Ich finde den Vergleich gar nicht so schlecht. Auch bei den Bundestagswahlen treten ja nicht so wenige Parteien an - und genau wie im Fernsehen konzentrieren sich die Stimmen meist auf 5 bis 7 Parteien. Nur Ausreißer wie CDU und SPD gibt es bei den Fernsehsendern nicht. Wobei das Skispringen doch vom Marktanteil her trotzdem meist irgendwo zwischen den Grünen und der SPD liegt. Außerdem kann man - wenn es nur um die Quoten des Skispringens geht - das Ganze auch als Ja-nein-Frage (schaust du Skispringen?) betrachten, da ist dann prinzipiell egal, zwischen wie vielen Alternativen die Nichtgucker wechseln konnten. Klar ist es für einzelne Sendungen durch das größere Angebot heutzutage kaum mehr möglich, an die Traumquoten früherer Zeiten anzuknüpfen. 20 Millionen Zuschauer für eine Serie wie die Schwarzwaldklinik? Heute undenkbar - damals möglich! Dennoch hat das Skispringen immer noch genügend Zuschauer, um einigermaßen verlässliche Aussagen treffen zu können.
Über irgendwelche Spartenkanäle oder Nachtprogramme, bei denen dann 20.000 Zuschauer angegeben werden, weil vielleicht bundesweit 2 Boxbesitzer das Knöpfchen gedrückt haben, brauchen wir nicht zu sprechen. Dass hier keine verlässlichen Aussagen getroffen werden können, damit gebe ich euch völlig Recht. Bei Sendungen mit mehreren Millionen Zuschauern geht das schon besser.
Dass das System nicht perfekt ist, gebe ich auch gerne zu. Neben den genannten Punkten finde ich beispielsweise auch die Messung des Marktanteils kritikwürdig. Denn diese Prozensätze werden ja nicht anhand der Gesamtbevölkerung, sondern nur anhand der Leute berechnet, die zu diesem Zeitpunkt vor dem Fernseher sitzen. Klar ist das manchmal berechtigt, weil ja wirklich immer wieder Leute keine Zeit haben, eine Sendung anzuschauen, obwohl sie das gern tun würden; aber es gibt sicher auch genügend Menschen, die einfach deshalb nicht vor dem Fernseher sitzen, weil gerade - trotz der vielen Sender - nicht eine Sendung läuft, die sie interessiert. Eigentlich bräuchten die Kästchenbesitzer hier zwei verschiedene Knöpfe fürs Nichtschauen.
Aber wie soll ein besseres System denn aussehen? Bevor du nun sagst "einfach jeden einzelnen Zuschauer zählen", möchte ich dagegen einwenden, dass ich das nicht so gut fände, selbst wenn es dafür eine kostengünstige Möglichkeit gäbe. Denn das hätte doch ein bisschen was von einem Überwachungsstaat (ja, mir ist auch klar, dass wir auch woanders [Internet etc.] Spuren hinterlassen, aber es müssen ja nicht mehr als nötig werden).
Schade übrigens, dass wir die Quoten von Wisla wohl nicht erfahren werden - denn hier überträgt Eurosport ja als einziger Sender live. Es wäre wirklich interessant, mal zu sehen, wie viele Zuschauer dann von den Öffentlich-Rechtlichen zu Eurosport abwandern - und wie viele gar nicht merken, dass Skispringen übertragen wird.