Das Trickle Down Gerede ist natürlich Käse. Aber ich kann die Überlegung der Vereine schon nachvollziehen.
Die in sich geschlossene NFL ist die profitabelste Sport-Liga der Welt. Der Besitz einer NFL-Franchise kommt einer Gelddruck-Maschine gleich. Konkurrenz gibt es seit Mitte der 80er nicht mehr, die Einnahmen gehen immer nur nach oben und über die Ausgaben stimmt man sich untereinander ab.
Im europäischen Fußball hingegen arbeiten selbst viele der grössten und erfolgreichsten Klubs hochgradig defizitär und verschulden sich immer weiter, um mit immer teureren Spielern einem Erfolg nachzurennen, der selbst im Idealfall die Ausgaben kaum mehr reinholen kann.
In den Forbes Top 30 der wertvollsten Sportteams sind 26 nordamerikanische Sport-Franchises, darunter so Gurkentruppen wie die Jacksonville Jaguars. Es ist keine Überraschung, dass die europäischen Topklubs gerne ein dem nordamerikanischen Modell ähnliches System hätten, mit garantierten Einnahmen, die unabhängig vom sportlichen Erfolg ihre Investitionen absichern (die Dallas Cowboys sind wirtschaftlich die No1 weltweit, haben aber seit den 90ern sportlich nicht mehr viel gerissen). Und mit nem Salary Cap wäre man auch bei den Ausgaben auf der sicheren Seite. Es ist halt ein Problem, dass ein Klub wie Barca, mit jeder Menge Erfolg und Tradition und dem besten Spieler der Welt unter Vertrag, nur noch Schulden produziert.
Ist ja nicht so, dass die Vereine gezwungen würden Schulden zu produzieren.
Aber letztendlich ist es eine Grundsatzfrage, ob man dem sportlichen Gedanken vollends den Rücken zukehrt, oder eben nicht. Aus wirtschaftlicher Sicht mag es für die Vereine der SL erst mal sinnvoll sein. Allerdings ist noch gar nichts geklärt was eventuelle Salary Caps angeht. Auch die Verteilung von TV-Einnahmen u.ä. sind ungeklärt. Klar ist erstmal nur, dass die Gründungsmitglieder einen Arsch voll Geld aus den USA bekommen sollen und der jährliche Grundbetrag deutlich über den vom sportlichen Erfolg abhängigen Beträgen liegen soll.
Mein Mitleid mit der PL hält sich auch in Grenzen, ebenso mit den Scheichclubs und den von anderen "Investoren" abhängigen Clubs. Das ist die Konsequenz aus der Gier nach (sportlichem) Erfolg, Geld und Macht. Es ist die Fortführung der Machtausübung der Vereinsführungen bzw. Investoren bei der UEFA, um ein unfaires System immer unfairer zu machen. Es ist die Konsequenz daraus aus Vereinen Investitionsobjekte zu machen.
Klar, man kann jetzt sagen, dass man dann einfach alles in die Tonne kloppen kann, jegliche Tradition, jegliche gelebte (lokale) Verbundenheit, jeglichen Sportsgeist und einfach sagt: "Aus dem was sich da über die letzten Jahrzehnte entwickelt hat, nehmen wir uns das Recht raus jetzt alles abzuschöpfen und dem Rest, der nicht mitmachen konnte oder wollte, den Restmüll hinzuwerfen."
Mit der Konsequenz nicht nur den anderen nur die Reste zu lassen, sondern über den Verbleib in den Ligen auch dort jeglichen sportlichen Gedanken nachhaltig zu zerstören, ebenso wie in jedem sonstigen europäischen Wettbewerb, deren weitere Existenz in ihrer bisherigen Form dann quasi unmöglich wird.
Ich kann akzeptieren, dass es Menschen gibt, die sagen: "Ok, dann ist das so. Finde ich gut."
Ich persönlich halte diesen Ansatz für extrem zynisch und kann den Blick, den man dafür auf den Sport und die Welt ansich haben muss, nicht nachvollziehen.