Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford
Hossa! Der Film behandelt grob die letzten zwei Jahre der amerikanischen Wild-West-Legende. Der Fokus liegt hierbei nicht auf westernübliche Schiessereien, sondern auf der Entwicklung der Charaktere- insbesondere natürlich die des Protagonisten.
Neben dem normalen chronologischen Ablauf der Ereignisse werden in kleinen Einschüben und traumähnlicher Optik sowie mit Hilfe einer dritten allwissenden Erzählstimme, Zusammenhänge erklärt sowie kleinere Zeitsprünge überbrückt. Was bitter nötig erscheint, da es aufgrund der vielen Namen und verwandtschaftlichen Konstellationen, sehr schwer fällt, auf der Höhe zu bleiben.
Dass Filme mit künstlerischem Anspruch scheinbar Überlänge haben müssen ist leider Gottes eine Tatsache geworden, die ich nicht so ganz verstehe. Der Film ist für Gezeigtes und Intendiertes für meinen Geschmack mindestens eine halbe Stunde zu lang geworden. Sicherlich lebt er vom Mimenspiel Afflecks (Robert Ford) und Pitts (Jesse James), aber ich finde man verlässt sich zur sehr auf die beiden, so dass die Handlung nur schwerfällig vorankommt. Der Teilweise genial Bildaufbau und die wunderschönen Landschaftsaufnahmen können über einige extreme Längen nicht hinwegtäuschen. Gerade zu Beginn dauert es zu lang bis so etwas wie „Fahrt“ in die ganze Sache kommt.
Casey Affleck als Speichelleckender, stakender Wildwest- Groupie ist schlichtweg genial. Obwohl der Oscar für Bardem in der Kategorie „bester Nebendarsteller“ durchaus berechtigt ist, hätte es genauso gut auch Affleck werden können.
Auch Pitt´s Performance zählt durchaus zu einer der Stärksten in seiner Vita. Die latente Lebensmüdigkeit und sprießende Paranoia vermittelt er so stark, dass es einen wirklichen wundern muss, dass er nach dieser Leistung erneut nicht bei den Oscars berücksichtigt worden ist.
Fazit:
Eine ruhige, für mich zu ruhige, Produktion, die mitunter dadurch stark an Qualität einbüßt. Aufgrund der Länge von 150 Minuten, hätte man den historischen Background sowie verschiedenste freundschaftliche und politische Konstellationen mit verschwörerischen Ansätzen stärker ausleuchten können, was dem Film in meinen Augen sicherlich mehr Substanz verliehen hätte. So bleibt er ein zum Teil leider langatmiges (-weiliges) Charakterstück für Freunde des Schauspielkinos.
7,5/10