Sind die doof? Ich habe keinen Führerschein, interessiere mich Null für Autos... Aber dass einem der Motor mit so etwas absäuft, weiß sogar ich ohne Nachdenken zu müssen.
Vor gut 20 Jahren war das garnicht mal so ungewöhnlich, dass manch Leute Öl in ihren Tank gekippt haben und ggf. ihren Diesel "umgerüstet" haben.
Bei modernen Diesel-Aggregaten (Pumpe-Düse, Common-Rail...) funktioniert dies mit den Drücken der Einspritzsysteme aber weniger. Es kommt zu einer Verkokung der Einspritzdüsen. Kraftstofffilter und Ventile sind auch nicht unbedingt dankbar.
Seit 2006 macht dem Speiseöl-Tanken auch das Energiesteuergesetz einen Strich durch die Rechnung.
Wer Speiseöl tankt, muss die Energiesteuer nachträglich abführen. Sonst begeht man Steuerhinterziehung.
Das gilt für Speiseöl ähnlich, wie für das Tanken von Heizöl, wobei man sich ja auch nicht unbedingt erwischen lassen sollte.
Somit sind solche Geschichten heutzutage eigentlich "tot".
Auch reiner Biodiesel ist von den Tankstellen verschwunden, seitdem seine steuerlichen Vorteile nach und nach zurückgeschraubt wurden. Heute wird Biodiesel zu 7% dem "normalen" Diesel beigemischt.
Wie dem auch sei. Vor gut 20 Jahren konnte es durchaus vorkommen, dass man einem Auto begegnete, dass den Geruch eine Frittenbude hinter sich her zog.
Es gab durchaus auch Fernsehsendungen, die sich dem Thema mit Langzeitexperimenten widmeten ... wo dann ein PKW umgerüstet wurde und tausende Kilometer zurück legte usw.
Ebenso wie LKW in Sibirien braucht aber ein Salatöl-Tanker schon bei vergleichsweise milden winterlichen Temperaturen eine Kraftstoff-Heizung.
Teilweise gab es auch Leute, die zu diesen und jenigen Fast-Food-Ketten gefahren sind, um sich für einen Obolus das gebrauchte Fritten-Fett abzuholen, das sonst irgendwie im Bio-Müll gelandet wäre ... oder so.
Das kam dann mit nach Hause und ab durch die selbst gebastelte Filter-Einrichtung und danach rein in den Tank. Möglich war sowas durchaus.
Mit einem neueren Diesel ist sowas aber nicht mehr drin ... und wer einen älteren Diesel fährt - der mit Speiseöl klar käme - der will diesem i.d.R. nicht mehr so viel zumuten.
Das letzte Mal, dass ich jemand Speiseöl hab tanken sehen, dass war jemand der damit den Glühkopfmotor seines Lanz' betrieb. Der würde ggf. auch mit Schweröl laufen.
Wie auch immer. Die gestiegenen Treibstoff-Preise sind weniger Schuld.
Grund ist eher, dass der Sonnenblumen-Öl-Preis schon vor einer Weile gestiegen ist (Missernte) und dass nun der Krieg in Ukraine (wo 51% des weltweit verbrauchten Sonnenblumenöls produziert werden) der Produktion und dem Export auch nicht entgegen kommt.
Und dann kommt halt der Teufelskreis hinzu. Gerüchte kommen auf, dass das Öl knapp wird und die Preise ansteigen. Die Leute ziehen los und kaufen ... lieber jetzt als später.
Die Nachfrage steigt und steigt ... und irgendwann kommt das Angebot nicht so recht hinter her. In den Zentrallagern steht vielleicht genug Öl rum ... aber das muss auch erstmal rein in den Supermarkt, wo vielleicht noch 5 Flaschen stehen. Schnell hamstern, bevor sie sich jemand anders schnappt.
Gleiche Situation wie bei Klopapier, Nudeln, Hefe, etc.
Der Überfall Russlands auf die Ukraine könnte nach Einschätzung des Einzelhandels zu Lieferengpässen für Sonnenblumenöl führen. Er rief die Verbraucher zu »solidarischem Verhalten« auf.
www.spiegel.de
Und sowas gibt es nicht nur bei Lebensmitteln.
