Wie geht's weiter mit Wladimir Klitschko?


G

Gelöschtes Mitglied 1443

Guest
Ich sehe auch eher drei Versionen von Waldi. Die Übergänge sind aber zumindest von Version zwei zu drei fließend. Um den Beginn der aktuellen Dekade hat er schon Weltklasse Leistungen gebracht was dann aber immer mehr abnahm. Die Spitze des Eisbergs war für mich der Kampf gegen Povetkin, für den Sieg würde ich ihm niemals Kredit geben. Fury hat dann einfach für jeden offensichtlich gemacht das Waldi inzwischen ein ganzes Stück von Weltklasse entfernt ist.

Fänd es natürlich gut wenn er gegen Joshua antreten würde der davon sicherlich profitieren würde. Wladis Gegnerwahl war insgesamt ok, trotzdem Risiko ist er kaum gegangen. Da sticht die ansetzung gegen Fury etwas heraus und ein möglicher Kampf gegen Joshua auch.
 

wicked

Bankspieler
Beiträge
8.605
Punkte
113
@paolo_pinkel

Man kann nicht sagen, dass er kein Risiko gegangen ist.
Er hat regelmässig den bestmöglichen Herausforderer geboxt und besiegt.
Wenn keine besseren Gegner zur Verfügung standen, ist das nicht seine Schuld.
 

MMA_Boxer

Moderator Boxen
Teammitglied
Beiträge
13.456
Punkte
113
Natürlich weiß ich was Du meinst, ich halte es in seiner Absolutheit für falsch. Worauf ich hinaus wollte: Wlad Version 2 und ähnliche starre Einsortierungen treffen die tatsächliche Entwicklung nicht.
Wladimir wurde von Steward nach dem Brewster Debakel komplett umgestellt. Da kann man dann als Wlad Version 2 bezeichnen. Das, was Wladimir dann daraus gemacht hat, hat Steward nicht gefallen - zum Schluss darf man annehmen, würde sich Steward im Grab umdrehen - eher schon ein Wlad 3.0

Das ist doch genau der Punkt. Genau deswegen Version 2.0. Steward hat ihm diesen Boxstil nahe gebracht und gelehrt, für den er erst eine zeitlang benötigt hat um diesen anzuwenden und im Verlauf seiner Karriere es auf die Spitze getrieben hat bzw. weiterentwickelt. Man konnte jedoch schon in den ersten Kämpfen sehen was die Basis dieses Stils ist: Risikovermeidung. Sei es nun durch Clinchen, Führungshand rausstrecken, devensivere bzw bessere Beinarbeit, Runterdrücken, mehr Jaben, seltener die Rechte bringen usw. z.b. alles gegen Brock gesehen. Er hat jedoch, seit seinem von Steward gelehrten Boxstil (Wlad 2.0), seinen Stil nie wieder komplett umgestellt, wie mit der Steward Übernahme, sondern hat strickt an diesem Stil als Basis festgehalten und weiterentwickelt. Genau deswegen halte ich es für falsch von einer Wlad Version 3.0 zu sprechen und somit sollte auch klar sein, was mit Wlad 2.0 gemeint ist.
Es ist aber nicht falsch zu sagen,dass Wlad über Jahre auf Version 2.5 geupgraded hat, aufgrund seiner Weiterentwicklung - ausgehend von Stewards gelehrten Stil, welche die Basis darstellt. Genau dies habe ich nie ausgeschlossen, wie von dir behauptet:

So wie Du es darstellst, wirkt es so als seien seine Erfahrungen aus seinen früheren Kämpfen für heutig Kämpfe nicht mehr abrufbar

Das ergibt für mich kein Sinn. Wlad Version 2.0 ist eine Weiterentwicklung, mit Übernahme der alten Eigenschaften, jedoch auch dem Zurückgang bei der Häufigkeit der Anwendung dieser alten Eigenschaften.

Das alles passt aber nicht, weil Wladimir auch anders kann - das zwar nur in gewissen Grenzen, die der Gegner setzt, aber trotzdem, Wladimir war nie näher an Wlad 1.0 dran, als gegen Wach und Pulev.

