Ich denke wir müssen das, was gegen Schweden passiert ist, gesamtgesellschaftlich sehen.
Vor hundert Jahren wäre es unvorstellbar gewesen, dass jemand wie der feine Herr Löw Bundestrainer und Fipsi Kapitän ist. Es ist aber nunmal so, dass gewisse Eigenschaften, die ein Effenberg, Sammer, Loddar oder Boris Becker verkörperten, in der heutigen Konsensgesellschaft nicht mehr positiv besetzt sind. Es ist einfach nicht mehr in höchstem Mass erstrebenswert um jeden Preis den Sieg zu wollen, ihn anderen ohne jedes Mitgefühl oder Trostmedaille zu entreissen, einzuschüchtern, laut zu sein, nichtnur im metaphorischen Sinne zu "kämpfen" und dem Alpha-Tier-Primaten-Dominanz-Gehabe auf dem Fussballplatz zum Nachteil des Gegners, der doch auch gewinnen will, seinen freien Lauf zu lassen.
Aus diesem Grund sind wir auch alle ganz entspannt, wenn irgendwelche Inselvölker bei Olympie im Medaillen-Spiegel an uns vorbeiziehen. Deshalb haben wir auch eine Kanzlerin, die ihre Popularität daraus zieht nur "alternativlose" Positionen zu vertreten und niemanden zu verärgern.
Wir wollen Harmonie und Konsens, keinen Konflikt oder übersteigertes Selbstbewusstsein. Deshalb muss ein Poldi auch immer wieder aufgestellt werden. Er ist einfach nett, genau wie Forrest Gump. Und deshalb erscheint einem die blosse Existens eines Loddars mit seinem noch immer ungebrochenen Geltungsbewusstsein, das sich heute eher über seinen Marktwert bei osteuropäischen Teenagern als über Meisterschaften definiert, heute nur mehr völlig skuril. Deshalb würde einer wie Balotelli bei uns wahrscheinlich überhaupt nicht nominiert werden. Der würde die anderen wahrscheinlich nie an die X-Box lassen und dem kleinen Fipsi beim Rundlauf voll auf den schmächtigen Körper schmettern.