Die 62. Vierschanzentournee geht zu Ende - und es gewinnt ein Sportler, mit dem man vor der Tournee niemals gerechnet hätte. Im Live-Thread wurden bereits Vergleiche zu Toni Nieminen und Primoz Peterka gezogen - die waren freilich nich ein wenig jünger; und insbesondere bei Nieminen waren es ja damals ganz besondere Voraussetzungen - es war damals die erste Saison, in der ein Springer die Tournee im V-Stil gewann; er beherrschte ihn damals einfach am besten. Nieminen und Peterka sind dann aber doch recht schnell wieder von der Bildfläche verschwunden - allerdings ist das aus meiner Sicht bei den Österreichern, die eben auch in Sachen Betreuung und Pressearbeit Vorreiter sind, nicht zu erwarten.
In gewisser Weise war das doch eine der frustrierendsten Tourneen seit langem. Letztes Jahr waren ja gleich 5 deutsche Springer unter den besten 15 in der Tourneegesamtwertung - im Kampf um den Sieg konnte freilich auch damals keiner mitreden. Dieses Jahr war für Deutschland ganz gut losgegangen, die Springer waren ein Jahr älter, ein Jahr reifer; und so bestand eben doch eine gewisse Hoffnung, dass man vielleicht noch ein bisschen besser abschneiden würde. Ich habe zwar auch immer zu denen gehört, die versucht haben, die Erwartungen zu dämpfen... aber letztlich haben sie auch meine Erwartungen noch unterboten. Gerade zwei deutsche Springer unter den Top 15, der Beste auf Rang 10... das kann nicht zufrieden stellen.
Erschwerend kommt ein anderer Punkt hinzu: Auch das hatte ich schon einmal kurz im Live-Thread angerissen: Es gab einmal eine Zeit, als das Skispringen auch deshalb so interessant war, weil es abwechslungsreich war. Um die Jahrtausendwende gab es eine Zeit, in der innerhalb von sechs Jahren 5 verschiedene Länder die Nationenwertung gewannen. Doch dann kamen die Österreicher und betonierten alles mit gnadenloser Überlegenheit zu. Doch dieses Jahr schien es zu Beginn tatsächlich so, als gäbe es ganz leise Anzeichen, dass diese Dominanz ein wenig wackeln würde. Aber spätestens seit der Tournee sollte wirklich allen klar sein: Die Österreicher hatten NIEMALS schlechten Nachwuchs. Sie hatten nur eine Zeit lang keinen, der in die Phalanx der Tourneesieger um Schlierenzauer, Morgenstern, Kofler und Loitzl einbrechen konnte. Doch als die dann zu Saisonbeginn nicht ganz ihre Leistung gebracht haben, hat sofort wieder ein neuer zugegriffen... und das zarte Pflänzchen der Hoffnung, dass irgendwann auch mal wieder ein bisschen mehr Abwechslung im Skisprungzirkus herrschen würde, brutal ausgerissen. Stattdessen drohen weitere zehn Jahre österreichischer Vormachtstellung...
Es ist natürlich nicht die Schuld der Österreicher - man kann ja nicht verlangen, dass sie schlechter springen, dass sie ihre Athleten schlechter betreuen oder ähnliches. Es ist die Schuld aller anderen Länder, sei es Deuschland, sei es Norwegen, sei es Japan, sei es Polen, Slowenien oder Finnland. Die müssen sich wirklich weiterhin fragen: Was macht Österreich so verdammt richtig!