Ich finde die Aussagen, das wir immer das Glück hatten in Führung zu gehen, schon etwas gewagt. Natürlich konnte man dann auch Kontern, aber wenn man sich die Tore speziell auch gegen England anschaut, entstanden die meist auch aus Standards des Gegners heraus also nicht zwingend weil der Gegner alles nach vorne geschmissen hat.
Zudem vergessen hier wohl manche schnell wie dominant man die ersten 15min Gestern gespielt hat. Von wegen wir waren nie in der Situation das Spiel zu machen. Die ersten 15min hat man praktisch nur das Spiel gemacht, hat sich dann durch das frühe 1:0 langsam weiter zurück gezogen, und man hat dann leider die letzten 10min der ersten Hälfte zu wenig gemacht. Aber die ersten 15min waren einfach Fußball aus reinkultur und sehr dominant.
Beide Punkte wollte ich auch schonmal ansprechen, tus einfach jetzt in Nachahmer-manier
1) Habe selte eine Mannschaft so regelmäßig und konsequent gegnerische Standards spielerisch zu klären, das geht mit der Grundordnung (meist 2 spieler im Raum knapp 5 meter außerhalb des 16ers) los, geht mit kontrollierten Pässen auch der Abwehrspieler weiter und endet mit dem konsequenten ausschwärmen mit wunderbar abgestimmten Laufwegen der Mittelfeldakteure weiter.
Dazu kommt dann risikobereitschaft und selbsvertrauen auch schwere Bälle zu versuchen, paradebeispiele : Klose (!) einen 40 meter pass (!!) aus dem eigenen 16er mit links (!!!) auf Özil vor dem 4:1 gegen die Engländer, ein Müller spielt vor dem 3:1 einen wahnsinns diagonalball ohne dass er von einem Engländer attackiert wird (und leicht einfach noch 20 meter hätte gehen können) .
Das ist eine Qualität, kein Zufall.
2) Auch bei den frühen Toren gilt der letzte Satz. Sehr passender Quote :
Dagbladet (Norwegen): "Die ersten sechs Minuten der deutschen Elf rund um das 1:0 waren vielleicht der beste Fußball, der jemals gespielt wurde."
Das war ein Lehrbeispiel dafür wie man in ein Spiel geht, sofort Risiken eingeht, hoch steht, sofort vertikale Bälle spielt und damit einen Gegner der gewohnt ist zu Beginn den Ball zu kontrollieren ins Mark trifft. Das geht ganz klar gegen das früher viel zitierte "erstmal Ruhe reinbringen" Denken.
Das alles heißt aber doch nicht dass die Spanier jetzt chancenlos wären, die haben ihrerseits auch eine enorme Qualität ...
Andererseits sehe ich auch nicht ein warum man die beiden letzten Auftritte schlecht reden sollte der political correctness wegen.
Fakt ist ja auch mal, dass sicher die Engländer und Argentinier auch ihre Chancen hatten, im Unterschied zu den deutschen aber hart erarbeitet und oft aus der Not geboren.
55% der deutschen Torschüsse kamen von innerhalb des 16ers (als Folge 12 der 13 Tore von dort). Bei den Spaniern sind es 40%, bei den Argentiniern 43%, Urus 44%, Holländer 42%.
Da war nicht ein einziges "glückliches" Tor dabei (ausnahme evtl Klose gegen England), sei es sonntagsschuss, gestochere im 16er, nachschuss, abgefälscht oder sonst etwas in der Art. Selbst Özils "Fernschuß" war ein schuß mit dem starken Fuß aus 18 metern recht frei zentral vor dem Kasten, Müller der einzige der einen Gegenspieler ausspielen musste (gegen die Aussies).