Der DFB ist nun wirklich kein sympathischer Haufen. Man kann denen viele verschiedene Dinge vorwerfen und ich glaube sie haben sich am vergangenen Wochenende ein großes Eigentor geschossen weil es niemals gelingen wird diese knallharten Maßstäbe auf Dauer durchzusetzen. Aber trotzdem:
Teilweise sind die Vorwürfe einfach nur albern. Der DFB gibt ein Regelwerk vor und letztendlich sind es (die sowieso schon überforderten) Schiedsrichter die am Wochenende innerhalb von kurzer Zeit entscheiden müssen ob sie ein Spiel unterbrechen bzw wie vorgegangen werden soll. Da sitzt doch nicht Fritz Keller am Telefon und gibt Anweisungen ob das Spiel unterbrochen werden soll.
Theoretisch können die Schiedsrichter während einer Unterbrechung Rücksprache mit Verantwortlichen vom DFB halten aber der erste Impuls geht vom Schiri aus. Und da ist es einfach lächerlich die Vorfälle bei Schalke vs Hertha mit den Szenen in Hoffenheim zu vergleichen. Es geht da nicht um ein Abwägen zwischen Rassismus und dem Wohlbefinden von Hopp sondern um den eigentlich ziemlich offensichtlichen Unterschied, dass in einem Fall ein einzelner Spieler einen Vorwurf äußert und im anderen Fall das ganze Stadion inklusive Schiri mitkriegt was passiert.
Oder glaubt jemand ernsthaft man hätte auf Schalke zahlreiche rassistische Banner geduldet und in Hoffenheim dann das Spiel unterbrochen weil Rudy zum Schiri geht und meldet, dass er aus einer Ecke von einigen Leuten Beleidigungen gegen Hopp gehört hat? Wohl kaum.
Wir sehen doch schon, dass es beim Videobeweis nicht gelingt eine Gruppe von Schiedsrichtern (die sich schon viele Jahre hauptberuflich mit dem Fußballregelwerk beschäftigen) auf eine gemeinsame nachvollziehbare Linie zu bringen. Und ausgerechnet bei der viel komplexeren Frage zu den Spielunterbrechungen soll das jetzt auf einmal funktionieren obwohl das bisher nun wirklich nicht im Fokus der Schiedsrichter stand?
Man kann kritisieren, dass der DFB jahrelang zu wenig gegen Beleidigungen, Provokationen und ähnliche Vorfälle unternommen hat. Den Vorwurf müssen sie sich dann gefallen lassen. Aber die Ultras stehen ja nun auch nicht wirklich im Verdacht für einen rein familienfreundlichen Stadionbesuch zu sorgen. Die tragen ja ihre lächerlichen und kindischen Kleinkriege mit anderen Vereinen aus, können sich bei der Pyro Thematik einfach nicht an die Regeln halten und sind beim Provozieren und Beleidigen wohl auch deutlich häufiger beteiligt als der durchschnittliche Fan auf der Haupttribüne.
Wie oben schon gesagt: Ich glaube der DFB wird noch lange bedauern was sie jetzt gestartet haben. Das Spiel in Hoffenheim war entschieden und es war unproblematisch zu unterbrechen. Jetzt hat man die Messlatte für solche Unterbrechungen aber so niedrig gelegt, dass es eigentlich in jedem Spiel zu Unterbrechungen kommen muss wenn nicht plötzlich alle Menschen im Stadion ihr Verhalten radikal ändern.
Selbst in den friedlichsten Stadien gibt es Lieder mit Beleidigungen, in jedem Stadion wird der Schiri oder ein gegnerischer Spieler bepöbelt. Wenn man da jetzt immer durchgreifen will, wird die Mehrheit der Spiele abgebrochen und am grünen Tisch entschieden. Wenn man die Vorfälle ignoriert werden die Medien und die Fanszenen diese Beispiele rauspicken und dann ähnlich wie schon bei Schiri Entscheidungen jede Woche herumheulen. Statt um Elfmeter und Abseits geht es dann um Beleidigungen und Vorfälle die man als rassistisch oder diskriminierend einstufen kann.
