Weil das europäische Fernsehen das so will bzw. eher die FIFA so viel Geld von denen rauspressen will wie es irgendwie geht, muss halt mittags am Äquator gespielt werden. Für die südamerikanischen Zuschauer sicher auch eine ganz tolle Sache.
Naja, allzu viele Einheimische wirst du bei vielen Spielen sowieso nicht sehen. Den Chef hier möchte ich erleben dem du sagst "ach übrigens, ich hab da ein Ticket für übermorgen, ich müsste dann mal ein bißchen früher los bei der Arbeit, da spielen Bosnien und Iran um 13 Uhr". Wenn der Chef nett ist, fragt er dich dann vermutlich, ob du zuviel Sonne abbekommen hast, wenn er ein Depp ist sagt er dir, daß du dann gar nicht wiederkommen brauchst. Es wird wie immer überall (mit den üblichen Ausnahmen bei Krankenhäusern, Polizei, Feuerwehr usw.) früher Feierabend gemacht, wenn Brasilien spielt, ansonsten hast du aber bei der Arbeit zu sein. Habe gerade mal die Anstoßzeiten von Deutschland gecheckt, die waren mir noch gar nicht so im Bewußtsein, 16 Uhr Fortaleza, 13 Uhr Salvador und Recife, das ist ja wirklich absolut brutal. panik:
Etwaige Sicherheitsbedenken kann ich auch nicht ernst nehmen. Südafrika hat es geschafft, während der WM die Sicherheit zu gewährleisten, da schafft es ein ambitioniertes Schwellenland wie Brasilien erst recht.
Dass das für die einheimische Bevölkerung allerdings Konsequenzen haben kann, ist auch klar. Auf der anderen Seite kann man Weltmeisterschaften halt nicht nur in den großen westlichen Ländern ausrichten. Deutschland, Frankreich, USA, Großbritannien - da bricht in den Vororten nicht Mord und Totschlag aus, wenn man mit einem großen Polizeiaufgebot die WM sichert. Aber man kann die WM nicht nur in diesen Ländern austragen, das würde den Sinn einer solchen WM entzerren.
Ich habe hier in BH vor gut 15 Monaten abends an einem Uni-Seminar von meiner Verlobten teilgenommen, da ist ein hochdekorierter Leutnant von der Militärpolizei Gastredner gewesen, der hier in Belo Horizonte für sämtliche Sicherheitskonzepte bei Sportveranstaltungen zuständig ist. War durchaus interessant, was er zu erzählen hatte und zu erfahren, wie die Vorbereitungen für die WM damals schon aussahen und was geplant war (Sicherheitszonen, Aufstockung der PMs, Verteilung der Public Viewing Plätze in der Stadt, Abstimmung mit Sicherheitspersonal der letzten beiden WMs, Umbau und Koordination ÖNV usw.). Wir haben uns nach dem Seminar noch gut eine Stunde privat mit dem unterhalten. Als Laie hinsichtlich Sicherheitskonzepten sah das für mich, zumindest auf dem Papier, alles ziemlich gut aus. Problematisch ist natürlich, daß man sich hier auf dem Papier immer besonders viel vornimmt, dann aber in der Realität weniger umsetzt. Da bin ich also mal gespannt.
Mein Schwager ist pensionierter PM-Sargeant, der hat bestätigt, daß man in diesem Jahr viele neue Polizisten frisch von den Akademien bekommen hat (es hingen tatsächlich auch überall in den Städten die Flyer von den öffentlichen Ausschreibungen aus, wonach man sich bei der PM einschreiben soll). Der vermutet, daß es an Spieltagen Probleme geben könnte, weil viele neue und unerfahrene PMs dann für die Stadt zuständig sein werden, während die Anderen sich um den Spielort, Public Viewing, Verkehr usw. kümmern müssen. Je nach Problematik der Partie und deren Fangruppen (England, Niederlande) werden da jedoch mit Sicherheit noch die Kriminalpolizei und die Bundespolizei vermehrt auf den Straßen zu sehen sein, wahrscheinlich sogar das richtige Militär. Letztes Jahr während der Proteste fuhr hier im Zentrum auch ständig eine kleine Kolonne bestehend aus einem halben Dutzend gepanzerter Militärfahrzeuge über die wichtigsten Straßen. Das wird, wenn z. B. die Engländer hier am 24.06. spielen und wahrscheinlich die Invasion beim Public Viewing an der Praca da Estacao oder am Ouro Minas starten, genauso gehandhabt werden.