@henningoth In der Diskussion und auch der Argumentation von Seiten der Ultras geht es doch entscheidend darum, dass der DFB bei Vorfällen wie bei Torunarigha das Spiel nicht unterbrechen lässt und auch sonst keine Konsequenzen folgen (im Gegensatz zu Hopp wurde der aktuell vielzitierte Dreistufenplan nicht angewendet). Es geht (neben dem wiederholten Wortbruch von Seiten des DFB) hauptsächlich um Verhältnismäßigkeit des Vorgehens des DFB, bzw eben die fehlende Verhältnismäßigkeit.
Naja. Für die jeweilige Umsetzung des Dreistufenplans ist aber ja nicht der DFB zuständig, sondern letztlich der jeweilige SR - der im Fall Torunarigha, so weit ich mich erinnere, ja vorgab, selbst gar nichts gehört zu haben. Man kann dem DFB ja viel vorwerfen, aber ich glaube nicht, dass, wenn der SR da genauso gehandelt und das Spiel unterbrochen hätte, es eine Rüge vom DFB gegeben hätte.
Zur Verhältnismäßigkeit: mit diesem Ausdruck habe ich in diesem Zusammenhang ein massives Problem. Ist es denn verhältnismäßig, fortgesetzt eine
Einzelperson (und da kann mir keiner mit Symbol für irgendwas kommen, auch Hopp ist eine real existierende Person und ein
Mensch, der hier symbolisch und verbal zum Abschuss freigegeben wird) ins "Fadenkreuz" zu nehmen und aufs Übelste zu beschimpfen? Was ist denn wohl schlimmer und verwerflicher? Der Wortbruch des DFB oder ein derart unmenschliches Verhalten? Da stimmen doch Relationen und Wertekoordinaten hinten und vorne nicht mehr.
Man kann doch nicht allen Ernstes mangelndes Vorgehen gegen Rassismus anprangern, sich betont antifaschistisch geben und bei Twitter und in Foren die AfD völlig zu Recht angehen, weil sie (ebenfalls "nur" verbal) eine türkischstämmige SPD-Politikerin "in Anatolien entsorgen" will - und dann Tag für Tag, Woche für Woche, Spiel für Spiel einen Menschen per Plakat ins Fadenkreuz nehmen...
wegen Fußball (!!!). Man kann nicht die Rechten als geistige Brandstifter bezeichnen (was sie natürlich sind) und mit Recht für Anschläge und gesellschaftliche Verrohung verantwortlich machen (aus Worten werden Taten) - und dann im Hetzjagdstil (wenn das in jedem Spiel gemacht wird,
ist das eine Jagdinszenierung) Fadenkreuzplakate aufhängen oder diese relativieren, indem man sagt, dass Hopp ja auch selbst Schuld an der Eskalation ist (das werfe ich nicht dir persönlich vor, aber diesen Tenor gibt es ja, auch hier im Forum, bei den Ultras selbst sowieso).
Und in diesem Zusammenhang finde ich es auch höchst problematisch, wenn hier im Forum davon gesprochen wird, dass Hopp "in die Bundesliga einmarschiert" ist oder "Vergeltungsaktionen" durchgeführt hat. Wissen diese User denn nicht, was sie da für Vergleiche bemühen? Und gleichzeitig reklamieren, dass der DFB zu wenig gegen Nazis und Rassisten unternimmt? Das ist doch völliger Irrsinn. Merken diese Leute (inkl der Plakatierer) denn tatsächlich nicht, dass sie haargenau und wirklich 1:1 die gleichen Strategien und "Kampfmittel" anwenden, wie die Rechten? Der Zweck heiligt doch nicht jedes Mittel und diese Mittel und Begrifflichkeiten haben mMn einfach rein gar nichts mehr mit Sport oder einem Ringen um Werte zu tun. Das ist Pegidamethodik, nur dass hier die Protagonisten der Überzeugung sind, für das Gute einzustehen. Das ist aber bei den Rechten höchstwahrscheinlich genau so.
Das ist doch völliger Irrsinn und da gibt es in meinen Augen auch überhuapt keinen Ansatz für Diskussionen darüber, wer den Streit ursprünglich angefangen hat. Mit diesen Plakaten wurden und werden für mich sämtliche Grenzen überschritten und ich finde es völlig absurd, da jetzt noch von Hopp "Dialogbereitschaft" zu erwarten oder gar zu verlangen. Wer
so angegangen und berdoht wird, hat
jede Legitimation, alle Rechtsmittel auszuschöpfen. Mir kann auch keiner mit " da sind ja keine "richtigen" Gewaltaufrufe" kommen. Der Weg zum durchgeknallten Lebensversager-Vollhonk, der nach Anerkennung und Aufmerksamkeit giert und diese Plakate zum Anlass nimmt,
tatsächlich zu schießen, ist minimal! Das Vorgehen der Ultras mit den Fadenkreuzplakaten ist nicht nur dumm, es gefährdet ganz real Hopps Leib und Leben, das kann man doch nicht übersehen - nicht einmal im größten Fanwahn.
Das ist einfach komplett unverantwortlich und da gibt es kein aber, da gibt es kein Sche*ß DFB, kein Milliardärs-Revoluzzer-aber-wir-sind-die-Guten, da sind schlichtweg alle Grenzen überschritten. Da gibt es dann auch keine Verhandlungsbasis mehr. Verhandlungen und Dialoge können stattfinden, wenn die Urheber, Reinschmuggler und Schwenker der Plakate strafrechtlich erfasst, überführt und aus den Stadien verbannt wurden. Denn das sind hochgefährliche Straftaten und moralische Komplettsauereien, nichts anderes. Natürlich gibt es Redebedarf, natürlich müssen bei Konflikten immer alle Parteien zu Zugeständnissen bereit sein. Und natürlich läuft im Fußball ganz, ganz viel zu Gunsten des Kapitals verkehrt. Und natürlich können die Verhandlungspartner von Vereinen, Verbänden und Rechteinhabern nur organisierte Fanverbände sein, das sind dann natürlich auch im hohen Maße Ultras. Aber nicht die, die Fadenkreuzplakate erstellen und hochhalten. Das sind keine Verhandlungspartner, sondern schlicht Straftäter und eben in letzter Konsequenz geistige Brandstifter. Auf
die muss und darf man keinen Meter zugehen.
Denn es ist
nicht so, dass ihnen der Fußball gehört. Der Fußball gehört allen, die ihn lieben. Und ich bin sicher, dass 99% der Fußballliebenden nullkommanull Bock auf Fadenkreuze haben. Auch wenn es in Internetblasen anders rüberkommen mag, aber das ist bei anderen realitäzsverweigernden Gruppen im richtigen Leben ja auch nicht anders. Wer am lautesten brüllt, meint, die Mehrheit zu vertreten. Das ist aber nicht so.