Das Problem an Boba Fett ist schlicht, dass es nicht Boba Fett ist. Der eiskalter, wortkarge Kopfgeldjäger ist angeblich nach dem Sarclac zu einer schwafelnden Weichflöte geworden. Typisch Disney halt. Man versucht krampfhaft kernige Charactere umzuformen, um irgendwelche neuen Leute besser darzustellen.
Nichts davon hat irgendwas mit "typisch Disney halt" zu tun. Diese krampfhaften Versuche immer irgendeine Art von dominierendem Disney-Einfluss herbeizureden ist einfach vollkommen an den Haaren herbei gezogen. Das ist einfach nur plattes Geschwafel. Es gibt kein Disney das alles auf eine Linie trimmen will, so sehr das manche auch seit Jahrzehnten herbeireden wollen. Das hat einfach nur was von "ich mag etwas nicht, also erfinde ich eine Ausrede warum das so ist", anstatt einfach bei den Fakten zu bleiben, oder gar einfach feszuhalten, dass man etwas nicht mag weil man es halt nicht mag.
Boba Fett ist in der Serie so wie er ist, weil Favreau, Filoni und Rodriguez ihn so haben wollten, nicht weil Disney oder sonst irgendjemand es ihnen so aufgezwungen hat. In der Tat gibt Disney seinen kreativen Leitern weitestgehend freie Hand, und wenn es eine Kontrolle gibt, dann durch die Sub-Studios, nicht durch Disney selbst. Bei den vollkommen verschiedenen Serien und Filmen etwas auf "Disney versucht X" herunterbrechen zu wollen, passt einfach hinten und vorne nicht. Man kann auch nicht davon reden, dass Disney irgendwelche Charaktere weichspülen will, wenn dann ein Hauptcharakter wie Andor eher zwielichtig daherkommt. Das ist ein Widerspruch in sich. Würde man Dinge weichspülen wollen, wäre Cassian Andor nicht so wie er ist. Und würde man den angeblichen Disney-Familienkram über alles verbreiten wollen, dann hätte es Andor als Serie gar nicht erst gegeben.
Ich persönlich würde schon sagen, dass die Story des Charakters wie sie existierte durchaus einen Wandel hergab. Er war nicht zwingend, aber die Situation erlaubte es sehr wohl. Eine einschneidendere Erfahrung als fast zu sterben und danach in gewisser Weise verstümmelt zu sein gibt es kaum. Der Grund für den Wandel könnte also kaum klarer vorhanden sein. Das die Umsetzung dann - meiner Meinung nach - relativ mau ausfiel, ist eine ganz andere Sache. Das die Persönlichkeit in den The Mandalorian Folgen ein ganzes Stück vom Verhalten in Book of Boba Fett abweicht ist natürlich auch eher unglücklich. Und ja, wenn die mit Abstand beste Folge einer Staffel die ist bei der der Hauptcharakter gar nicht vorkommt, dann ist da etwas falsch gelaufen.
Andor war von der Qualität her deutlich über allen anderen Serien, in eigentlich jeder Hinsicht. Bei The Mandalorian ist natürlich mehr vom klassischen Abenteuer vorhanden, und die Qualität ist auch von einigen Kleinigkeiten abgesehen sehr ansprechend. Wobei ich den Start in die neue Staffel bislang nicht sonderlich stark fand. Kenobi und Boba Fett fallen im Vergleich zu den beiden aber schon sehr ab. Nicht so, dass sie einfach nur schlecht wären, aber doch mit einigen unnötigen Mängeln und vergeudetem Potential. Wenn man schon einen Ewan McGregor zurückholen kann, dann ist "ordentlich" nicht wirklich ausreichend.