Skispringen und Corona: Auswirkungen auf die kommende Saison


Martin_D

Nachwuchsspieler
Beiträge
366
Punkte
43
Um deine Aussage noch mit einer Quelle zu untermauern:


Allerdings kann ich nicht ganz nachvollziehen, woher sie diese Zahl haben. Laut der Worldometers-Statistik hatten wir gestern zum ersten Mal seit dem 14. März weniger als 1000 neugemeldete Fälle.

Ich finde die Aussage auch nicht plausibel. Ich sage nicht, dass sie falsch ist, aber sie bedarf definitiv eine Erklärung, damit man die Aussage mit den veröffentlichten Zahlen in Einklang bringen kann.

Das trotz zurückgehender registrierter Infektionen die Reproduktionszahl nicht unter 1 ist, wäre prinzipiell mit einer zurückgehenden Zahl an Tests zu erklären. Doch darauf gibt es doch keine Hinweise, oder ? Es wird doch eher mehr getestet als noch vor ein paar Wochen.
 

Sprungbärchen

Nachwuchsspieler
Beiträge
836
Punkte
63
Man darf sich jetzt auch nicht an Statistiken aufreiben oder eine Statistik der anderen ständig gegenüber stellen. Das hilft aktuell nicht weiter. Entscheidend ist, die Gefahr weiterhin ernst zu nehmen, und mit Besonnenheit weiterhin zu agieren, um eine Reaktion zu verhindern. Vor nichts anderem warnt Herr Drosten und das RKI eigentlich. Sprich, das RKI meldet weiterhin offiziell (was sein Job ist), und versucht auch über die Zeit neue Statistiken zu erheben, die es leichter machen einen Überblick zu haben. Da es aber ein stetiger Blick in die Vergangenheit ist, ist das nicht immer so einfach. Und die Dunkelziffer wird eh nicht aufdeckbar sein.

Wichtig ist, dass bei allen Maßnahmen in Zukunft weiterhin der ursprüngliche Grund des Lockdowns nicht aus den Augen veloren wird: Insbesondere das Gesundheitssystem zu schützen, zudem Alte und Kranke zu schützen, und die Ausbreitung des Virus unter Kontrolle zu halten.
 

Martin_D

Nachwuchsspieler
Beiträge
366
Punkte
43
Ich finde schon, dass es eine zumutbare Forderung an die Wissenschaftler ist, eine Aussage wie "Die Reproduktionszahl ist wieder auf 1,0 gestiegen" nicht nur verkünden, sondern auch plausibel begründen sollten. Und die Aufgabe der Journalisten wäre es, da nachzufragen.
 

Gordo

Bankspieler
Beiträge
7.165
Punkte
113
Ich finde die Aussage auch nicht plausibel. Ich sage nicht, dass sie falsch ist, aber sie bedarf definitiv eine Erklärung, damit man die Aussage mit den veröffentlichten Zahlen in Einklang bringen kann.

Das trotz zurückgehender registrierter Infektionen die Reproduktionszahl nicht unter 1 ist, wäre prinzipiell mit einer zurückgehenden Zahl an Tests zu erklären. Doch darauf gibt es doch keine Hinweise, oder ? Es wird doch eher mehr getestet als noch vor ein paar Wochen.
die reproduktionszahl wird leider tatsächlich nicht immer anschaulich erklärt. erstens einmal hängt die anzahl neuer fälle natürlich auch mit der gesamtzahl aktiver fälle zusammen. da haben wir mittlerweile ja fast nur noch die hälfte von dem ehemaligen peak. also einfaches rechenbeispiel, eine reproduktionszahl von 1 bei 10 aktiven fällen bedeutet 10 neu-infizierte, bei 10.000 aktiven fällen entsprechend 10.000 neu-infizierte.

zudem errechnet sich die reproduktionszahl aus den daten die schon etwas länger zurückliegen, da sind die zahlen der gestern neu-infizierten noch gar nicht drin.

aus dem RKI report:
Die Reproduktionszahl R ist die Anzahl der Personen, die im Durchschnitt von einem Fall angesteckt werden. Diese lässt sich nicht aus den Meldedaten ablesen, sondern nur durch statistische Verfahren zum Beispiel auf der Basis des Nowcastings schätzen. Das Nowcasting und die R-Schätzung beziehen alle übermittelten Fälle mit Erkrankungsbeginn bis 3 Tage vor Datenstand ein. Fälle mit neuerem Erkrankungsbeginn wurden nicht berücksichtigt, da sie noch nicht in ausreichender Zahl übermittelt wurden und zu instabilen Schätzungen führen würden.
 

