Das mit den Koalitionen war auch nur ein Joke. Die einzige, die ich mir vorstellen kann, ist zwischen Contador und Movistar. Die Spanier unter sich halt und bereits beim Giro hatte Contador damals Unterstützung von Anton bekommen. Aber sonst wird man sich da nur gegenseitig schaden.
Ansonsten tut es mir leid, dass ich nicht in eure Sky-Super-Doping-Arie einstimme, da sie aus meiner Sicht sehr einseitig ist. Was wäre denn passiert, wenn Nibali, Contador und Quintana heute zusammen mit Froome angekommen wären, obwohl er den Antritt gebracht hätte? Da hätte alle gesagt, was für eine geile Tour, so ausgeglichen. Jetzt dominiert Sky und es kommt wieder der Aufschrei. Fährt Nibali letztes Jahr die Tour in Grund und Boden, heißt es, der ist nicht sauber. Zerstört Contador am Mortirolo das komplette Girofeld, ist man sofort dabei, ihn des Dopings zu bezichtigen. Bei Landa und Aru das gleiche - fangen sie an, Etappensiege am Berg zu holen, kommt sofort der Aufschrei - wie können die nur. Sorry, mit dieser Einstellung kann man gleich aufhören, den Radsport zu verfolgen, da jede außergewöhnliche Leistung, die nun mal in jedem Sport vorkommt, sofort pauschalisiert wird und da seid ihr einfach ganz schnell dabei. Besonders, wenn es um Sky geht. Auch wenn ich die Briten selber nicht besonders mag, aber was das Thema Doping angeht, ist Sky doch eines der absoluten Vorbilder im Peloton (im Gegensatz zu Astana & Co.). Julich und De Jongh hat man aus dem Betreuerstab geschmissen, weil die in ihrer Zeit verstrickt waren, bei Henao hat man letztes Jahr sofort den Stecker gezogen, als es Verdachtsmomente gab. Und Froome selbst zeigt sich nun mal auch sehr offen, so außergewöhnlich wie seine Leistungen auch sind. Mir kommt es halt eher so vor, als ob Sky hier unter der "Schwäche" der anderen leidet. Der Abstand Froome - Quintana ist so wie vor zwei Jahren. Und dazu kommt, dass bei Froome nun mal in der ersten Woche alles perfekt lief, dass es ihm auch mental Auftrieb gibt. Statt Rückstand oder Stürzen ging er mit Vorsprung in die heutige Etappe. Dazu ein angeschlagener Nibali, der keine gute Form hat und ein Contador, der die Doppelbelastung Giro - Tour eben nicht verkraftet (Pantani anyone?). Porte hat vor zwei Jahren nach Ax 3 Domaines genauso das Feld zerlegt wie heute. Dazu kommt - Porte ist komplett ausgeruht, fuhr die erste Woche nie im Wind, ständig im Gruppeto. Der ist eben auch deutlich frischer als die anderen Rundfahrer, die auf jede Windkante aufpassen mussten, bei den Bergsprints vorn dabei sein mussten und bei den Zielankünften auch immer aufmerksam waren. Porte ist nun mal einer der besten Nicht-Drei-Wochen-Rundfahrer des Pelotons und dazu noch auf einer Mission, da er sich für ein neues Team präsentieren will. Mit jeder guten Leistung steigert er seinen Marktwert und damit sein zukünftiges Gehalt. Thomas ist sicherlich überraschend, aber es ist ja jetzt nicht so, als ob Cavendish plötzlich da vorn mitfährt. Thomas war selber schon 22. der Tour, wurde zuletzt 2. der Tour de Suisse - der ist halt auch in absoluter Topform. Fallen die beiden morgen oder übermorgen plötzlich schnell zurück, heißt es dann wieder, das man sie absichtlich zurückhält (hat man ja damals bei Porte 2013 auch gesagt, als er auf der nachfolgenden Etappe sofort einbrach). So kann man sich die Welt halt auch zurechtdrehen. Ich hab da einfach das Gefühl, dass hier bei vielen eher die große Enttäuschung durchkommt, dass die Tour urplötzlich nicht so spannend ist und dies dann eben auf die Sky-Roboter projiziert wird. Gut, ist das leichteste, die dominante Mannschaft anzugreifen, anstatt eben zu betrachten, dass die anderen doch nicht so stark sind.
Mir ist schon klar, dass der Beitrag sowieso wieder zerrissen wird, ich in meiner flauschigen Nicht-Doping-Welt lebe und bei Sky nun mal alle total voll sind, ähnlich wie damals bei den Postals. Von mir aus. Ich schau mir dann aber lieber diesen geilen Sport an und habe riesigen Respekt vor den gezeigten Leistungen, als jede Leistung, die mir nicht in den Kram passt, nur dadurch zu erklären, dass gedopt wird bzw. die einen total besseren Stoff haben. Wo war denn der Aufschrei, als Degenkolb bei Paris-Roubaix am Ende das komplette Favoritenfeld zerlegte? Als Tony Martin letztes Jahr bei der Tour das ganze Feld auf Abstand hielt?
Aus meiner Sicht hat Sky insbesondere die Leistungsdiagnostik perfektioniert und ist dort allen anderen Teams einen großen Schritt voraus. Auch das spielt aus meiner Sicht eine große Rolle, nur noch aufs Rad setzen und hoffen, dass man oben ankommt, klappt eben nicht mehr. Ach ja, hab vorhin gelesen, dass Froome heute am Schlussanstieg 437 Watt getreten hat. Zum Vergleich - zu Armstrongs Zeiten lagen die Werte bei ca. 470 Watt. Dazu sollte man heute beachten, dass es noch sehr früh in der Rundfahrt ist, ein Ruhetag eben war und die Fahrer quasi komplett ausgeruht in den Schlussanstieg sind, da die Etappe bis dato durchgehend flach war.
Ich denke aber sowieso, dass wir bei dem Thema nicht auf einen Nenner kommen.