Das Team hat in den letzten 6-7 Jahren schon eine sehr interessante und imposante Entwicklung vollzogen, aber hat halt auch eine nicht ganz saubere Vergangenheit:
Das Vorgänger-Team (oder Sponsor) Rabobank stand in den 90er/00er Jahren stets im Schatten von US Postal, Telekom und Quickstep, war aber keines Falls unerfolgreich.
Boogerd war kein Ulle oder Lance und stand stets im Schatten, Erik Dekker war das damalige Pendant zu WVA & Freire sorgte für den gelegentlichen Glanz bei Weltmeisterschaften und Sprints.
Als die Karrieren von Ulle und Lance dann langsam dem Ende zuging, kam ein kleiner Däne, namens Michael Rasmussen und ein talentierter Russe, Dennis Menchov, der nun erstmals sein Potenzial auszuschöpfen schien.
Das Jahr 2007: Rasmussen, dem aufgrund seiner Zeitfahrschwäche keiner einen Tour-Sieg zugetraut hatte, fährt auf der Etappe nach Tignes drei 1. Kategorie/HC Kategorie Berge von vorne und bringt sich auf einmal in die Verlosung um den Gesamtsieg in einem Jahr wo es keine Favoriten gab.
In der Folge entwickelt sich das allseitsbekannte Attacken-Duell zwischen Rasmussen und Contador, mit dem besseren Ende für Rasmussen, ehe er aus dem Verkehr gezogen wird.
Menchov gewinnt erstmals für Rabobank eine GT mit der Vuelta, schafft dies aber in den Folgejahren nur bedingt auf die Tour zu transferieren.
Die Erfolge werden weniger, Menchov geht und Anfang der 2010er Jahre der Knall - systematisches Doping in den 2000er Jahre u.a. Boogerd, Rasmussen, Menchov, auch Grischa Niermann - heute Sportdirektor bei Jumbo.
Rabobank steigt aus, ein amerikanischer Sponsor steigt ein das Team versinkt vorerst im Mittelmaß.
Talentierte junge Fahrer gibt es zwar mit Gesink, Kruiswijk und Anfangs Mollema, der wechselt dann später zu Trek, aber große Resultate bleiben aus (vereinzelt Top10 Plätze bei Rundfahrten).
Im Jahr 2016 dann der Wendepunkt: Jumbo steigt als (Neben-)Sponsor, zudem wird ein 25 jähriger Radsportquereinsteiger aus Slowenien verpflichtet, der über ein immenses körperliches Potenzial verfügt, Primoz Roglic.
Roglic entwickelt sich binnen zwei Jahren zu einem Anwärter für die Top 5 bei Rundfahrten, gewinnt spektakulär die letzte Bergetappe bei der Tour 2018.
Dann das Jahr 2019, das wohl entscheidende Jahr für die heutige Position im Peloton. Zum einen wird Jumbo Hauptsponsor, zum anderen wird WVA aus der zweiten Liga verpflichtet.
Roglic nimmt Giro und Vuelta in Angriff, verschenkt den Sieg beim Giro gewinnt aber erstmals die Vuelta.
Bei der Tour wird Kruiswijk überraschender Dritter und Fährt lange um den Gesamtsieg mit, WVA zeigt seine universellen Skills erstmals auf höchster Ebene.
Zwar gewinnt Ineos die Tour, das Team ist aber nicht mehr so dominant wie die Jahre zuvor, man hat in Jumbo einen sehr generösen Geldgeber und man strebt künftig nach mehr, der Rest der Geschichte ist wohl bekannt
Worauf ich hinauswill ich:
Jumbo ist eins der wenigen Teams, die die Skandaljahre der 2000er des Radsports überlebt haben und die Tatsache das Akteure wie Grischa Niermann heute eine wesentliche Funktion im Management innehaben haben halt immer ein Geschmäckle.
Das ganze kann man natürlich auch bei UAE entsprechend erzählen, wie aus Lampre einem durchschnittlichen italienischen Team, mit Fokus auf Giro durch Einstieg der Emirate ein BigPlayer wurde.
Dazu Mauro Giannetti als Manager, der ja eine tragende Rolle beim SkandalTeam der 00er Saunier Duval innehatte.
Bei Bora übrigens auch Rolf Aldag Sportdirektor, in den Anfangsjahren von Bora hat man Jens Heppner aufgrund seiner Dopingvergangenheit auf kurzem Wege in der laufenden Saison als Sportdirektor entlassen...
Wahrscheinlich hat jede Mannschaft im Management Personen, die in den 90er/00er Jahren als aktive Fahrer dem Dopingzirkus angehörten und es wird wahrscheinlich auch noch 1-2 Generationen dauern bis diese Akteure nicht mehr aktiv sind, solange fährt das Geschmäckle halt mit.