Zudem kann man erwarten, dass die Ultras natürlich jetzt auch provozieren bzw die Grenzen ausloten. Wenn die noch ein oder zwei Mitglieder mit einem Funken Restverstand haben werden sie jetzt alle möglichen kreativen Varianten der Provokation durchspielen und nicht nur stumpf und offensichtlich weiter beleidigen. Da gibt es ja endlose Varianten. Fotos von Hopp ohne Beleidigungen oder Sprüche bei denen sein Namen fehlt und trotzdem jeder versteht wer gemeint ist. Ganz ehrlich: Die Schiedsrichter sind so schon überfordert und jetzt müssen die dank dem DFB noch live auf dem Feld die Provokationen der Fans einordnen. Das kann nur im Chaos und Durcheinander enden.
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Ganz davon abgesehen die Ultra Thematik:
In einem Punkt habe ich Verständnis: Und zwar, dass sie viele Entwicklungen im "modernen Fußball" kritisieren. Die Anstoßzeiten, Montagsspiele und ähnliche Themen sind für Auswärtsfahrer natürlich fies. Aber da muss man auch einfach realisieren, dass die Menschen vor den Fernsehschirmen viel mehr Geld bringen und Macht haben als die wenigen Leute in der Kurve. Dementsprechend ist das ein Kampf gegen Windmühlen.
Alle anderen Bereich finde ich einfach nur affig. Der ganze Support ist nur eine Performance bzw Rahmenprogramm und "sich selbst feiern". Das hat mit dem Sport auf dem Rasen überhaupt nix zu tun. Es sind immer wieder die gleichen Lieder ohne echten Bezug zum Spielgeschehen und in Deutschland zumeist auch ohne Spontanität oder Kreativität. Ich kann nachvollziehen, dass vor allem junge Kerle das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Party in der Kurve genießen. Aber mehr ist das nunmal nicht.
Dann gibt es die Kindergarten Auseinandersetzungen mit der Polizei oder anderen Fangruppen. Man klaut sich gegenseitig Fahnen wie Grundschüler im Zeltlager. Die Polizei ist natürlich böse und immer an jeder Auseinandersetzung schuld. Irgendwie hat sich die Vorstellung durchgesetzt, dass es toll ist wenn man das ganze Stadion mit Pyro in Nebel hüllt so dass niemand etwas sieht. Klasse Idee.
Dann bei -10 Grad oberkörperfrei oder aber voll vermummt auf dem Zaun herumhüpfen und sich wichtig machen.
Von den ganzen Vorfällen mit Randale, Platzstürmen oder sonstigen Eskapaden will ich garnicht anfangen.
Merkt man eigentlich an meinen Aussagen, dass ich die Leute nicht ganz ernst nehmen kann? Für mich sind das Cheerleader die sich gerne bedrohlich inszenieren und wichtig machen
Und gehen die wirklich davon aus, dass der Fußball "Ultras" braucht!?
Mal angenommen der DFB greift durch und schafft die Stehplätze ab.... Dazu alle anderen denkbaren Maßnahmen um die organisierten Ultras aus den Stadien zu werfen. Das wird den Fußball Hype nicht bremsen. Das Geld wird weiter fließen und die Ultras werden traurig realisieren, dass die überwältigende Mehrheit der Stadionbesucher wegen den Spielern und nicht wegen den Männerchoren in der Kurve ins Stadion kommt.
Die Ultras haben bisher das Glück, dass die Vereine keine Lust auf Drama in der eigenen Kurve haben und daher doch immer wieder das Gespräch suchen und Zugeständnisse machen. Aber ich glaube, dass sie die eigene Bedeutung gnadenlos überschätzen.