Das Wunder von der Rüdesheimer Straße
Rückblende: Berlin, im März 2003 - Der FC Grunewald rettet sich in Liga V.218 gerade so auf den 6.Platz. In der Relegation hat man dann das Glück, mit Union Bremen einen Gegner zu erwischen, dessen Vereinsführung :frankfurt: (sprich: nicht vorhanden) ist, und durch einen 5:0-Sieg die Klasse zu halten.
Heute: Burgsolms, im Juli 2003: Erneut steht der FC Grunewald in einem Relegationsspiel, die Mannschaft, die auf dem Platz steht, ist fast dieselbe wie im März. Gut, taktisch wurde ein bisschen umgebaut, mit Calais ein neuer Spielmacher verpflichtet, mit Weber ein erfahrener Verteidiger, der die aus der A-Jugend gekommenen Mähn und Brakensiek führt, und auf der Bank stehen wesentlich bessere Alternativen parat (u.a. mit Neuhausen und Müge 2, die jederzeit auch unter den ersten 11 stehen könnten). Aber diesmal geht es nicht um den Abstieg (jedenfalls nicht für den FCG), sondern hier wird um den Aufstieg in die 4.Liga gekämpft! Für dieses Spiel hat sich die bunte Truppe in einer irren Saison qualifiziert, in der man sehr glücklich, und doch irgendwo verdient, Meister wurde.
Haushoher Favorit in diesem Spiel ist der Gastgeber, die Solmser Löwen. Tagelang haben sich Trainer Christian Wolf, Manager L.M. Abé und zahlreiche Berater befreundeter Vereine zusammengesetzt und Taktiken besprochen, um wenigstens eine kleine Chance auf den Sieg zu haben. Und wirklich - es scheint zu funktionieren: Durch den Schachzug, den rechten Angriffsflügel mit dem erfahrenen Spatafora für den jungen Müge eher defensiv einzustellen und ihn bei Ballverlust sofort in die Mitte rücken zu lassen, nimmt den Löwen viel von ihrem Angriffsschwung. Dafür wird die schwächere rechte Seite der Löwen um so härter attackiert, Angriff um Angriff rollt über Schaadt auf dem Flügel und Schmidt (auch gelernter Stürmer) auf der Spielmacherposition. Mit Calais und Büchs stehen 2 weitere sehr ballsichere Spieler im Mittelfeld. Der FCG lässt den Ball laufen, die Solmser rennen hinterher. Wo auch immer ein Löwen"hase" in Ballbesitz auftaucht, es sind immer mindestens 2 Grunewalder "Igel" schon da.
So kommt das Spiel nur schwer in Fahrt. Die erste Torchance hat der junge Mähn, der sich nach vorne geschlichen hatte, während Büchs in der Innenverteidigung absicherte. Dann kommt die 31.Minute - Calais täuscht einen weiten Ball auf den zum x-ten Mal startenden Schaadt auf dem Flügel an, zieht den Ball dann aber überraschenderweise auf die andere Seite, schüttelt seinen Bewacher ab, doppelter Doppelpass mit Schmidt, der Ball kommt zu Sebastian Hartmann, und der macht das, was er in dieser Saison schon so oft getan hat - er versenkt die Kugel eiskalt zum 1:0 in die Maschen. Entsetzen auf den Rängen, ein grünes jubelndes Knäuel auf dem Rasen - der Wahnsinn, so scheint es, geht weiter! Doch nun zeigen die Solmser Löwen, dass sie nicht zu unrecht in der vergangenen Saison in der 4.Liga gespielt haben. Unmittelbar nach dem Wiederanstoß nutzen sie die Freude und noch nicht wieder hundertprozentig vorhandene Konzentration speziell in der jungen Grunewald-Deckung zum 1:1 durch ihren ansonsten völlig abgemeldeten Torjäger Lischke. Jetzt sind auch die über 30.000 Löwenfans wieder zu hören. Gut, dass die FCG-Routiniers gleich wieder das Tempo rausnehmen und das 1:1 in die Halbzeit retten.
In der 2.Halbzeit wird dann die Nervosität, mit dem nächsten Fehler das Spiel zu verlieren, immer deutlicher spürbar. Es gibt kaum noch Bewegung auf dem Spielfeld, und fast ausschließlich Quer- und Rückpässe. Bis in der 80.Minute der Torjäger wieder zuschlägt - Schmidt schließt eine mit Kombination Calais und Spatafora gedankenschnell mit einem Steilpass in die Gasse ab, wo wie aus dem Nichts Hartmann auftaucht und den Ball zum Entsetzen der Gastgeber erneut an Nährich vorbei schiebt. Der wohl entscheidene Treffer, entscheidend vorbereitet durch einen Mann, den andere Manager nicht einmal ins Büro vorgelassen haben, bevor er beim FCG Unterschlupf fand! Unbeschreiblicher Jubel in der Gästekurve, während Weber und Spatafora auf dem Platz die anderen anfeuern, denselben Fehler nicht zweimal zu begehen, und jetzt den Laden hinten dicht zu halten. Burgsolms schafft es in den letzten 14 Minuten nicht mehr, das Bollwerk zu knacken - 94.Minute, Abpfiff! Die Solmser fallen wie paralysiert zu Boden, während sich auf dem Platz erneut ein grün-weißes Knäuel bildet. Unglaublich, der FC Grunewald spielt in der 4.Liga!!! Auch die Fankurve ist nicht mehr zu bremsen, hunderte der Mitgereisten stürmen den Platz und feiern. Als besonderes Dankeschön fharen die Spieler mit dem Fan-Sonderzug zurück nach Berlin, wo bei der feuchtfröhlichen Ankunft nachts um 3 Uhr noch lange nicht Schluss mit den Feierlichkeiten ist.
Morgen abend wird der Aufstieg auch im Stadion an der Rüdesheimer Str. bei Freundschaftsspiel gegen den 1.FC Burgenland zünftig gefeiert, wobei die Aufstiegshelden allerdings nur in der Fankurve zu finden sein werden. Alle Fans, die eine Karte aus den Spielen in Burgsolms oder einem Liga-Auswärtsspiel vorzeigen können, sowie Fanklub-Mitglieder bekommen übrigens zukünftig zu allen Freundschaftsspielen daheim freien Eintritt.
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@tupelo: warum soll ich weiter ausbauen? kostet doch nur unnötig unterhaltskosten - wenn ich vielleicht mit den 29.000 1x im pokal und 2x in der liga ausverkauft bin, würde mir das schon reichen. ich rechne mal so mit 20-25.000 pro spiel