Sicherlich sind die abrufbar, jedoch nicht ohne den Verzicht auf seine Wlad 2.0 Fähigkeitern. Exzessives Clinchen und/oder Führungshand rausstrecken. Sowohl gegen Pulev (wurde für Clinchen ermahnt) als auch gegen Wach getätigt.
Die entscheidende Frage bleibt jedoch: Von wievielen Kämpfen war Wlad näher an Wlad 1.0 Version dran? Pulev und von mir aus auch Wach stellen dabei eine Ausnahme von ungefähr 20 Kämpfen dar (seit Stweards Übernahme). Eine nicht gerade überzeugende Quote.

eine falsche Abgrenzung und am Thema vorbei.

In deinen Augen. Ich stelle dir eine simple Frage: Nenn mir einen vergleichbaren Gegner wie Wilder oder Joshua ab Stewards Beginn. Sowohl von den physischen als auch boxerischen Parametern ausgehend. Anmerkung dazu: Haye kommt den beiden schon nahe (wie in meinem Ausgangsbeitrag erwähnt) und ist in einigen Punkten sogar besser aufgestellt.

Das sieht man insbesondere an der Tendenz Nutzer in die "Wlad Ecke" abzuschieben, weil sie Dir nicht zustimmen und das auch noch pointierter formulieren.

Um die Zustimmung geht es mir nichtmal. Sondern um die nicht Beachtung/Verwischung von Details via Sarkasmus ausgehend von meinem Beitrag aus. Das ist es was mich stört. Aber soll nicht der Mittelpunkt unserer Diskussion darstellen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Easy

Moderator Boxen
Teammitglied
Beiträge
8.631
Punkte
113
....dann bleibt doch aber Fury bei so einigen hier der ATG....:rolleyes:...ob mir das so recht ist...
Den Sieg kann man nicht wegreden und der wird Wlad immer nachhängen, aber letztlich ist diese Niederlage nicht bedeutend, weil die Person die ihn besiegt hat nicht bedeutend ist. Kommt Fury wieder und dominiert die nächsten Jahre das HW ist es anders. Ansonsten bleibt er eine Eintagsfliege. Kommt WK mit einem Sieg über einen Joshua oder Ortiz zurück, wiegt das m. E. wesentlich schwerer.
 
G

Gelöschtes Mitglied 1443

Guest
Ja denke auch in den letzten Jahren gab es niemanden dem er nicht im Ring gegenüberstand, dem er sich als Champ hätte stellen müssen. Wenn er jetzt noch gegen Joshua boxt (Wilder ist äquivalent) ist das schon gut, er ist aber auch in einem Alter wo er einfach aufhören kann ohne das man es ihm vorwerfen muss.

Über seine ganze Karriere gesehen gab es natürlich schon Möglichkeiten mehr Risiko zu gehen (unabhängig von der Aufbauphase). Ich denke da z.b. an Rückkämpfe oder an Valuev (aber auch Vitali war nicht besonders heiß drauf den zu Boxen).

Unabhängig von Risiko gehen war bei den freiwilligen TVs das größte Problem, das er einfach egal gegen wen es ging die Hütte in D voll bekommen hat. Die hätte er sich aus sportlicher Sicht alle sparen können. Wäre schon interessanter gewesen wenn er zb mal Huck schlafen gelegt hätte nachdem der Oberwasser nach dem Povetkin Kampf hatte. Oder mal nen unangefochtenen CW Champ Boxen, wobei ich nicht denke das er da gegen Cunningham Risiko eingegangen wäre. Es wäre aber besser für die Legacy gewesen. Naja aber wer braucht Cunningham wenn man dem deutschen Publikum einen alten Mormeck als Tyson verkaufen kann.
 

MMA_Boxer

Moderator Boxen
Teammitglied
Beiträge
13.456
Punkte
113
Über seine ganze Karriere gesehen gab es natürlich schon Möglichkeiten mehr Risiko zu gehen (unabhängig von der Aufbauphase). Ich denke da z.b. an Rückkämpfe oder an Valuev (aber auch Vitali war nicht besonders heiß drauf den zu Boxen).

