Paris, ich liebe dich...
Stan deutete sich mit dem Mittelfinger an die Schläfe, umarmte StefanosTsitsipas am Netz innig und klopfte sich mehrmals auf die Brust. Er hatte in der Tat viel Nervenstärke und Courage gebraucht, um den jungen Griechen niederzuringen. Jener gewann sogar einen Punkt mehr, 195 zu 194, doch in den entscheidenden Momenten blieb Wawrinka eisern. Im fünften Satz wehrte er alle acht Breakbälle ab, insgesamt 22 von 27.
Roland Garros ist für ihn der Kraftort, an dem er zu seiner alten Stärke zurückgefunden hat. Vor zwei Jahren spielte er sich dort noch in das Finale gegen Rafael Nadal, dann begann seine Leidenszeit mit zwei Knieoperationen und dem langen Weg zurück. Wenn es noch Zweifel gegeben hatte, ob sein Körper den höchsten Belastungen wieder standhält, wischte er sie mit seinem Marathonsieg über Tsitsipas weg. Der gestand nach der epischen Partie, dass er in der Kabine geweint habe, was ihm schon lange nicht mehr passiert sei.
Auf die Frage, ob ihn die mentale Stabilität des Schweizers beeindruckt habe, meinte der Coach von Tistsipas, Patrick Mouratoglou: "Beeindruckt? Nein. Ich weiss genau, wozu Stan fähig ist. Er hat schon so viele solcher Matchs gezeigt. Er ist einfach ein unglaublicher Kämpfer." Aber auch Kämpfer brauchen einmal eine Pause. Die bekommt Wawrinka heute, nachdem er drei Tage hat durchspielen müssen, weil seine Partie gegen Grigor Dimitrov wegen Dunkelheit in zwei Teilen stattfand. Am Dienstag erwartet ihn im Viertelfinale ein frischer Roger Federer. Wawrinka hat zwar nur drei Sätze mehr gespielt, musste aber schon über fünf Stunden länger auf dem Court ausharren - 12 Stunden und 27 Minuten.
"Ich werde immer älter", stellte Wawrinka fest. "Das hilft nicht, um mich bis Dienstag zu erholen." Aber dafür sei sein Landsmann ja noch viel älter als er, wollte ihn ein Journalist aufmuntern. "Ja, er ist älter, aber er ist auch besser", gab Stan schmunzelnd zurück.
(Quelle: Redaktion Tamedia)
Allez Stan