Interview mit Oliver Diklic
Wir treffen Oliver Diklic im Foyer eines kleinen Hotels am Donauufer in Budapest. Er sieht ausgeruht und entspannt aus, obwohl er praktisch immer noch auf gepackten Koffern sitzt und ein anstrengendes Spiel hinter sich hat.
Der Frosch: Herr Diklic, ihr alter Verein FC Grunewald hat gerade wieder die Tabellenführung zurückerobert, während sie mitten in den Abstiegskampf der 3.ungarischen Liga reingeschneit sind. Bereuen Sie Ihren Wechsel schon?
Oliver Diklic: Zuerst mal: Ich bin für euch immer noch der Olli, auch wenn ich jetzt ein anderes Trikot spazieren trage. Zur Frage: Nein, überhaupt nicht. Natürlich hätte ich gerne weiter mit meinen alten Kumpels, Drago, Ede und Otto, und wie sie alle heißen, um die Meisterschaft gekämpft. Aber das ist eben nur 5.Liga, und selbst wenn wir absteigen sollten und Grunewald aufsteigt - hey, dann bin ich trotzdem in der 4.Liga, wenn auch in Ungarn. Aber wir werden den Klassenerhalt noch packen - wir haben unglücklich 0:1 beim Tabellenführer verloren, und mein Gegenspieler hat keinen Stich gesehen. Wir werden die letzten beiden Ligaspiele gewinnen und die Relgation auch, und dann geht nächstes Jahr die Post ab.
DF: Ist denn das Niveau hier wirklich so viel höher?
OD: Ich glaube schon - mein Gegenspieler hat mich ganz schön auf Trab gehalten, so einen hatte ich beim FCG vielleicht ein oder zweimal. Das war ja auch der Grund, warum ich mich für das Angebot von Sasad entschieden habe.
DF: Und das Geld hat keine Rolle gespielt? Ihr Kollege Ziesmann hat ja den Verein inzwischen schon wieder gewechselt, ohne auch nur ein Spiel in Schweden bestritten zu haben. Er ist inzwischen in der Schweiz, bei einem Drittligisten, und nicht einmal auf der Bank.
OD: Naja, der Gottfried ist ein anderer Typ. Der hat nicht so viel Talent und sich seine Position eher über Taktik hart erarbeitet. Der schaut halt schon darauf, aus seiner Karriere finanziell das Beste rauszuholen. Aber ich bin von mir überzeugt. Ich weiß zwar nicht, ob es bei mir je zum Nationalspieler reichen wird. Da gibt es schließlich noch ganz andere talentierte Burschen. Aber Bundesliga wäre schon geil. Und Allsvenskan natürlich ein Traum. Und wenn es nur mal eine halbe Saison oder so wäre...
DF: Realistisch?
OD: Schaunmermal. Wenn ich weiter fleißig trainiere... Aber es gehört auch viel Glück dazu. Aber spätestens, wenn der FC Grunewald in der Bundesliga auftaucht, werde ich zur Stelle sein. (grinst)
DF: Wo spielst du nächste Saison?
OD: Wenn es geht, möchte ich bei Sasad Erfahrung sammeln, da ich hier einen Stammplatz sicher habe. Aber ich weiß nicht, ob der Verein mich im Abstiegsfall halten will. Schließlich hat er einen Haufen Geld in mich investiert, da müsste er sich schon überlegen, wie er das wieder reinholt. Vom Trainer hier würde das schon passen - der ist zwar ein komischer Kerl, aber das Training, was er macht, ist spitze.
DF: Wenn der FC Grunewald doch noch aufsteigt...
OD: Dann werde ich mit meinem Weggang mehr mitgeholfen haben als wenn ich geblieben wäre. Der Daniel, der Ede und der Chris sind nicht so viel schlechter als ich, und mit Jean, Torte und Andi sind noch 3 gute Leute hintendran. Aber meine Ablöse hat der Manager in einen Schweizer Spielmacher investiert, da hatten wir noch eine Schwachstelle - seit Henry weg ist, musste meistens Opa Käse auf der Position ran, das hat ihm nicht so geschmeckt.
DF: Die Buchstaben "L.M." im Namen des Managers stehen für...?
OD: Da macht er ein kleines Geheimnis draus. Die älteren Spieler behaupten, es heißt "Leck mich", aber ich glaube, die machen da einen kleinen Spaß...