Klar den Pflichtherausfoderungen musste er sich selten stellen
Die Zahl hält sich in Grenzen ... aber Klitschko hat mehr Pflichtverteidigungen bestritten, als manch anderer.
Anzahl der Pflichtverteidigungen von Wladimir Klitschko in 9,5 Jahren als Titelträger (2006-2015):
Ray Austin (IBF) (Gewann gegen Beck, Unentschieden gegen Ibragimov)
Tony Thompson (WBO) (Gewann gegen Krasniqi)
Hasim Rahman (IBF) (ranglichstenhöchster verfügbarer Gegner ... nachdem Povetkin an der Baumwurzel scheitert)
Eddie Chambers (WBO) (Gewann gegen Dimitrenko)
Samuel Peter (IBF) (ranglistenhöchster verfügbaerer Gegner ... nach dem Rückzieher von Povetkin)
(David Haye (WBO) (Titelvereinigungen werden von der WBO als Pflichtverteidigungen anerkannt ... es sei denn der WBO-Titelträger verliert ... siehe Klitschko-Ibragimov-Chambers))
Tony Thompson (IBF) (Gewann gegen Maurice Harris, Adamek lehnte den finalen Ausscheidungskampf gegen Thompson ab)
Alexander Povetkin (WBA) (Gewann gegen Ruslan Chagaev)
Alex Leapai (WBO) (Gewann gegen Denis Boytsov)
Kubrat Pulev (IBF) (Gewann gegen Tony Thompson)
Tyson Fury (WBO) (Ranglistenerster)
über den Daumen gepeilt also immerhin ungefähr eine Pflichtverteidigung pro Jahr...
Anzahl der Pflichtverteidigungen von Andre Ward in 6 Jahren als Titelträger (2009-2015):
keine
Im Fall Brewster muss er sich natürlich dann schon den Vorwurf gefallen lassen, dass er sich lieber den IBF-Titel von Byrd geholt hat und nicht um den WBO-Titel gegen Brewster geboxt hat. Warum er diesen Weg gewählt hat, wird er wohl nur wissen. Ob er keinen Bock auf Don King hatte, oder ob er hier tatsächlich die sichere Schiene gefahren ist.
Don King spielt gewiss eine Rolle. Die Klitschkos haben King später mehr oder weniger gemieden. Ich weiß nicht, ob Williamson schon bei Don King war, als er gegen Klitschko antrat.
Freiwillig boxte Klitschko in der zweiten Titelträger-Zeit keinen Don-King-Boxer. Brewster und Rahman waren nicht mehr bei Don King, als Klitschko die verbrauchte Version jener beiden boxte.
Die Pflichtverteidigung gegen Ray Austin bestritt Klitschko auch eher Zähne knirschend. Austin hatte nicht den besten Ruf und gemessen an seinem Bekanntheitsgrad war schon ein 75:25-Split für Austin eine gute Nummer. Obgleich Austin kein willkommener Gegner war, war K2 noch weniger an einem purse bid interessiert. Hier hatte man sich dann doch mit Don King geeinigt.
Bei Brewster spielte der Faktor Zeit sicherlich auch eine Rolle.
4 Tage nachdem Klitschko den Ausscheidungskampf gegen Peter gewann, bestritt Brewster seine Pflichtverteidigung gegen Luan Krasniqi (und gewann bekanntermaßen). Das war Ende September 2005.
Byrd hatte sich von Don King getrennt und war bereit nach Deutschland zu kommen. Seine letzte Pflichtverteidigung (Jameel McCline) war schon eine Weile her (November 2004).
Byrd war quasi "dran" mit einer Pflichtverteidigung und die IBF ist da ja durchaus schonmal hinterher.
Brewster hätte nun seitens der WBO sicherlich mindestens ein Jahr Zeit bekommen, bevor jemand von ihm eine Pflichtverteidigung gegen Klitschko verlangt hätte. In Anbetracht der Abneigung der Klitschkos gegen Don King ist hier wahrscheinlich, dass dabei nur ein Purse Bid zu einem Kampf geführt hätte.
Betrachtet man das Gebahren der WBO, also inwiefern sie von ihren Titelträgern eine Pflichtverteidigung verlangt und welche Wirkung eine gute Lobby bei ihr hat, dann kann man spekulieren, dass Klitschko erst 2007 einen Titelkampf mit Brewster bekommen hätte, wenn er auf den Byrd-Kampf verzichtet und auf die WBO-Chance gewartet hätte. Brewster hätte also wohl ohnehin den Titel an Lyakhovych verloren ... selbst wenn Klitschko nicht gegen Byrd geboxt hätte.
Klitschko wären damit 3 oder mehr als solche zu vermarktende WM-Kämpfe entgangen. Das ist dann auch irgendwo ein finanzieller Aspekt. Man bedenke da auch den gut dotierten RTL-Vertrag (Vitalis Comeback war da noch nicht in greifbarer Nähe), nachdem Klitschko den Titel von Byrd holte.
Notieren darf man, dass Klitschko dann tatsächlich 2007 gegen Brewster boxte.
Egal ob Klitschko nun gegen Byrd boxte, oder ob er auf eine Pflichtverteidigung von Brewster gewartet hätte ... er hätte so oder so nur den post-Lyakhovych-Netzhautschaden-Brewster vor die Fäuste bekommen.
Sanders? Die Demontage war derart eindeutig, dass man sich denken kann, dass Sanders 2003 9 von 10 Kämpfen gegen Wladimir Klitschko gewonnen hätte, wenn die beiden nochmal aufeinander getroffen wären.
Sanders wollte mit 38 Jahren Geld verdienen. Wladimir Klitschko hätte ihm nur eine gute Börse bieten können, wenn man einen solchen Kampf als Titelkampf hätte vermarkten können. Allerdings hätte Sanders zunächst eine Pflichtverteidigung bestreiten müssen (nachdem Tua wegen Inaktivität zurück fiel, wäre Lamon Brewster da der Kontrahent gewesen). Brewster war für Sanders jedoch uninteressant ... und ein Kampf mit Vitali bot gut Kasse, mit HBO im Rücken.
Nach der desolaten Niederlage wäre ein direkter Rückkampf für Wladimir gegen Sanders fatal gewesen. Aufbaukämpfe waren nötig.
Danach stand Brewster einem möglichen Klitschko-Sanders-Rematch im Weg ... und der andere Bruder bot sich an.