Et jibt neues aus dem Camp Arreola.
Gestern war Pressetraining und für unzählige Lokalblätter wie Blogger die Gelegenheit, den Gerüchten über einen trainingsfaulen und hoffnungslos verfetteten Arreola auf den Zahn zu fühlen.
Meine Leseerfahrungen lassen sich so zusammenfassen (ringtv, boxingscene, Zeitungen):
Das Gewicht: Arreola liegt laut Ramirez derzeit in einem niedrigeren 260er-Bereich, laut eigenem Bekunden bei 258lbs. Die Augenzeugen schätzen ihn wie Ramirez bei rund 260lbs. Allerdings soll er "schlanker" wirken und in guter körperlicher Verfassung sein. Einen 300lbs-Arreola-Wal habe es laut Ramirez nie gegeben, aber er gesteht immerhin, daß Arreola vor fünf, sechs Wochen ein gutes Stück dicker war als im Kampf gegen McCline. Angepeilt sind die bekannten 245, die man schon nach Walker holen wollte.
Die Trainingsroutine: Arreola hat mit Darryl Hudson endlich einen Konditionstrainer, und der stellt das gewöhnliche Trainingsverhalten Arreolas gewaltig auf den Kopf. Hudson trainierte schon Leute wie Wright und Mosley. Er ist jedenfalls von Arreolas Einstellung zum Training sehr angetan, merkt aber auch an, daß viele Aspekte des Trainings für Arreola Neuland sind.
Der Fokus seiner Arbeit liegt dabei auf der Stärkung des Unterkörpers, der Beine und der Rumpfmuskulatur. Darüber hinaus geht Arreola regelmäßig laufen und ernährt sich kontrolliert. Hudson hebt immer wieder die Bereitschaft Arreolas hervor, "neue Dinge zu probieren", um besser zu werden.
Das Sparring geht jetzt in die finale Phase: Er sparrt momentan neun Runden, für das Wochenende sind zehn angesetzt und nächste Woche stehen zwei Zwölfrunder auf dem Programm. Als Partner fungieren Cisse Salif, Malik Scott und Whitaker. Mit Salif sparrte Arreola meines Wissens nach schon vor ein paar Wochen, als Ramirez noch keine endgültige Auswahl getroffen hatte. Von Tye Fields habe ich in den Berichten allerdings nichts gelesen; einzig eine Lokalzeitung erwähnte, daß sich Fields im Sparring mit Arreola wohl einige Blessuren geholt habe.
Davon abgesehen scheint Arreola mit seiner neuen Trainingsumgebung sehr zufrieden zu sein. Auch das könnte Auswirkungen auf die professionellere Einstellung haben, die ihm von diversen Quellen attestiert wird. Bekannt ist immerhin, daß er sich in Big Bear überhaupt nicht wohlgefühlt hat und in schlechte Stimmung verfallen ist. Das finde ich nicht prinzipiell verwerflich; man sollte die Persönlichkeit eines Boxers respektieren, und ich glaube - so mein Eindruck -, daß Arreola eher ein Typ ist, dem mit Zuckerbrot
D) mehr geholfen ist als mit der Peitsche.
Nach dem Workout entspannt Arreola übrigens nicht mit einem Gläschen Urin auf der Veranda, sondern vor der Playstation (Spiel: Madden), wahrscheinlich mit ner Packung Oreos an der Seite.
Der Gameplan: Ramirez spricht relativ offen über die taktische Marschroute für den 26.09. Als Beispiel, wie man
nicht gegen Vitali boxen sollte, hat man sich Sam Peter gewählt. Ich glaube, diese Wahl ist naheliegend. Vorgesehen ist ein besonders druckvolles Agieren, daß Vitali möglichst in den Infight zwängen soll - weshalb ein Augenmerk des Trainings auf der Kräftigung des Unterkörpers und auf der Beinarbeit liegt.
Das Ziel ist also, Distanzen schnell zu überbrücken. Arreola soll nicht in der "mid-range" verharren, sondern idealiter Fuß an Fuß mit Vitali brawlen und der Reichweite des Jabs entkommen. Interessanterweise rechnet man mit einem frühen Rückstand Arreolas. Der Gameplan ist komplett darauf ausgelegt, Vitali auszupowern und, wenn nötig, zwölf Runden zu marschieren. Dafür soll vor allem Vitalis Körper "bearbeitet" werden, und das nicht unbedingt im engeren Sinne: Die ausgegebene Trefferzone reicht von Leber bis zur Schulter.
Über die Infight-Qualitäten von Arreola muss man ja nicht großartig sprechen, oder? Whitaker lobt in einem Interview ausdrücklich den berühmten Uppercut, den Arreola schon in vielen Kämpfen gezeigt hat. Beobachter erwähnen die Pratzenarbeit mit Ramirez wohlmeinend. Alles scheint also darauf ausgerichtet zu sein, das Glück im Infight zu suchen. Ein Plan B wurde zumindest angedeutet.