Gucken wir uns an der Stelle doch mal an, wie es überhaupt in der Vergangenheit geregelt wurde:
- Helmut Schön kündigte nach 14 Jahren als Bundestrainer seinen Rücktritt bereits vor der WM 1978 an. Nachfolger wurde sein Assistenztrainer Jupp Derwall.
- Derwall wiederum wurde mehr oder weniger gegen seinen Willen nach der enttäuschenden EM gegangen, und es übernahmen bekanntlich Franz Beckenbauer (mit Horst Köppel als offiziellem Trainer, der bereits ein Jahr zuvor für den DFB tätig geworden war, und später mit Holger Osieck, der wiederum seit 1979 für den DFB arbeitete).
- Beckenbauer trat als Sieger ab, gab seinen Nachfolgern noch ein schweres Pfund mit auf den Weg ("wir werden auf Jahre unschlagbar sein"), und sein Nachfolger wurde Berti Vogts, der vorher 11 Jahre lang die U-21 trainierte und als Nachfolger aufgebaut worden war (in Beckenbauers Team seit 1986).
- an Vogts wollte man eigentlich noch lange festhalten, trotz der enttäuschenden WM 1998, aber als es bei den ersten Testspielen danach weiter mau blieb, war er nicht mehr tragbar. Jetzt begann das größte Chaos in der Geschichte des DFB: Man hatte schon Breitner (quasi Quereinsteiger) kontaktiert, aber der konnte entweder seine Klappe nicht halten, oder Braun hatte sich nochmal Gedanken gemacht, und so wurde er schnell wieder geschasst und Ribbeck (früherer Assistenztrainer von Derwall) an seiner Stelle genommen.
- Und Ribbeck wurde zur puren Katastrophe. Die Spieler hielten nichts von ihm, und wie schon zuvor beim FC Bayern scheiterte der "Gentleman" an der großen Aufgabe, und die EM 2000 war grauenhaft. Eigentlich war jetzt Daum vorgesehen, aber der stand noch in Leverkusen unter Vertrag, und so setzte man auf einen Publikumsliebling für die Außenwirkung für ein Jahr: Rudi Völler, ebenfalls bei Leverkusen tätig, sprang für dieses eine Jahr ein. Als Trainer kam Michael Skibbe ein Quereinsteiger dazu, der sich zumindest als Nachwuchstrainer in Dortmund einen Namen gemacht hatte.
- Daum kam die Drogenaffäre in den Weg, und so wurde Völlers Vertrag jetzt unbefristet. Nach der miesen EM 2004 hatte er sich erstens verbraucht und zweitens wohl auch keine Lust mehr und trat prompt zurück. Wieder stand der DFB ohne Plan da. Es wurde die "Trainerfindungskommission" auf den Plan gerufen, aber Hitzfeld wollte nicht, Rehhagel lieber in Griechenland bleiben, und die ausländischen Trainer, die man kontaktierte, sagten ebenfalls ab: Wenger, Olsen und Hiddink. So war Klinsmann meiner Meinung nach eine Notlösung im Sinne einer Wiederholung wie schon bei Völler: Bloß die Fans und die Presse mit einem als Spieler beliebten Mann ruhigstellen, damit man mit etwas Schonzeit die Arbeit wieder aufnehmen kann. Das mit den Fans hat recht gut geklappt, das mit der Presse (Bild & Matthäus) weniger.
- Durch Klinsmann kam auch Löw mit an Bord, dessen Offensivstil er offensichtlich bei seinen Stationen bewundert hatte.
Summa summarum, sofern man überhaupt noch von irgendeiner Linie sprechen kann: Entweder greift man gerne auf Leute zurück, die schon länger mit dabei sind (Flick? Kann man sich das vorstellen? Oder Hrubesch, der seit Ewigkeiten mit der Jugend arbeitet?), oder es sind die möglichst großen Namen. Hier halte auch ich Leute wie Heynckes und inzwischen auch Hitzfeld schon altersbedingt maximal für eine Zwischenlösung, und Klopp und Tuchel haben Zeit. Die sind derzeit in recht angenehmen Situationen, dass sie sich ihre Angebote quasi aussuchen dürfen, und im Fall von Klopp eine überaus gute Situation mit einem recht konkurrenzfähigen Team (ich gehe jetzt mal einfach davon aus, dass Dortmund so schnell nicht absacken wird). Worauf würde es also wohl hinauslaufen? Ich finde Löw bei weitem nicht perfekt, und gerade die jetzige Geschichte ist megapeinlich, aber was ist eine realistische, bessere Lösung? Mal ganz davon abgesehen, dass er bei einem frühen Ausscheiden wahrscheinlich eh zurücktritt oder zurückgetreten wird, und wie seine eigene Motivation bei einem besseren Abschneiden aussieht, weiß wohl eh nur er selbst.