Nach einer ganz guten Anfangsphase gelang es dem brasilianischen Team in der ersten Halbzeit nicht, die sieben Belgier am Strafraum auszuspielen und die umliegenden Räume effektiv genug zu nutzen. In diesem Punkt ließen sie viel Potential liegen: Wenn sie es hier gegen die belgische Restverteidigung besser ausgeschöpft hätten, wäre das sogar ein Schlüssel gewesen, um deren gesamte Vorgehensweise zu. Allerdings spielten sie die eigenen Offensivszenen im letzten Drittel eben nicht optimal aus bzw. sie waren spielerisch eigentlich schon ganz gut und bemüht, kamen auch zu vielen Ansätzen. Aber aufgrund einiger kleiner Problempunkte brachten diese kaum Effizienz: Zunächst wurden die Aktionen über die Flügel nicht dynamisch genug vorbereitet, die gegen einen tiefen Restblock von sieben Spielern eigentlich ein wichtiges Mittel sein können, damit man um diesen wirkungsvoll herum spielt.
Auf der linken Seite wurde das aus eigentlich hoher Halbraumpräsenz zu mechanisch vorbereitet, so dass früh zu antizipieren war, wann Marcelo den Ball außen erhalten oder dass einer der Offensivspieler es per Dribbling versuchen würde. In dieser Umsetzung brachte der Durchbruch zur Grundlinie nicht mehr viel ein und wurde dann – unter jenen Umständen – auch zu oft gesucht, endete letztlich fast durchgehend mit abgeblockten oder geklärten Hereingaben, da man für Marcelo keinen Dynamikvorsprung hatte herausarbeiten können. Hinzu kam von belgischer Seite die ausreichend breite, aufgrund des engen Mittelfelds mögliche Grundposition Meuniers. Ebenso fehlten auf der rechten Seite häufig die ergänzenden Tiefenläufe und so lief es stattdessen darauf hinaus, dass Willian zu oft im 1gegen2 durchzukommen versuchte. Verstärkt wurde dies dadurch, dass er nach Verlagerungen nicht immer direkte Rückanbindungsstationen zur Mitte hatte.
Am Ende gab es zunehmend ein typisches Szenario: Nach Andribbeln von Neymar und Coutinho führte die Entscheidung gegen die nächstmögliche, einfachste Option dazu, dass plötzlich durch das Aufrücken der Kollegen gar keine Optionen mehr da waren – der Ballführende hätte entweder komplett abbrechen müssen oder versuchte die Szene alleine zu Ende zu bringen. Das führte gegen zwei oder drei belgische Mittelfeldspieler aber – gerade im Falle Coutinhos – zu vielen abgeblockten Rückraumschüssen und brachte direkt das Problem mit den Kontern auf den Tisch.
In der letzten Phase des Spiels entstanden viele brasilianische Chancen sogar aus eigenen Kontern oder Gegenkontern, als Belgien zudem kräftemäßig Probleme bekam: In diesem Kontext kam im Mittelfeld die starke, abgestimmte Gesamtqualität des brasilianischen Teams zum Tragen, um lose Bälle aufzusammeln und eigentlich sehr riskante, gefährliche Ballverluste doch noch – auch individuell geschickt – zu improvisieren und aufzufangen.
Das klare Abschlussübergewicht war am Ende nicht viel wert: Eine sehr starke Mannschaft schied aus – etwas unglücklich, etwas selbstverschuldet und schließlich auch wegen der geschickten Restverteidigung der Belgier, deren verrückte Umstellung durchkam und die in die nächste Runde gehen.