Valuev war IMO kein großes Risiko für Wlad oder Vitali, da zu langsam, behebig, technisch schwach und keine gute Workrate. Siehe dazu Parallelen zum Wach Kampf. Valuev würde von Wlad locker ausgeboxt werden...
 

hirschi

knuffeltrain
Beiträge
23.053
Punkte
113
Ort
Mama'zzzzmusch
Valuev war IMO kein großes Risiko für Wlad oder Vitali, da zu langsam, behebig, technisch schwach und keine gute Workrate. Siehe dazu Parallelen zum Wach Kampf. Valuev würde von Wlad locker ausgeboxt werden...

Der kampf wurde von SE damals in den raum geworfen ohne wirklich interesse an diesen paarungen zu haben......
Deine Argumentation ist treffend......
Hinzu kam das die sender ihren mann bei sich sehn wollten,was wiederum legitim ist.
Meiner meinung wollten die K2 jungs ehr valuev als valuev dir K2 jungs.
 

Tobi.G

Bankspieler
Beiträge
21.735
Punkte
113
Wenn ich mich recht erinnere war Valuev vs. irgendeinen Klitschko mal kurz vor done deal, nur dass man sich dann finanziell nicht einigen konnte(Sauerland) oder war es wegen den Übertragungsrechten? Nun, ich weiss es nicht mehr genau. Auf jeden Fall war es ein ähnlicher Heckmeck wie bei Abraham vs. Sturm.
 

aue013

Nachwuchsspieler
Beiträge
2.273
Punkte
83
Ort
Südniedersachsen
aber letztlich ist diese Niederlage nicht bedeutend, weil die Person die ihn besiegt hat nicht bedeutend ist.
Genau das sehe ich anders. Ob Fury bedeutend ist (war, oder sein wird), ist hierbei gar nicht wichtig. Zum einen hat dieser "unbedeutende" Fury die über 10-jährige Dominanz des (möglicherweise bedeutenden) Wladimir Klitschkos beendet. Er hat gezeigt, dass WKlitschko durchaus schlagbar ist, wenn man sich nicht vor Angst in die Hose macht. Er hat das Schwergewicht aus seiner Erstarrung gelöst, Kämpfe wurden und werden wieder attraktiver, es kam wieder Leben in die Bude. Das halte ich schon für bedeutend.
Vor allem aber ist bedeutend, wie Klitschko gegen Fury verloren hat. Immer wieder wird WKlitschko eine Risikovermeidungsstratetie unterstellt. In bezug auf seine Gegnerwahl ist das ja eher unzutreffend (weil auch die Gegner eben kein großes Risiko dargestellt haben - bisher). Aber in Bezug auf sein Verhalten im Ring ist es absolut zutreffend. Aber sein schmutziges Sicherheits- und Risikovermeidungsboxen (man kann es auch Angsthasenboxen nennen) bescherte ihm gegen Fury keinen Erfolg. Furys Hauptleistung bestand darin, außerhalb und v.a. innerhalb des Rings völlig angst- und respektlos gegenüber dem bisherigen Champ zu sein. Das hatte diesen so irritiert, dass er 12 Runden wohl weniger geschlagen hat als in den nur 2 gegen Sanders. Selbst ein Maske war in seinem Kämpfen aktiver als Klitschko gegen Fury.
Das ist eine absolute Leistung eines vermeintlich unbedeutenden Mannes. Der absolute Dominator der letzten 10 Jahre, der ja wirklich alles geboxt hat, was verfügbar war, der jede seiner Titelverteidigungen deutlich, zweifelsfrei und überlegen gewonnen hatte, verliert seine Titel gegen ein Großmaul in einem schwachen Duell, das den Namen Kampf überhaupt nicht verdient. Das ist eine Schmach. Und die bleibt.
Das finde ich schon bedeutend.

PS: Ich mag Fury nicht, ich mag ihn überhaupt nicht. Großmaul hin oder her, ist mir egal. Aber mit laut geäußerten reaktionär-religiösen Ansichten habe ich meine Schwierigkeiten.
 

