Hast du dir die Sendungen auf diesem Gold mal angeschaut. Das sind doch nur alte Konserven, deren Ausstrahlung wenig kostet. Du unterschätzt aus meiner Sicht ganz erheblich die Produktionskosten.
Die sind erst seit 5 Monaten auf Sendung, haben eine theoretische technische Reichweite von 60% (Kabel Deutschland zeigt sie erst seit einem Monat), und bei einem Sender, der sich erst etablieren muss, gibt es natürlich keine teuren Neuproduktionen. Geschweige denn welche, die sich derart mit dem Hauptprogramm decken, denn SAT.1 zeigt die ja wenn als Mischsender derzeit noch selbst.
Was die Produktionskosten betrifft, ist es klar, dass die hoch sind. 220 Millionen gibt die Degeto jährlich als Produzent für Schmonzetten aus, und das ist dann nur die ARD, während das ZDF nochmal Gebühreneinnahmen dafür verballert. Da könnte man übrigens mal nachfragen, ob sich diese Ausgaben überhaupt "rentieren". Großartige Einnahmen durch zusätzliche Verkäufe ins Ausland wird es nicht bei vielen Produktionen geben. So gesehen: Ich bestreite nicht, dass es hier schwierig ist, schnellen Gewinn zu erzielen. Allenfalls langfristig, wenn man das bereits Produzierte wieder und wieder versenden kann.
Der kurzfristige Gewinn ist aber nunmal vor allem für Private, bei denen es so oft auf sofortige Rentabilität ankommt, der entscheidende, und umso schwerer, wenn dieses Feld mit Gebührenmilliarden von ARD und ZDF schon abgegrast ist. Aus dem Grund hat man dann eben auch die Produktion von eigenen Schmonzetten größtenteils aufgegeben, weil es ein Risiko war und sich bei den bisherigen Sendern ein anderes, lukrativeres Programm ergeben hat. ProSiebenSAT.1 hat übrigens (wohl auch dank der Übernahmen zuletzt, die sich Permira und KKR aus dem laufenden Betrieb rückfinanzieren lassen) über 2,5 Milliarden Schulden...
Immer die Frage nach Huhn und Ei: Ist es so, dass die Privaten dieses Feld gar nicht bestellen würden, weil sie es nicht wollen oder es sich niemals lohnen würde, und müssen deswegen ARD und ZDF einspringen, um die Versorgung zu garantieren, oder vereinnahmen ARD und ZDF den Markt derart, dass er sich deswegen für andere nicht lohnt? Ich tendiere - wohl für jeden ersichtlich - zu letzterem. Da müsste man jetzt nach 20 Jahren Markenbildung und -aufteilung eben etwas komplett neu aufziehen. Das klappt sicher nicht auf Anhieb und erst recht nicht, wenn sich bei ARD und ZDF diesbezüglich gar nichts ändert. Das ist meine Kritik, die ich an sie habe (neben dem Murks, den sie teils fabrizieren), ebenso wie die Frage, ob es überhaupt angebracht ist, Unterhaltung mit Zwangsgebühren zu finanzieren. Braucht man dafür eine Solidargesellschaft, oder sollte man es nicht doch auf den Versuch ankommen lassen, dass hier die Privatwirtschaft einspringt und das möglicherweise per Pay-TV von denen bezahlt wird, die es auch wirklich sehen wollen? Einen gesellschaftlichen Mehrzweck wie Information oder Bildung, für den sich Investition und sogar Draufzahlen lohnen, haben diese Filme meiner Einschätzung nach einfach nicht.
Was die Sportsender betrifft, hatte ich doch erwähnt, dass man am besten fahren könnte, wenn man den deutschen Fußball als Zugpferd hätte. Diesen haben aber ARD und ZDF für sich vereinnahmt, sogar in den letzten Jahren wieder ausgeweitet durch den Kauf der CL-Rechte. Dass der für einen Sender durchaus verlockend ist, sieht man ja daran, dass Sendungen im CL-Umfeld auch eine höhere Quote haben. Gleichzeitig wird der Altersschnitt der Zuschauer gesenkt, weil Fußball auch junge Zuschauer in solchen Massen wie sonst keine andere Sendung in Deutschland anzieht, und der Ruf eines Senders steigt. Das ist natürlich der Grund, warum das ZDF hier überhaupt so viel investiert, aber ist das für ein öffentlich-rechtliches Unternehmen überhaupt angebracht?
