Es deutet sich ja bereits an, dass das "gesunde Volksempfinden", völlig unabhängig von der Frage, ob die Selbstanzeige gültig war, nicht ernsthaft bereit ist, weniger als eine Haftstrafe ohne Bewährung zu akzeptieren. Man sieht ja auch hier im Forum immer wieder, dass viele Menschen für ein Fehlurteil das halten, was auf Rechtsnormen beruht, die sie für ungerecht empfinden.
Ich glaube, in der Hinsicht ist die öffentliche Meinung gespalten. Mein Eindruck ist jedenfalls, dass auch eine breite Basis der Ansicht ist, der Uli habe einen einmaligen Fehler gemacht und dass man jetzt doch auch mal alle Fünfe gerade sein lassen könne. Schließlich habe er auch schon viel Gutes getan und unsere Politiker verschwenden ja schließlich noch viel mehr Geld als der Uli hinterzogen hat.
Aber natürlich stimmt es, dass viele, viele Menschen alles andere als eine Gefängnisstrafe nicht verstehen werden. Das darf aber auch nicht verwundern. Wie erklärt man den Menschen, dass letztes Jahr ein minderjähriger notorischer Schwarzfahrer zu drei Jahren Haft verurteilt wurde (http://www.derwesten.de/panorama/16-jaehriger-schwarzfahrer-muss-fast-drei-jahre-ins-gefaengnis-id7536572.html), aber Uli Hoeneß, der 27 Millionen Euro hinterzogen hat, straffrei davonkommt. Juristisch mag das ganze zu erklären sein, vielleicht sogar einen plausiblen Hintergrund haben. Aber vielen Menschen ist es nicht vermittelbar. Mir auch nicht.