Pirkko

Rane-Vermisserin
Beiträge
19.596
Punkte
113
Aber ich wiederhole mich hier ja nur. Manche sind eben unbelehrbar, oder keine Ahnung... möglicherweise zu schlecht aufgeklärt über die Erkrankung, können oder wollen es nicht verstehen. Wie auch immer. Fahrt alle zu den Veranstaltungen, verteilt das Virus dann schön unter Fremden, euren Freunden und Verwandten.
Schlecht aufgeklärt bin ich garantiert nicht, medizinisch bin ich nicht ganz unbedarft. Ich machte eineinhalb Jahre die Ausbildung zur Kinderkrankenschwester und dann die Ausbildung zur Biologielaborantin und arbeite bei einem Impfstoffhersteller.
Was du mir vorwerfen kannst, ist, dass ich keine Scheuklappen trage und nur auf die gesundheitlichen Folgen schaue, sondern auch auf die sozialen und wirtschaftlichen Folgen schaue. Die sind schlimm bis katastrophal!
Dazu später was

Den Coronavirus werden wir nicht mehr einfach so los, da muss eine Herdenimmunität her. Die bekommst du auf zwei Arten:
1. Impfung
2. Durchseuchung der Bevölkerung mit dem Virus

Zur Impfung: Falls alles gut geht, gibt es frühstens in einem Jahr eine einigermassen brauchbare Menge an Impfdosen. Aber das wird alles andere als einfach. Ich bin in der Entwicklung beim Impfstoffhersteller und wir bekommen da Impfstoffe, die wir zur Marktreife bringen sollen. Da wurde normalerweise schon ein paar Jahre daran geforscht. In den letzten Jahren wurden ca zwei Drittel der Projekte aus verschiedenen Gründen gestoppt und ein Drittel läuft noch, bzw ein Impfstoff ist vor der Zulassung. Darum bin ich skeptisch ob das mit der Impfung in absehbarer Zeit klappt. Hoffen tue ich natürlich

Zur Durchseuchung der Bevölkerung: Da wird alles getan, damit man sich nicht ansteckt mit dem Lockdown -> auch das funktioniert nicht auf lange Sicht
Da finde ich den schwedischen Ansatz viel besser, die lassen

Nun noch mal zu den sozialen und wirtschaftlichen Folgen:
Stell dir vor, dass du Anfang Jahr ein kleines Restaurant eröffnet hast. Dafür hast du all dein Erspartes aufgebraucht. Da deine Eltern, die kurz vor der Rente stehen, von deinem Konzept überzeugt sind, gaben sie dir ein Grossteil ihres ersparten Geldes, das sie für ihre Rente brauchen wollten. Du hast auch zwei Freunde angestellt. Kurz vor dem Lockdown hast du noch eine Grosslieferung Lebensmittel bekommen. Dieses verdirbt jetzt oder du hast es der Tafel gespendet, brauchen kannst du nicht.
So jetzt kommt der Lockdown für 2 bis 3 Monate. In dieser Zeit kommt kein Geld rein, oder nur sehr wenig, da das Takeaway-Geschäft nicht richtig funktoniert, und du hast weiter Kosten. Miete, Versicherung, Strom usw und dies für dein Restaurant aber auch für deine eigene Wohnung. Deine Freunde musst du entlassen und du weisst genau, dass die wenig von der Arbeitslosenversicherung bekommen. Das Geld deiner Eltern wird wohl auch für immer verloren sein, da du kurz vor dem Konkurs steht.
Wie geht es dir da?
 

Benjamin

Zahlenfreund
Beiträge
38.566
Punkte
113
die reproduktionszahl wird leider tatsächlich nicht immer anschaulich erklärt. erstens einmal hängt die anzahl neuer fälle natürlich auch mit der gesamtzahl aktiver fälle zusammen. da haben wir mittlerweile ja fast nur noch die hälfte von dem ehemaligen peak. also einfaches rechenbeispiel, eine reproduktionszahl von 1 bei 10 aktiven fällen bedeutet 10 neu-infizierte, bei 10.000 aktiven fällen entsprechend 10.000 neu-infizierte.

zudem errechnet sich die reproduktionszahl aus den daten die schon etwas länger zurückliegen, da sind die zahlen der gestern neu-infizierten noch gar nicht drin.

