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"Ullrichs Betreuer sind Stümper"
In der Kritik: T-Mobile-Sportdirektor Mario Kummer (r.) mit Jan Ullrich
Karlsruhe/München - Starker Tobak! Die Tour de France ist jetzt eine Woche alt, die Berge kommen erst noch. Doch schon prasselt nach dem verkorksten Einstieg im Einzelzeitfahren massive Kritik auf Jan Ullrich ein.
Aber nicht nur der Kapitän, sondern auch der Betreuerstab und sein T-Mobile Team bekommen öffentlich das Fett weg. Einen Tag nach der Attacke durch Ex-Weltmeister Rudi Altig ("Die Ullrich-Entschuldigungen langweilen mich. Er muss mehr riskieren, er muss sich mehr schinden") setzt Rolf Wolfshohl nach.
Wolfshohl sieht T-Mobile-Bosse als Versager
Der zweimalige Etappensieger der Tour de France und dreimalige Cross-Weltmeister wirft bei Sport1.de dem Ullrich-Umfeld Versagen vor. "Das sind alles Stümper", erklärt der 66-jährige Kölner, der am Freitag zum Zielort nach Karlsruhe kam.
Wolfshohl, selbst Trainer eines Rennteams, nennt die Schwachpunkte:
1. Ullrich-Betreuer Rudy Pevenage. Wolfshohl: "Er lässt den Jan zu sehr an der langen Leine, ihm zu viele Freiheiten. Wenn ein Sportler Freiheiten hat, nimmt er den bequemsten Weg. Er schindet sich nicht genug. Ein Athlet muss leiden, er muss bis an die Grenzen gehen. So kann man einen Lance Armstrong nicht bezwingen. Jan hätte einen autoritäten Teamchef wie Bjarne Riis benötigt. Der schindet die Fahrer und schickt sie zu Überlebens-Übungen in die Pampas."
2. Ullrich verschleudert seit Jahren das große Talent. Wolfshohl: "Er trainiert und trainiert. Aber er benötigt dagegen im Vorfeld harte Rennen, um ihn Höchstform zu kommen. Seit Jahren kritisiere ich seine Vorbereitung. Nur im Wettkampf bekommt man die Tempohärte. Da nützt es wenig, in der Toskana herumzuradeln. Wenn es nicht gut geht, lässt man doch schnell mal einen Tritt aus."
3. Die Verantwortlichen bei T-Mobile setzen Jan keine Maßstäbe. Wolfshohl: "Jan muss da mehr an die Kandarre genommen werden. Doch jetzt ist er mit 31 Jahren schon zu alt, um etwas zu ändern. Ein Beispiel sind die großen Gänge, die er immer fährt. Und oft ist er damit gegen Armstrong auf die Nase gefallen. Nur 2003 bei Bianchi zeigte Ullrich mal Eigeninitiative, als er sich aus dem Sumpf mit dem Drogenproblem ziehen musste. Da war auch schon Monate vor der Tour bei Rund um Köln in einer Klasseform."
"Viele taktische Fehler"
4. Die taktischen Fehler der T-Mobile-Teamchefs. Wolfshohl empört sich darüber, dass man Jan hinter einem Teamauto im offenen Straßenverkehr auf einer Zeitfahr-Maschine trainieren lässt: "So kam es dann zu dem tragischen Unfall vor dem Tour-Start, der hätte vermieden werden können."
5. Dazu kritisiert des Ex-Profi die Setzliste von T-Mobile beim Einzelzeitfahren: "Wie kann man Ullrich als vorletzten Fahrer vor Armstrong fahren lassen. So hat man ihn der Lächerlichkeit preisgegeben und ihm einen Schock versetzt, als der Amerikaner ihn überholte." Armstrong zog sich an Ullrich heran und hatte seinen persönlichen Triumph. An dieser Stelle hätte T-Mobile Andreas Klöden fahren lassen und Ullrich eher ins Rennen schicken sollen.
6. Ullrich sollte sich ein Beispiel am Teamkollegen Alexander Vinokourov nehmen. "Der Junge hat Herz und Charakter. Das hat er mit seiner Attacke auf der 6. Etappe nach Nancy gezeigt. Er ist angriffslustig, was Ullrich bisher nie gezeigt hat", erklärt Wolfshohl.
"Leider hat Vino nicht das große Talent, das Jan Ullrich bisher so fahrlässig verschleudert hat. Ein Tour-Sieg und fünf zweite Plätze sind klasse, sie hätten Fahrer wie Rudi Altig und mich im siebten Himmel schweben lassen. Aber gemessen an Ullrichs Möglichkeiten hätte er einfach mehr erreichen müssen."
Team-Jubel über Vinokourovs Nadelstiche gegen Armstrong
Zu Alex Vinokourov: Seine Attacke in Nancy und sein Zeitgewinn gegenüber Tour-Spitzenreiter Lance Armstrong ließen die T-Mobile-Verantwortlichen jubeln. Das System der Nadelstiche gegen den Amerikaner hat erstmals gegriffen.
Ullrich: "Das hat Lance schon weh getan." Teammanager Olaf Ludwig: "Das lässt auch Armstrong nicht kalt."Sportdirektor Mario Kummer: "Ein taktische Meisterleistung von Vino." Der heimliche T-Mobile-Kapitän lag vor der 7. Etappe nach Karlsruhe nur noch 1:02 Minuten hinter Armstrong.
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Kritik die zwar zum falschen Zeitpunkt kommt, aber im Kern durchaus berechtigt ist.
Hier noch ein schönes Bild mit zwei Tourlegenden in unterschiedlichen Rollen:
Hach, das waren Zeiten als die Beiden noch gemeinsam im Sattel saßen...
PS: Recht speckig geworden der Rijs