Drago

Bankspieler
Beiträge
10.470
Punkte
113
Ort
Heinz Becker Land
Nicht zu früh freuen, Hearns hat folgendes geschrieben:

Richtig, noch ist nix in trockenen Tüchern.

Ortiz schreit auf jeden Fall am lautesten nach Wladi:

http://www.boxingscene.com/luis-ortiz-klitschko-ill-replace-fury-whoop-your-ass-on-1029--109178
klitschko-ortiz.jpg


"Hey Klitschko, I'm ready for you! Don't postpone your date because I'm ready to hand you an ass whooping in October,"


Das ist die direkteste Herausforderung. Rein nach Willen und Wunsch sollten Wladi und Ortiz Ende Oktober ran...um WBA und/oder WBO Titel.
 

LeZ

Bankspieler
Beiträge
28.243
Punkte
113
Ist sicher die geschickteste Art um den Kampf NICHT zu bekommen. Der nächste Nervclown wird Klitschko sicher nicht runtergehen wie Öl, egal ob er ihn schlagen könnte.
 

Snipes

Bankspieler
Beiträge
2.735
Punkte
113
Bzgl. der Gegnerschaft

Risikominimierung war garnicht nötig... die Regentschaft von WK ist in einer Ära, in der das HW kränkelt. In den Staaten gibt es bisweilen eine Krise im Boxen... aus verschiedenen Gründen. So richtig gefordert war er also nicht. Er hat eigentlich auch alle geboxt, die er hätte boxen können. Das hat sich ja auch mit der Zeit nach Lewis/ Vitali etwas überschnitten. Ich erinnere mich daran, wie erfreut alle über die Gewichtsabnahme von Arreola waren... Ein Gegner der nie Spitzenformat hatte. Das ging mir bei WK Gegnern immer tierisch auf die Nerven, dass es immer hieß, bei entsprechender Fitness etc. besteht eine marginale Chance.
 

Chancho

Bankspieler
Beiträge
5.658
Punkte
113
Furys Hauptleistung bestand darin, außerhalb und v.a. innerhalb des Rings völlig angst- und respektlos gegenüber dem bisherigen Champ zu sein. Das hatte diesen so irritiert, dass er 12 Runden wohl weniger geschlagen hat als in den nur 2 gegen Sanders. Selbst ein Maske war in seinem Kämpfen aktiver als Klitschko gegen Fury.
Für einen völlig angst- und respektlosen Boxer hat er aber auch nicht gerade viel geschlagen. Seine wichtigste "Waffe" gegen Klitschko war Furys Größen- und Reichweitenvorteil und seine flinke Beinarbeit. Mit diesem Paket und einer taktisch sehr guten Einstellung hat er Klitschko offenbar total frustriert, weil dieser die Distanz nie richtig gefunden hat und dann keinen Plan B hatte. Am Ende hat das für einen knappen Punktsieg in einem ziemlich aktionsarmen Kampf gesorgt, der nur von der Spannung lebte. Ich will Furys Sieg nicht kleinreden, aber eine meisterhafte Boxdemonstration, von der man noch in 20 Jahren reden wird, war das ganz sicher auch nicht.

Der absolute Dominator der letzten 10 Jahre, der ja wirklich alles geboxt hat, was verfügbar war, der jede seiner Titelverteidigungen deutlich, zweifelsfrei und überlegen gewonnen hatte, verliert seine Titel gegen ein Großmaul in einem schwachen Duell, das den Namen Kampf überhaupt nicht verdient. Das ist eine Schmach. Und die bleibt.
Das finde ich schon bedeutend.
Auch hier übertreibst du meiner Meinung nach etwas. In der "öffentlichen Wahrnehmung" und beim breiten Publikum wird die Niederlage (in ein paar Jahren) gegen Fury wohl eher als Ausrutscher gesehen. Klitschko hatte einfach einen rabenschwarzen Tag - das kommt bei Sportlern ja mal vor. Und da ihm das rematch nicht vergönnt war, weil Fury es verhindert hat, konnte er diese Scharte halt nicht wieder auswetzen. So wird es der "gemeine Boxzuschauer" vermutlich beurteilen.
Vor allem dann, wenn es Klitschko tatsächlich gelingt, sich jetzt gegen Joshua oder Ortiz direkt wieder einen oder mehrere seiner Gürtel zurückzuholen.
 