Mein Arbeitgeber hatte früher für seine Produkte einen Exklusiv-Distributor. Jene Firma hat - abgesehen von unserem größten Kunden - sich um jegliche Kunden gekümmert. Kunden auftreiben, Produkte verkaufen ... usw.
Für uns war das recht praktisch, weil wir dann kein großes Verkaufs-Team brauchten.
Problematisch war jedoch, dass die Nachfrage nach der Finanzkrise (rund um 2008) stark anzog. Hier und da wurden wieder Gelder flüssig und hier und da stieg die Nachfrage an unseren Produkten. Die Firma wuchs und wuchs. Neue Mitarbeiter, neue Leute in der Produktion, neue Ingenieure und Ingenierurinnen, neue Maschinen, neue Reinraum-Flächen, neue Messeinrichtungen .... usw., usw.
Doch die Lieferzeiten stiegen auch.
Was machte der Exklusiv-Distributor? Erkläte seinen (und damit unseren) Kunden, dass sie schauen müssen, dass sie ihre Regale füllen. Erklärte, dass unsere Lieferzeiten steigen werden, sie sollen lieber jetzt bestellen, bevor es zu spät ist und sie zu lange auf ihre Produkte warten müssen.
Wir führten in der Produktion ein Zwei-Schicht-System ein. Teilweise wurde auch Samstags gearbeitet. Erstmals in der Firmen-Geschichte wurden Zeitarbeiter in der Produktion angelernt, um der Nachfrage entgegen zu kommen. Doch wir konnten nur mit begrenzter Geschwindigkeit investieren und Kapazitäten aufbauen.
Der Distributor drängte die Kunden mehr und mehr, dass sie bestellen sollen.
Unsere Lieferzeiten schossen nach oben. Man musste nicht mehr 2-3 Monate auf seine Produkte warten, sondern teilweise anderthalb Jahre (!).
Potentielle Neukunden mussten teilweise abgewimmelt werden. Muster für Neuentwicklungen und Kundenwünsche wurden immer schwerer möglich. Bestellungen mit einer Stückzahl unter 20 wurden teilweise abgelehnt ... zu viel Aufwand für den Stückpreis.
Das ging natürlich zulasten der Kundenzufriedenheit. Abgelehnte Anfragen, lange Lieferzeiten ... der Distributor schickte uns in einen Strudel.
Für die Mitarbeiter war das auch nicht unbedingt rosig. Viele neue Kollegen, viel anzulernen ... da können auch leicht Fehler passieren, die später aussortiert werden müssen. Durchaus stressig das ganze.
Schließlich haben wir dem Exklusiv-Distributor die Kundenstammdaten für eine ordentliche Summe abverkauft und unser eigenes Verkaufsteam aus- und aufgebaut.
Einige unserer Kunden hatten (auf Drängen) ihre Regale gefüllt und dadurch in den Folgejahren deutlich weniger bestellt. Das gab unserem Umsatz vor gut 10 Jahren einen gewissen Knick.
Manche Zeitarbeiter konnten nicht übernommen werden, Investitionspläne mussten angepasst werden.
Es dauerte eine Weile, bis sich das alles "eingependelt" hatte. Bis wir gewissermaßen auch die Nachfrage "steuern" konnten. Dass unseren Kunden nicht irgendwas erzählt wird, sondern die Aufträge sinnvoll gesteuert werden.
Aber ja, der Mensch neigt in vielen Bereichen zu Hamsterkäufen.
Mein Arbeitgeber konnte dem entgegen kommen, indem ein eigenes Verkaufsteam mit den Kunden redet.
Im Supermarkt reagieren viele aber ... nunja ... "emotional". Sie sehen ein fast leeres Regal und sehen dadurch ein eventuell künstlich herbei geredetes Problem.
Manche wischen sich den Arsch vermutlich noch mit 2019-Klopapier ab.
Manche werden noch in vielen Monaten nur einen Teil ihrer 20 Sonnenblumen-Öl-Flaschen aufgebraucht haben.