aus dem RKI report:
Die Reproduktionszahl R ist die Anzahl der Personen, die im Durchschnitt von einem Fall angesteckt werden. Diese lässt sich nicht aus den Meldedaten ablesen, sondern nur durch statistische Verfahren zum Beispiel auf der Basis des Nowcastings schätzen. Das Nowcasting und die R-Schätzung beziehen alle übermittelten Fälle mit Erkrankungsbeginn bis 3 Tage vor Datenstand ein. Fälle mit neuerem Erkrankungsbeginn wurden nicht berücksichtigt, da sie noch nicht in ausreichender Zahl übermittelt wurden und zu instabilen Schätzungen führen würden.
Danke, das bringt doch etwas Licht ins Dunkel. Um es nochmal - so weit ich es nachvollziehen konnte - mit meinen Worten zusammenfassen: Wenn also zu einem bestimmten Zeitpunkt 100.000 Leute krank sind und diese 60.000 weitere Menschen anstecken, dann haben wir eine Reproduktionszahl R = 0,6 = 60.000/100.000.
Wenn nun einige Zeit später noch 50.000 Leute krank sind und diese aber wieder 40.000 weitere Menschen anstecken, dann haben wir eine Reproduktionszahl von R = 0,8 = 40.000/50.000.
Und daher ist es möglich, dass die Zahl der Neuansteckungen sinkt, obwohl R wieder wächst.

Und die Zukunftsprognose, die man daraus ableiten könnte wäre dann, dass in etwa zwei Wochen die Zahl der aktiven Fälle konstant bleiben wird (aber natürlich auch nur dann, wenn R bis dahin gleich 1 bleibt).
 

Martin_D

Nachwuchsspieler
Beiträge
366
Punkte
43
Tut mir leid, aber ich bin immer noch schlauer.

Danke, das bringt doch etwas Licht ins Dunkel. Um es nochmal - so weit ich es nachvollziehen konnte - mit meinen Worten zusammenfassen: Wenn also zu einem bestimmten Zeitpunkt 100.000 Leute krank sind und diese 60.000 weitere Menschen anstecken, dann haben wir eine Reproduktionszahl R = 0,6 = 60.000/100.000.
Wenn nun einige Zeit später noch 50.000 Leute krank sind und diese aber wieder 40.000 weitere Menschen anstecken, dann haben wir eine Reproduktionszahl von R = 0,8 = 40.000/50.000.
Und daher ist es möglich, dass die Zahl der Neuansteckungen sinkt, obwohl R wieder wächst.

Das ist bis hierhin relativ banal. So lange R noch unter 1 bleibt, bewirkt eine Vergrößerung von R natürlich keine Trendumkehr Richtung steigende Zahl der Neuinfektionen pro Tag, sondern nur eine Verlangsamung des Rückgangs (wobei das jetzt auch nicht präzise ausgedrückt ist. Selbst bei konstantem R unter 1 würde der Rückgang der Neuinfektionen in absoluten Zahlen sich durch den Rückgang der aktiven Fälle verlangsamen)

Und die Zukunftsprognose, die man daraus ableiten könnte wäre dann, dass in etwa zwei Wochen die Zahl der aktiven Fälle konstant bleiben wird (aber natürlich auch nur dann, wenn R bis dahin gleich 1 bleibt).

Welche Informationen zustäzlich zu den registrierten Fallzahlen könnten denn Grundlage für eine solche Prognose sein ?
 
Y

yeti

Guest
Jap, hab ich heut früh auch so im Newsletter vom Staatsministerium des Innern gelesen.
 

Benjamin

Zahlenfreund
Beiträge
38.566
Punkte
113
Bayern hat ja auch sehr viele aktive Fälle, die mussten ja Anfang März unbedingt noch ihre komischen Starkbierfeste durchziehen. Da hat Söder ja ziemlich gepennt. Aber sich danach als starker Mann aufspielen...

Das ist bis hierhin relativ banal. So lange R noch unter 1 bleibt, bewirkt eine Vergrößerung von R natürlich keine Trendumkehr Richtung steigende Zahl der Neuinfektionen pro Tag, sondern nur eine Verlangsamung des Rückgangs (wobei das jetzt auch nicht präzise ausgedrückt ist. Selbst bei konstantem R unter 1 würde der Rückgang der Neuinfektionen in absoluten Zahlen sich durch den Rückgang der aktiven Fälle verlangsamen)
Aber selbst, wenn R in meinem Rechenbeispiel auf 1,1 gewachsen wäre, wäre die Zahl der Neuansteckungen von 60.000 auf 55.000 gesunken.

