Wechsel von Gerolsteiner zu T-Mobile
Pollack: "Ich stelle Zabels Position nicht in Frage"
BERLIN, 24.08.04 (rsn) - Der Kolkwitzer Olaf Pollack wird nach fünf Jahren bei Gerolsteiner künftig in den Farben von T-Mobile fahren. Der 30-jährige Sprintspezialist unterschrieb einen Zwei-Jahresvertrag bei der Magentatruppe, die sein Rivale Danilo Hondo vor Jahresfrist in umgekehrter Richtung verließ. "Ich brauchte eine neue Herausforderung", sagte Pollack im Interview mit RADSPORT-NEWS.COM. Er habe bei Gerolsteiner trotz der Erfolge beim Giro zuletzt nicht mehr das Gefühl gehabt, dass man auf ihn baue.
"Es waren fünf schöne Jahre bei Gerolsteiner, aber ich habe für mich keine richtige Perspektive mehr gesehen in der Mannschaft", sagt Pollack, der bei Gerolsteiner mit Danilo Hondo und Robert Förster starke Sprinterkonkurrenz hat. Angst davor hat Pollack nicht, was auch merkwürdig wäre, da er bei T-Mobile nun stattdessen einen Erik Zabel vor der Nase hat. Doch er hatte zunehmend den Eindruck, dass die Gerolsteiner-Teamleitung nicht mehr auf ihn setzt. Beim Giro d'Italia im Frühjahr hatte er für Furore gesorgt und war einer der wenigen, die dem unschlagbaren Alessandro Petacchi in den Sprintfinals Paroli bieten konnten. Der erträumte Etappensieg sprang nicht heraus, dafür ein Rosa Trikot. Im Nachhinein sieht Pollack die Erfolge mit ein bißchen Bitterkeit.
Pollack beim Giro im Rosa Trikot
Foto: Roth
"Was meine Position im Team angeht, hat mir der Giro gar nichts gebracht. Und das macht mich schon ein bißchen traurig", sagt Pollack. Besonders enttäuscht war der Sprintspezialist, dass man bei Gerolsteiner nach seinem starken Giro nicht einmal in Erwägung zog, ihn zur Tour de France mitzunehmen. "Mit zwei Sprintern wäre Gerolsteiner bei der Tour schwerer auszurechnen gewesen. Ag2r mit Nazon und Kirsipuu hat es ja vorgemacht. Leider hatte das Team andere Prioritäten und man hat nie auch nur daran gedacht, mich mitzunehmen. Das hat mich schon geknickt. Das war ein Knackpunkt. Das hat schon eine Rolle gespielt bei meiner Wechselentscheidung."
Bei T-Mobile unterschrieb Pollack, der nur ein halbherziges Angebot von Gerolsteiner bekommen hatte, nun einen Zwei-Jahresvertrag, mit dessen Dotierung er zufrieden ist. "Ich muss ja meine Familie irgendwie durchbringen und als Sportler muss man ja auch etwas zur Seite legen", sagt Pollack fast schon entschuldigend. Beim deutschen Spitzenteam wird er mit offenen Armen empfangen. T-Mobile-Manager Walter Godefroot sagte, er sei in den Verhandlungen beeindruckt gewesen von Pollacks "Auftreten und Professionalität". Mit Andreas Klöden, Andre Korff und Matthias Kessler trifft Pollack zudem auf Freunde und Trainingspartner im neuen Team.
"T-Mobile ist das beste Team der Welt. Natürlich ist es eine große Motivation, dort zu fahren. Mein Ziel ist es, mich als Sprinter weiter im Peloton zu etablieren und dort weiterzumachen, wo ich beim Giro aufgehört habe", so Pollack. Mit Erik Zabel wird er allerdings künftig einen noch schnelleren teaminternen Rivalen haben als bei Gerolsteiner. Dies sei aber kein Problem, sagt Pollack: "Zabel ist einer der schnellsten Männer der Welt. Ich hoffe, ich kann von ihm lernen. Seine Positon als Nummer 1 werde ich ihm nicht streitig machen. Es wird keine teaminternen Positionskämpfe geben. Das habe ich Godefroot versprochen."
In der langen ProTour-Saison brauchen die Mannschaften künftig ohnehin zwei Sprinter. "Da bleibt für mich schon genug übrig", sagt Pollack, obwohl er natürlich weiß, dass der fleißige Zabel kaum ein großes Rennen ausläßt. "Aber Giro, Tour und Vuelta wird auch Erik nicht fahren, denke ich. Ich kenne mein Programm noch nicht, aber ich schätze, beim Giro werde ich meine Chance bekommen nächstes Jahr", sagt Pollack. In der neuen ProTour wird T-Mobile, das in den letzten Jahren den Giro ausließ, alle drei Rundfahrten fahren müssen.
Ironisch ist, dass Pollack nun Teamkollege wird von Zabel, wegen dem Hondo vor einem Jahr Telekom verließ. Nun wird es künftig nicht nur die Rivalität geben zwischen Hondo und Zabel, sondern auch die zwischen Pollack und Hondo. Pollack macht daraus kein Hehl. "Danilo und ich waren bei Gerolsteiner auch irgendwo Rivalen, denn ich war schon ein bißchen sauer, als er mir vor die Nase gesetzt wurde. Jetzt sind wir im Rennen wieder Gegner. Ich freue mich auf die Aufeinandertreffen."