Wholetrain (Florian Gaag, 2006)
Die Geschichte von vier Sprayern, die sich in ihrer Stadt gegen eine andere Graffiti-Crew durchsetzen wollen, und die sonst das Leben der Protagonisten um ihre "Kultur" zeigt. Dabei bleibt der Blick, vielleicht auch durch die kurze Spielfilmlänge, in das Innere der Hauptdarstellter meist vermehrt. Auch der Erzählstrang bietet nichts wirklich Besonderes. Die Musik und die Bilder der Pieces können aber schon überzeugen.
7/10
Achtung, ich spoiler ein wenig:
Wholetrain ist einer meiner Lieblingsfilme.
Dabei kann ich aber absolut nachvollziehen, dass der Film zu kurz wahr. Habe auch bedauert, dass nach knapp 90 Minuten Schluss war, teilweise blieben Einblicke in die Kultur und Gedanken der Protagoniten verwehrt.
Dennoch ... ich liebe die Atmosphäre, die geschilderte Kultur und die gezeichneten Charaktere. Irgendwie bemerkt man bereits früh, dass Tino, Elias, David und Achim
laugh2
hin- und her zwischen ihrer Passion und der Bedrohung, die mit dem kriminellen Vorgehen zusammenhängt, gerissen sind. Einerseits daheim bei Familienbesuch das Vorzeigekind geben, andererseits dann in der Nacht Skizzen malen und die am darauffolgenden Tag Schule schwänzen. Einerseits beim Skizzieren Joints zur Wissensvertiefung rauchen und anschließend mit der lokalen Konkurenz-Gang die Schlägerei anfangen, andererseits ums Kind sorgen (müssen). Einerseits bei Papa in der Dönerbude aushelfen, andererseits die Spraydosen aus'm Baumarkt klauen. Diese Diskrepenz wird gut gezeichnet.
Und einige Szene sind wirklich beeindruckend insziniert. Vorallem als Tino mit seinem Kind auf'm Rücken zur lokalen Konkurenz geht, weil sie "ihr Piece gecrosst haben" und gleich Schlägerei mit anschließendem Graffiti-"Battle" startet, wird deutlich, was für eine Leidenschaft das Ganze für ihn darstellt. Oder wie Elias, der sich aus der Szene zurückziehen wollte, nach dem Tod von Tino die Wände mit seinem Kürzel beschmiert :thumb:
Ich würde sagen, dass ist einer der Lieblingsfilme, denen ich dennoch keien volle Punktzahl geben würde.
Den Baader-Mainhof-Komplex fand ich ebenfalls gut. Der Film wirft auf die RAF weder das Bild der linksextremistischen Freiheitskämpfer, die für ihre politische Besinnung gekämpft haben, noch das Bild der strengen RAF-Gegner, die das Ganze als bloßen Terrorismus gesehen haben (was es ja letztendlich auch war). Die Handlung wird wirklich über weie Strecken sehr neutral und objektiv geschildert.