ich wäre interessiert dran
Nun, Interlagos hatte an diesem Tag einen recht warmen und feuchten (hohe Luftfeuchtigkeit) Tag. Außerdem liegt Interlagos zwischen den Seen, wie der Name schon sagt
:. D.h., dass noch mehr Feuchte zur Verfügung steht.
Am Tag setzt durch die Erwärmung der Sonne dann Thermik ein, d.h. dass die warmen und feuchten Luftmassen aufsteigen und Wolken bilden. Jetzt stellt euch mal vor, dass sich dadurch rund um Sao Paulo etwa 1000 kleine Wölkchen bilden. Sie werden größer, vereinigen sich und irgendwo treibt dann die Windströmung mehr Wassertröpfchen als anderso. D.h. es entsteht irgendwo über dem Gebiet ein Peak mit so viel Feuchtigkeit, dass die Luft diese nicht mehr halten kann. Die Folge ist, dass die überschüssige Feuchtigkeit zu Tropfen wird, die sich nicht mehr in der Luft halten können. So entsteht Regen.
Ein weiteres Problem ist, dass man über die Rücken von Newey und Co. den Blick auf ein Regenradar werfen konnte. Des Regenradar erkennt VORHANDENE Regengebiete (also Regenschauer) und kann die Zugrichtung von den Regengebieten bestimmen. Allerdings wird nicht mit eingerechnet, ob sich das Regengebiet verstärkt, abschwächt oder sonst was. Es wird wohl nur die Zuggeschwindigkeit ermittelt und daran kann man mathematisch die Zeit bis zum Eintreffen des Regens berechnen unter der Voraussetzung, dass ich nichts ändert. Und das ist dann schon der Haken an der Geschichte. Da die Natur dem Chaosprinzip unterworfen ist, steht sie z.B. durch Windströmungen oder die Sonneneinstrahlung nie still. D.h., dass an anderen Stellen wieder
neue Schauer entstehen und sich womöglich die alten Schauer wieder abschwächen. Und dann steht möglicherweise auf dem Radar: "No rain expected in the next 20 minutes". Das nimmt dann der Fernsehzuschauer wahr und denkt sich: "Aha, also kein Regen mehr bis Rennende. Super, dann ich mir noch Chips und Bier holen"
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Währenddessen aber folgendes.
In Interlagos steigen bei den Seen erneut Thermikblasen auf, diese bilden Wolken und 10 Minuten später beginnt es daraus zu regnen, weil das Feuchteangebot direkt bei den Seen höher ist als in der Umgebung.
Das heißt, dass DIREKT an der Rennstrecke neuer Regen entsteht, den bisher noch kein Radar erfasst hatte.
An der Rennstrecke regnet es nun leicht und man wundert sich, warum es überhaupt regnet. Das 5 Minuten alte Radarbild zeigt nämlich gar keinen Regen vor Ort. Als denkt sich Newey: "Naja, egal. Eigentlich sollte es ja gar nicht regnen, also regnet es auch nicht mehr weiter".
Währenddessen wird der Regenschauer, der sich nur langsam bewegt, von den Seen und der Thermik immer weiter mit Feuchtigkeit versorgt, sodass es mittlerweile mäßig regnet. Die Strecke ist nun mittlerweile vollkommen nass.
Der Blick auf das gerade neu berechnete Regenradarbild zeigt: "Light rain in the next 5 minutes. No other rain expected.". Das Regengebiet wurde erfasst, die Zuggeschwindigkeit ermittelt und anscheinend zieht es ab. Newey meint: "Naja, das lohnt sich ja nicht die Reifen zu wechseln, da verlieren wir 50 Sekunden. Es hört ja eh gleich auf."
Diese Denkweise scheint auch logisch. Nur leider erfasst das Regenradar nur den AKTUELLEN Zustand der Atmosphäre und es weiß nicht, dass weiterer Regen direkt vor Ort entsteht.
Das heißt, dass der Algorithmus vom Regenradar immer wieder sagt: "Aha, ich hab gemerkt, dass es grad regnet. Der Regen zieht aber weiter und dahinter kommt nix mehr nach. Also ist bald Schluss". Das wäre auch richtig, aber zu ungunsten des Regenradars entsteht direkt vor Ort immer wieder neuer Regen, der die Strecke wässert. Und der neu entstandene Regen wird vom Radar erst erfasst, wenn es schon regnet. Das hilft aber dann leider keinem mehr, weil alle sehen, dass es schon regnet.
In der Zwischenzeit ist Grosjean schon abgeflogen, Di Resta klebt in der Leitplanke und Maldonado hat Perez in Kurve 4 abgeschossen. Erst jetzt merkt Newey, dass die Strecke mit Slicks doch etwas schwer zu befahren ist und holt seine Schützlinge zum Reifentausch.
Und da vor Ort immer wieder neuer Regen entsteht, war das gewiss nicht die schlechteste Entscheidung.
Das heißt im Endeffekt, dass ein Regenradar eine schöne Sache ist. Aber leider wird Regen, der sich noch nicht gebildet hat und in 10 Minuten das Rennen beeinflusst, noch nicht registriert. Der wird nämlich erst vom Scan erkannt, wenn er schon da ist, ansonsten würde sich an den Radarstrahlen nichts reflektieren.
Schlaue Köpfe mögen zwar jetzt anmerken, dass man doch Modelle entwickeln kann, die sowas erfassen, aber das ist leider nicht so einfach. Denn dafür müsste man die Natur besser kennen als sie sich selbst und die Natur dürfte nicht dem Chaosprinzip unterworfen sein (Stichwort Schmetterlingsflügelschlag in Europa, der in Südamerika einen Sturm erzeugt).
Außerdem wären die Rechenzeiten durch die unglaubliche hohen Datenfluten so hoch, dass es zeitlich sehr lange dauern würde bis man die Rechnung vorliegen hätte - und dann weiß man eh schon, ob es draußen regnet oder nicht.
Übrigens gehören die Computer, die das Wetter für die kommenden Tage berechnen, jetzt schon zu den leistungsstärksten auf der Welt. Allerdings müsste man noch exorbitant mehr Daten erfassen - also mehr Wetterstationen am Boden haben - um einen wesentlichen Fortschritt zu erzielen.
PS: Ich hab den Text jetzt nicht Korrektur gelesen. Fehler dürft ihr also behalten. Und wer Fragen hat, darf das gerne machen
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