desl

Supermoderator
Teammitglied
Beiträge
24.983
Punkte
113
Ortiz schreit auf jeden Fall am lautesten nach Wladi:

Nun ... wenn der Typ, der gerade einen Kampf (gegen Ustinov) platzen ließ gerne gegen den Typen boxen möchte, dessen geplanter Gegner (Fury) zwei Mal einen Kampf platzen ließ ... dann kann er wohl noch so laut schreien, ich glaube kaum, dass er gehört wird.
 

Harman

Bankspieler
Beiträge
8.701
Punkte
113
Am Ende hat das für einen knappen Punktsieg in einem ziemlich aktionsarmen Kampf gesorgt, der nur von der Spannung lebte. Ich will Furys Sieg nicht kleinreden, aber eine meisterhafte Boxdemonstration, von der man noch in 20 Jahren reden wird, war das ganz sicher auch nicht.

Knapper Punktsieg?? Hat Klitschko überhaupt drei Runden in diesem Kampf gewonnen??


In der "öffentlichen Wahrnehmung" und beim breiten Publikum wird die Niederlage (in ein paar Jahren) gegen Fury wohl eher als Ausrutscher gesehen. Klitschko hatte einfach einen rabenschwarzen Tag - das kommt bei Sportlern ja mal vor. Und da ihm das rematch nicht vergönnt war, weil Fury es verhindert hat, konnte er diese Scharte halt nicht wieder auswetzen.

Ja, ja.. der Waldi hatte schon so manch rabenschwarzen Tag erlebt. Diejenigen welche das so sehen sind vermutlich Ebel, Herr König, Bönte & und seine Fans.
 

Cosmo.1

Old Member
Beiträge
5.011
Punkte
113
Ich sag nur Klitschko for ever,mein Gott die drei Ko Niederlagen das Vorgeführt werden von dem gedopten wahnsinnigen Tyson .alles rabenschwarze Tage kann jedem passieren.Trostdem bleibt er der Gott des Schwergewichts ,9 Jahre in Folge gewonnen
Keinem Gegner ausgewichen ,weil draufgelegt ,egal hauptsache gewonnen.
Klitschko bleibt mein Held und wenn er den Anfänger Joshua wegbommt wird er in die Hall of Fame kommen und die bösen Hater sind endlich still und kleinlaut.:D
 

Roberts

Moderator Boxen
Teammitglied
Beiträge
9.845
Punkte
113
Das ist doch genau der Punkt. Genau deswegen Version 2.0. Steward hat ihm diesen Boxstil nahe gebracht und gelehrt, für den er erst eine zeitlang benötigt hat um diesen anzuwenden und im Verlauf seiner Karriere es auf die Spitze getrieben hat bzw. weiterentwickelt.