Der Punkt ist eben, dass man für die Berechnung von R nicht die aktiven Fälle von heute mit den Neuansteckungen von heute vergleichen kann, sondern aufgrund der Inkubationszeit eher die aktiven Fälle von vor zwei Wochen mit den Neuansteckungen innerhalb der letzten Woche.
 

janafan

Nachwuchsspieler
Beiträge
2.864
Punkte
83
Bayern hat ja auch sehr viele aktive Fälle, die mussten ja Anfang März unbedingt noch ihre komischen Starkbierfeste durchziehen. Da hat Söder ja ziemlich gepennt. Aber sich danach als starker Mann aufspielen...


Aber selbst, wenn R in meinem Rechenbeispiel auf 1,1 gewachsen wäre, wäre die Zahl der Neuansteckungen von 60.000 auf 55.000 gesunken.

Der Punkt ist eben, dass man für die Berechnung von R nicht die aktiven Fälle von heute mit den Neuansteckungen von heute vergleichen kann, sondern aufgrund der Inkubationszeit eher die aktiven Fälle von vor zwei Wochen mit den Neuansteckungen innerhalb der letzten Woche.

die starbierfeste waren wirklich der letzte schmarrn
 

janafan

Nachwuchsspieler
Beiträge
2.864
Punkte
83
Jap, hab ich heut früh auch so im Newsletter vom Staatsministerium des Innern gelesen.


hier habe ich etwas sehr spannendes gefunden - es sterben ja mehr männer an covid 19, deswegen überlegen sie, ob sie männern östrogen und progesteron geben sollen

den link habe ich von katrina karkazis, der führenden testosteron forscherin aus den usa zugesandt bekommen

 

Rising Sun

Mountain Girl
Beiträge
22.743
Punkte
113
Söder hat doch gesagt dass der R Wert in Bayern nur bei 0,59 oder so liegt, auf jeden Fall unter dem Durchschnitt..Aber die legen sich das doch eh so zurecht wie es gerade passt 🤷🏻‍♀️
 
Beiträge
55.425
Punkte
113

Martin_D

Nachwuchsspieler
Beiträge
366
Punkte
43
Bayern hat ja auch sehr viele aktive Fälle, die mussten ja Anfang März unbedingt noch ihre komischen Starkbierfeste durchziehen. Da hat Söder ja ziemlich gepennt. Aber sich danach als starker Mann aufspielen...

Meiner Meinung nach hat Söder noch mehr Fehler gemacht.
Neben den Starkbierfesten sind zwei Fehler passiert, von denen der eine zugegebenermaßen nur schwer, der andere aber sehr leicht vermeidbar gewesen wäre und deshalb gravierend ist:

Vielen ist vielleicht aufgefallen, dass die Ausbreitung des Virus im Zeitraum zwischen Mitte März und Anfang/Mitte April. Zu Beginn des Zeitraums lagen die Fallzahlen in NRW deutlich über den Fallzahlen in Bayern, am Ende des Zeitraums war es umgekehrt. Das wurde durchaus thematisiert, auch von Söder selber und dabei mit der Rückkehr der Skiurlauber Anfang März begründet, wovon Bayern stärker betroffen war als NRW. Das Argument ist sicher richtig und ein Teil der Erklärung für das beschriebene Phänomen. Aber ich denke, es gibt noch zwei andere Gründe dafür: Nämlich die Durchführung der Kommunalwahl und das gewählte Timing bei der Verkündung der Schulschließungen.

Bei der Kommunalwahl wäre es sicher besser gewesen, man hätte sie wie die 2. Runde ausschließlich als Briefwahl durchgeführt. Die mit einer Präsenzwahl verbunden Begegnungen haben das Infektionsgeschehen sicher befördert. Eine kurzfristige Änderung im Ablauf einer Wahl braucht einen gewissen Vorlauf und ist eine juristisch heikle Angelegenheit. Deshalb war dieser Fehler nicht so einfach zu vermeiden. Die Änderung im Ablauf der Stichwahlen zeigt aber, dass das prinzipiell gegangen wäre.
Die Schulschließungen wurden am Freitag, den 13. März, gegen 9.00 Uhr verkündet, als alle Schüler in der Schule waren. Die Nachricht breitete sich wie ein Lauffeuer unter den Schülern aus. Zudem dürfte es in den meisten Schulen Durchsagen gegeben haben. Verständlicherweise hatten die Schüler ein großes Bedürfnis, sich herzlich voneinander zu verabschieden. Uns so kam es wohl überall zu zahlreichen mit engen Körperkontakt verbundenen Verabschiebungsgesten unter den Schülern. Das hat sicher an diesem Tag dem Infektionsgeschehen einen Push gegeben. Vermeiden hätte man das können, indem man den Beschluss erst nach dem letzten offenen Schultag verkündet hätte
 
Oben