Basketball und selbst Handball sind dagegen doch auch nur Fernsehrandsportarten, und ich wüsste jetzt auch nicht, wo da die Massen an sich herkommen sollen, die hier von alleine für eine Einschaltquote von 2-5 Mio sorgen würde. Das klappt höchstens bei einer EM, WM und Olympia bei diesen Sportarten, und dann auch vor allem dann, wenn deutsche Mannschaften beteiligt sind und Chancen haben. Versteht sich von selbst.
Es könnte aber besser funktionieren, wenn man ein Umfeld mit hochklassigem deutschen Live-Fußball anbieten könnte, der auch bei Randsportarten die Quoten miterhöhen würde. Natürlich bräuchte man auch ein entsprechend gutes Programmumfeld insgesamt, so dass der Zuschauer nicht wie derzeit allenfalls zufällig mal auf etwas stößt oder mit Mühe danach suchen muss.
Ich hatte ja erwähnt, dass ich gerade damit ein Problem habe, dass ARD und ZDF die Rechte kaufen, die sonst auch gekauft worden wären - eine Ausstrahlung von Fußball im Free-TV gibt es bei Länder- und vielen CL-Spielen immer. Daran hat schon die Werbeindustrie ausreichend Interesse, dass sie wiederum hier von 8-20 Mio potenziellen Kunden gesehen werden und nicht diese Plattform nur für Pay-TV-Kunden zur Verfügung steht. Dass - ich nehme mal das Beispiel, obwohl mich der Sport null interessiert - RTL und SAT.1 nicht mal die Rechte für Gewichtheben kaufen, die quasi nichts kosten, ist traurig. Aber das passt denen nicht ins Programmumfeld, und privaten Fernsehsendern kann man nicht vorschreiben, ein ausgewogenes Programm anzubieten. Diese Pflicht ist aber eine Grundvoraussetzung für die Existenzberechtigung der Öffentlich-Rechtlichen Sender, und kommen sie der bezüglich Sport nach? Fans zahlreicher Sportarten bleiben da fast komplett außen vor, und das trotz recht hoher Gebühren für unseren Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk. Für mich ein Missstand.
Und nein: WTA-Tennis aus Nürnberg wurde nicht von Eurosport gezeigt, jedenfalls nicht im Free-TV. Die zeigten zeitgleich London Queen's Club, und es ist wirklich so, dass damit der Schluss des Spiels nirgendwo mehr im Free-TV zu sehen war (und ich bin mir nicht mal sicher, ob es auf Ran.de oder dem kostenpflichtigen Eurosport Player lief).
Also schön, dass Eurosport die ATP zeigte, aber ich würde mich ja auch nicht davon trösten lassen, dass ich den einen Film zu 70% gesehen habe, der abrupt beendet wurde, und ich dafür woanders dann in einen ähnlichen Film einsteigen darf. Und zu Halle: Findest du das Rosinenherauspicken des ZDFs eigentlich richtig, wenn es doch wahrscheinlich sowieso auf Eurosport sonst gelaufen wäre? Welchen Sinn hat es, hier Tennis mal an einem Wochenende zu bringen, auf einem Sendeplatz, auf dem sonst die Stammzuschauer eine Schmonzette gewohnt sind? Die Quoten (und auch Marktanteile) dieser Tennis-Übertragung waren übrigens dann auch entsprechend mies. Der Gelegenheitsfan wusste gar nicht, dass zu dem Termin Tennis dort laufen würde. Wie auch, wenn dort normalerweise Pilcher läuft und das ZDF sonst auch nur unregelmäßig an Samstagnachmittagen Sportreportagen zeigt?
Noch etwas: Es kommt heutzutage oft der Hinweis, dass man ja im Netz die Möglichkeit hätte, Sport zu sehen. Nur haben viele noch keinen internetfähigen Fernseher, und ich möchte mal im Vergleich den Aufschrei hören, wenn man Krimiserien-Fans plötzlich erklären würde: Ne, im ZDF läuft das jetzt nicht mehr, aber guck es doch in unserer Mediathek! Fernseh- und Internetangebot sollte man trennen. Letzteres darf (noch) nicht dazu herhalten, dass im Fernsehen ein Angebot nicht ausgewogen sein muss.