Nein, wir drehen uns im Kreise und werden da nicht überein kommen. Deshalb letztmalig eine Stellungnahme dazu. Ich verstehe Deinen Ansatz, teile ihn auch weiterhin nicht. Steward hat zunächst versucht, Wladimirs Schwächen dadurch abzustellen, dass er ihn in Richtung Lennox Lewis entwickeln wollte: Wenn es boxerisch alleine nicht reicht, den Widerstand des Gegners zu brechen und ihn aus dem Kampf zu nehmen, dann muss der Gegner körperlich erdrückt werden. Gegen Brewster ist genau diese Taktik in die Hose gegangen, eine der großen taktischen Fehlleistungen von Emanuel Steward, weil er die Möglichkeiten seines Boxer falsch beurteilt hat. Daraus haben Beide einiges gelernt. Dann kam die Phase der Neujustierung der Defensive hin zu einem Überdecken der Schwächen durch ein Verhindern der Situationen. Dabei sollte Wladimir aber immer noch sein Offensivarsenal ausschöpfen. Wenn man so will, dann ist das die Version von Wlad 2.0 - schon früh hat sich gezeigt, dass diese Stewardsche taktische Vorgabe von Wladimir aber nur dann umgesetzt wurde, wenn in der Person des Gegners kein Grund zur Annahme bestand, dass sich Wladimir durch offensiv variables Boxen in akute Gefahr begibt. Im Stewardschen Sinne verliefen nur wenige Kämpfe von Wladimir - meistenteils agierte Wladimir sehr zögerlich und beschränkte sich auf ein taktisch und technisch sehr eingeschränkte Offensive - das war sehr zum Missfallen von Steward, der regelmäßig in der Ecke über die Perversion seiner Anweisungen schimpfte wie ein Rohrspatz. "auf die Spitze treiben" oder "weiterenwickeln" passt insofern überhaupt nicht - das war nicht in Stewards Sinne. Was Wladimir Klitschko daraus gemacht hat, ist dann eher ein Wlad 3.0. Dieses Wlad 3.0 enthält nur noch sehr wenig vom Sdunekschen Wlad 1.0 - es sei denn, der Gegner hat von vorne herein keinen Grund zur Sorge geboten (Wach) oder war im Kampf defensiv so schwach auf der Brust (Pulev), dass etwas mehr variable Offensive erfolgversprechend war. Wenn man bedenkt, wie sehr sich Wladimir vor dem hilflosen und fertigen Hasim Rahman stehend, eingenässt hat, weil er glaubte, die halbtote Mumie könnte auf einmal explodieren und wie im ersten Lewis-Kampf ein volles Pfund raushauen und gleichzeitig mitbekam, wie sehr sich Steward über dieses Hasenfußgehampel aufgeregt hat - der weiß genau, dass dies weder Sduneks noch Stewards Boxphilosophie war sondern Wladimirs Angsthasenrevolution, die gerade die eigenen Offensivkinder fraß.

Man konnte jedoch schon in den ersten Kämpfen sehen was die Basis dieses Stils ist: Risikovermeidung. Sei es nun durch Clinchen, Führungshand rausstrecken, devensivere bzw bessere Beinarbeit, Runterdrücken, mehr Jaben, seltener die Rechte bringen usw. z.b. alles gegen Brock gesehen. Er hat jedoch, seit seinem von Steward gelehrten Boxstil (Wlad 2.0), seinen Stil nie wieder komplett umgestellt, wie mit der Steward Übernahme, sondern hat strickt an diesem Stil als Basis festgehalten und weiterentwickelt. Genau deswegen halte ich es für falsch von einer Wlad Version 3.0 zu sprechen und somit sollte auch klar sein, was mit Wlad 2.0 gemeint ist.

Das stimmt eben nur zum Teil. Steward hat erkannt, dass Wladimir defensiv nicht variabel agieren kann. Er hat ihm in der Tat beigebracht richtig zu clinchen, er hat im vor allen Dingen beigebracht - das lief in der Tat über die Beinarbeit - die Offensivaufbau des Gegners durch Gefechtsabbruch zu stören, das heißt die Distanz nach Möglichkeit zu vergrößern, wenn der Gegner in Wladimirs Komfortzone eindringt und wenn das nicht klappt, zu clinchen oder den Gegner durch runterdrücken, drauflegen am Infight zu hindern. Auch das Wegschlagen der Führhand des Gegners war zweifellos auf Steward Mist gewachsen. Wladimir sollte aber auch weiterhin den Kampf über eine lockere, mit weniger Snap geschlagene Führhand aufbauen und offensiv beidhändig die sich bietenden Lücken nutzen. Das hat Steward während der Kämpfe auch immer wieder in den Ring gerufen. Die Dirty Tactics, dort wo es notwendig wird, waren sehr wohl Stewards Ding, das Überziehen und die damit einhergehende Eindimensionalität mit Sicherheit nicht. Deshalb passt hier Wlad Version 2.0 schon nicht mehr - ich halte ohnehin nichts von dieser starr wirkenden Kategorisierung.

