4. Hoeneß stolpert über eigene Ansprüche
Hoeneß täuschte die Öffentlichkeit mit dem Bild eines Saubermannes, der Klartext redet. "Taugt er als Vorbild für ein ganzes Land?", fragte der Spiegel nur wenige Tage vor Bekanntwerden der Hoeneß’schen Steuerhinterziehung. Keine Frage, Hoeneß’ Wort hatte Gewicht in Deutschland – was der Bayern-Präsident auch ausnutzte. Über seinen Intimfeind Christoph Daum, der über die Kokain-Affäre stolperte, sagte Hoeneß: "Kriminelle haben im Fußball nichts zu suchen." Auf Schwarzgeld in der Bundesliga angesprochen, zeigte er für solche Praktiken wenig Verständnis: "Es ist doch unklug, solche Dinge zu machen, denn irgendwann kommt doch immer alles heraus. Und es kann doch nicht der Sinn der Sache sein, ins Gefängnis zu wandern, nur um ein paar Mark Steuern zu sparen." Und der Bild-Zeitung sagte er 2005, auf dem Höhepunkt seines Zockens: "Ich weiß, dass das doof ist. Aber ich zahle volle Steuern."
5. Wer zockte? Hoeneß und der Banker
Hoeneß verwickelt sich auch bei der Frage, wie die Finanzgeschäfte abliefen, in Widersprüche. Im Sommer 2013 nimmt der Bayern-Präsident sein Handeln vollständig auf seine Kappe. Nur er habe gehandelt. Im ZEIT-Interview vom Mai heißt es: "Ich rief keinen Banker an und sagte, mach mal, sondern ich habe das selbst gemacht."
Ganz anders klingt es nun vor dem Münchner Landgericht. Dort erklärt Hoeneß laut Süddeutscher Zeitung (SZ), er habe alles telefonisch über einen Bankmitarbeiter in der Schweiz gemacht – einem Mann, "dem ich hundertprozentig vertraue". Manchmal rief der Bayern-Patriarch nachts bei der Bank an. Der Vontobel-Bank schiebt Hoeneß zumindest eine Mitschuld zu: "Das hat die Bank von sich aus gemacht" oder "Das habe ich gar nicht gemerkt". Oder: "Ich habe das nicht entschieden!", zitiert ihn Spiegel Online.
6. Hoeneß lebt in einer Scheinwelt
Vor dem Landgericht inszeniert sich Hoeneß als lange ahnungslos, was seine Steuerschuld angeht. Er habe so viele Verluste mit seinem Konto in der Schweiz gemacht, dass er geglaubt habe, nichts an den Fiskus zahlen zu müssen: "Ich hatte das Gefühl, dass ich steuerlich kein Problem habe", zitiert ihn die SZ.
Das klang vor wenigen Monaten noch ganz anders. Im Sommer noch stellte sich der Bayern-Präsident als ein von Gewissensbissen verfolgter Zocker da – der genau weiß, dass er die Allgemeinheit betrügt. Der ZEIT sagte er: "Vielleicht gab es schon von diesem Beginn an irgendwie diese Angst, entdeckt zu werden. Ich will heute jedem raten, der so ein Konto hat, es zu bereinigen. Es gibt diese Angst im Hinterkopf, man verdrängt sie immer wieder, aber sie kommt immer wieder hoch. Das reduziert die Lebensqualität, ganz sicher."