Selbst aus cineastischer Sicht ist in Teil 9 so viel Käse.
Es gibt ja den Trick im Film, dass eine Figur, ein Gegenstand etc. der noch eine Rolle spielen soll, vorher subtil eingeführt wird. Als Beispiel hält da oft der Western hin. Wenn der Held am Ende niedergeschossen wird und ein Sheriffstern/eine Bibel/ein Kreuz den Schuss aufhält, muss man den Gegenstand vorher einführen, damit es nicht völlig Ex Machina ist. Wie man so etwas gelungen einführen kann, sieht man z.B. In The Dark Knight. Dort ist Batmans China-Ausflug primär dazu da um sein Sonar einzuführen, der am Ende eine wichtige Rolle spielt. Es wurde aber so gemacht, dass es halbwegs stimmig in den Plot passt. Rey hingegen steht irgendeiner Schlange gegenüber, die sie dann plötzlich heilt, damit sie später Kylo heilen kann, damit er sie heilen kann. Man hat die Heilkräfte zwar eingeführt, aber komplett mit dem Holzhammer.
Dann wollen die Bösen einen Planeten zerstören, der den Rebellen emotional etwas bedeutet. Im Normalfall nimmt man da etwas, womit der Zuschauer eine Verbindung hat, damit die Emotion überspringt. Was nehmen die? Fuckin Kajimi. Nein, sorry, nur weil die vorher dort waren und wir innerhalb von zwei Minuten erfahren haben, dass Poe dort eine Power Ranger Freundin hat, und dort ein Techniker-Gremlin haust, erzeugt das noch keine Emotion. Tattooine, Naboo, Endor, sogar das verdammte unbewohnte Dagobah wären da die bessere Wahl gewesen.
Apropos Endor, ich kann es nachvollziehen, dass man dort keine Ewoks zeigt bzw. Nur kurz am Ende. Die waren nicht jedermanns Sache. Aber dass es auf dem Fuckin Waldmond plötzlich alles gibt ausser Wald...**** off. Da übersehe ich sogar gern, dass der Todesstern in Return of the Jedi in die Luft geflogen ist und nicht auf Endor abgestürzt.
Hux wurde zwei Filme lang als Gegenspieler von Kylo aufgebaut. Da macht es auch Sinn, dass er von diesem getötet wird. Oder zumindest von einer relevanten Figur. Aber nicht von General „Whothefuckareyou“, den wir zum ersten Mal sehen.
Dann erscheint Han Solo als Fan-Service. Er ist aber kein Jedi. Also sagt Kylo zu ihm „du bist nur eine Erinnerung“ und Han sagt noch „deine Erinnerung“. Wenn sich Kylo zur Leinwand gedreht hätte und gesagt „Liebe Zuschauer, liebe Kritiker, wir wissen das Han Solo kein Jedi ist. Das ist also keine Jedi-Geist-Erscheinung, sondern nur meine Erinnerung. Bitte beachten Sie das fehlende blaue Leuchten“, wäre das gefühlt weniger Holzhammer und Brecheisen gewesen.
Und Finn, dem man in 8 eine aufkeimende Beziehung zu Rose angedichtet hat, gibt keinen **** mehr auf Rose. Miss „Ichhabdiestormtrooperauchverlassen“ folgt ihm schliesslich 2 Minuten nach dem Kennenlernen bis in den Tod. Und eigentlich liebt er ja sowieso Rey. Oder? Das wollte er ihr doch sagen. Oder? Wieso deckt man das nicht auf?
Kylo trifft beim Imperator seine Sith-Buddies, von denen es später heisst sie sind Ghouls. Klingt interessant und wird nie mehr aufgegriffen.
Und der Imperator will, dass Rey ihn tötet. Zwei Minuten später ist es sein Ziel Kylos und Reys Energie aufzusaugen.
All das sind viele filmische Elemente, die man einfügen kann. Die hohe Kunst ist, dass zu tun, ohne dass es der Zuschauer merkt oder es als unpassend aus der Handlung heraussticht. Im Falle dieses Films wurde das aber alles so dilettantisch gelöst, da ist jede Hausarbeit von mir, die ich paar Stunden vor Abgabetermin hingerotzt habe einen Doktortitel wert. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen da hätten Leute zum ersten Mal einen Film gemacht.
Wer sich mal ansehen will, wie man etwas subtil einbaut, soll sich mal in Episode 2 die Szene ansehen, als Anakin zu Padme sagt, dass er die Tuskenräuber, die seine Mutter auf dem Gewissen haben, alle getötet hat. Er dreht langsam durch, sagt, dass er auch die Frauen und Kinder getötet hat und sie das verdient haben. Und im Hintergrund wird leise der Imperial March eingespielt. So ein kleines Detail, aber man wird gleich daran erinnert „Romanze hin oder her, der Junge mit seiner tragisch-heroischen Story wird zum Monster Vader, vergesst das nicht.“ So macht man das. Episode 9 ist ein komplettes filmisches Armutszeugnis.
Und ich bin bei Filmen echt einfach zufriedenzustellen. Ich kann sowohl einen Citizen Kane wie auch The Expendanles abfeiern. Hauptsache ich weiss, mit welchem Blick ich an den Film gehen muss. Aber wenn ich in Star Wars gehe, will ich halt gern Star Wars sehen. Und nicht wie Stars Wars aussehen würde, wenn Filmstudenten ohne zu lernen ein Projekt vermasseln.