Die Sduneksche offensive Variabilität war schon durch Steward wegen der defensiven Schwächen weitestgehend erledigt, denn Rest hat Wladimir in den Folgejahren höchst selbst ganz tief vergraben und nur im Notfall (Pulev) oder bei offensiver Hilflosigkeit des Gegners (Wach, Leapai) noch einmal hervorgeholt. Es kann gesichert davon ausgegangen werden, dass sich Steward bei Wladimirs Leistung im Povetkin-Kampf im Grab umgedreht hat. Sdunek dürfte in Tränen ausgebrochen sein oder etwas in den Fernseher geschmissen haben.

Ich stelle dir eine simple Frage: Nenn mir einen vergleichbaren Gegner wie Wilder oder Joshua ab Stewards Beginn. Sowohl von den physischen als auch boxerischen Parametern ausgehend. Anmerkung dazu: Haye kommt den beiden schon nahe (wie in meinem Ausgangsbeitrag erwähnt) und ist in einigen Punkten sogar besser aufgestellt.

Mach ich. Als schönes Beispiel für die These, dass Körpergröße, körperliche Präsenz/Athletik und Punch alleine gar nichts aussagen, nenne ich Dir ein Beispiel aus der Vor-Steward-Zeit. Vor dem entsprechenden Kampf wurde Jameel McCline als ein solcher Gegner betrachtet, der sich physisch nicht nur auf Augenhöhe sondern sogar überlegen zeigte. Im Ring blieb von der körperlichen Präsenz und dem durchaus beachtenswerten Punch nicht mehr viel übrig, weil McCline weder mit dem Speed Wladimirs noch mit der noch von Sdunek geprägten variablen Offensive hinter einem rammenden Jab zurecht kam und die eigene Defensive einfach zu schlecht war. Der hochgehandelte McCline, der zuvor namhafte Gegner geschlagen - zum Teil auch weggebombt - hatte, kriegte den Zahn nach den ersten harten Jabs und den ersten einschlagenden Haken komplett gezogen. Größe, Athletik und Punch. Ein weiteres Beispiel für meine These: Corrie Sanders war 5 cm kleiner, nicht wirklich austrainiert und sein Punch war bei 28 (T)KO in 41 Kämpfen auch nicht wirklich furchteinflößend. Die Furcht wäre vielleicht gekommen, wenn man bei UBP vernünftige Videostudien betrieben hätte - so waren es letztlich wenige, höchsteffiziente Mittel, mit denen Sanders den riesigen Modellathleten mit "Immense KO-Power" Wladimir kurzrundig abgeräumt hat. Eine extrem effiziente Beinarbeit, eine überragende Präzision und ein grandioses Timing - Merkst Du was?
Zurück zu Deiner Frage: DaVarryl Williamson - ebenfalls ein Modellathlet von ähnlicher körperlicher Präsenz wie Wladimir und "Immense KO-Power" - hatte Wladimir sogar am Boden.
Ein physisches Tier trotz geringerer Größe als Wladimir und zweifelsfrei mit "Immense KO-Power" ausgestattet war Samuel Peter - den ich aus dem Wladimir I-Kampf betrachtet, über die jetzigen Wilder und Joshua stellen würde. Ja, er hat mit seiner physischen Präsenz und seinem Punch Wladimir vor große Probleme gestellt, trotzdem konnte Wladimir Peter mit boxerischen Mitteln knapp auf Distanz halten. Wie man so ein physisches Tier durch psychische Tricks vor dem Kampf und mit ganz sauberen boxerischen Mitteln trotz all der "Immense KO-Power" aus dem Kampf nehmen kann, hat dann Vitali Klitschko gezeigt. Nach dieser Niederlage war Peter nie mehr derselbe.

Körpergröße, körperliche Präsenz/Athletik und Punch sind wichtige Faktoren, sie können auch kampfentscheidend sein - meist sind es andere Fähigkeiten, die das Zünglein an der Waage spielen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Oben