, Briggs und Co.
Da gab es einfach bei jedem Kampf pure Unterhaltung. Das ist genau das, was heutzutage fehlt und weshalb Boxen für viele unattraktiv geworden ist.
Es mangelt deutlich an Schwergewichtstalenten. Da ist es gut, dass Leute wie Haye zumindest durch ihren Skandal-Faktor ein wenig Spannung mit reinbringen, oder dass sich jemand wie Adamek dazu aufmacht, sich mit Herz und Kämpferwillen im Schwergewicht zu etablieren.
Dadurch legt sich das Hauptaugenmerk auf die unteren Gewichtsklassen. Hier hatte man auch in den 90ern mit De La Hoya und Jones höchst interessante Leute. Hier kann man heutzutage ähnliche Geschütze auffahren mit Pac-Man und Mayweather, wobei Letzterer wenig spektakuläre Kämpfe abliefert.
Man versucht nun anderweitig Aufmerksamkeit zu bekommen, wie beispielsweise durch Super 6. Durch zahlreiche Turnierausstiege (Taylor, Kessler, Dirrell) verläuft das Turnier derzeit aber reichlich chaotisch. Durch die enttäuschende Vorstellung Abrahams gegen Froch ist auch hier noch einmal das Interesse der deutschen Zuschauer zurückgegangen. Es entsteht einfach kein "Mitfieber-Effekt". Wenig förderlich ist es sicherlich auch, dass nur die Kämpfe von Abraham im deutschen TV gezeigt werden. Die Übertragung aller Super 6-Kämpfe wäre sicherlich sinnvoll gewesen.
Die eigentlich sonst so starken Klassen LHW und MW scheinen in den letzten 1-2 Jahren auch relativ dürftig besetzt zu sein. Im LHW tummeln sich halt hauptsächlich nur unspektakuläre Kämpfer wie Altmeister Hopkins, Jean Pascal (der vielleicht noch am wenigsten) und Dawson. Das Ganze wird ergänzt durch die Fliegenfänger aus dem kriselnden Universum-Stall, sowie dem unbekannten Shumenov.
Im MW steht plötzlich ein bis dato unbekannter Martinez an der Spitze, der mit Pavlik den spektakulären Mann entzaubert hat. Der wiederum muss sich erst mal wieder selbst finden. Dann ist da noch Felix Sturm übrig, der nach dem spektakulären Kampf gegen De La Hoya eigentlich in Sachen Unterhaltungswert keinen Schritt nach vorne gemacht hat. Ein Paul Williams hätte Zugpferd der Gewichtsklasse werden können, hat es aber vergeigt. Ansonsten ist hier noch Sylvester, der für den nationalen Markt halbwegs unterhaltsame Kämpfe abliefert.
Mal sehen, ob man in den nächsten Jahren ein paar spektakuläre Kämpfe wie WK vs. Haye, VK vs. Adamek, Mayweather vs. Pac-Man, usw. zusammenbekommt.