Solis zeigt im Interview, dass er kein tumber Draufschläger ist und sich durchaus auch ein paar Gedanken machen kann. Er kommt nicht großmaulig daher und beleidigt niemanden. Das könnte man vielleicht als sympathisch werten.
Was mich aber sehr stört ist diese völlige Emotionslosigkeit in seinen Aussagen. Und das fiel mir bisher in allen seinen Auftritten und Interviews auf. Man könnte meinen, ihm ist das alles relativ egal, interessiert ihn eigentlich nur entfernt. Ich vermisse die Lebendigkeit in seinen Worten, das Feuer in seinen Augen, das Herz, das auch mal über die Zunge spricht. Ich weiß ja nicht, wie er privat ist. Vielleicht mag er diesen ganzen Rummel nicht und will nur seine Ruhe haben. Das wäre zwar verständlich, ist aber im Profiboxen fehl am Platze.
Und auch, wenn er VKlitsch nicht verbal angreift - die Aussage, dass auch jener nur über zwei Fäuste verfüge, leugnet die Sonderstellung des (der) Klitschkos im aktuellen HW. Solis wird am 19.3. aufgrund Vitalis Schlagfrequenz häufig das Gefühl haben, da sind drei Fäuste unterwegs, die ihn bearbeiten. Es hilft nichts, die Eigenschaften seines künftigen Gegenübers einfach zu ignorieren (bzw. leugnen, was in diesem Fall das gleiche ist).
Und auch an die dargestellte Selbsteinschätzung Solis' mag ich nicht glauben. ("Ich weiß, dass niemand besser ist als ich." - sinngemäß) Schließlich weiß auch er, dass die Qualität seiner bisherigen Gegner eher bescheiden war. Und Selbstbewußtsein hängt nun mal entscheidend von bestätigten Leistungen ab, die Solis im Profisport ja eben (noch) nicht erbracht hat.
Wer so unkritisch einem der beiden aktuellen Dominatoren im Ring entgegentritt, wird sein Waterloo erleben (müssen). Das wäre zwar noch nicht schlimm. Aber ich fürchte, die Auswirkung auf Solis' weitere Karriere wird schlimm sein. Ich weiß nicht, ob jemand, der ohnehin eher lustlos diesen Sport betreibt, nach einer solchen Niederlage wieder voll zurückkommen kann. Ich glaube nicht daran.