The Killer
gestern mal wieder gesehen, und wieder war ich fasziniert. der absolute Zenit des Hongkong-Actioners, das Meisterwerk eines genialen, von Hollywoods Filmmaschinerie inzwischen zu einer Selbst-Parodie kastrierten John Woo, mit einem Chow-Yun Fat, der ebenfalls nie wieder so gut, so ernsthaft, so charismatisch war wie in diesem Film. dramatische Szenen mit Bildern nah am Kitsch, die sich in explosiver Action entladen, die in ihrer Vehemenz ihresgleichen sucht. ein Film über Liebe, die basiert auf einer schrecklichen Lüge, ein Melodram, die Tragödie eines Mannes, der das von ihm angerichtete Unheil gutmachen will, der nach Erlösung strebt für seine schlimmen Taten. eine Erlösung, die ihm Woo nur im Tod gewährt. auf dem Höhepunkt des Showdowns, der in einer Kirche stattfindet (was Woo in "Face/Off" noch einmal, allerdings weit weniger intensiv und metaphorisch, aufgriff), erhebt sich feierliche Musik, die Ouvertüre aus Händels "Messias" erklingt, der dem Tode geweihte Held weint Blut. für ein Happy-End bleibt hier kein Platz, die Liebenden fallen im finalen, geradezu episch zelebrierten Shoot-out. Woo ist hier auf dem Höhepunkt seines Könnens und man wünscht sich beinahe, er hätte nach "The Killer" mit dem Filmen aufgehört. nie mehr hat er diese Intensität, diese Hysterie, diese geballte Energie, diese exzessive Metaphorik erreicht, nicht im Vietnam-Drama "Bullet in the Head", nicht in seinem letzten in Hongkong gedrehten Film "Hard Boiled" (der noch mehr Geballer, noch mehr Zerstörung, noch mehr Explosionen bietet, aber "The Killer" in keiner Sekunde auch nur annähernd das Wasser reichen kann) - und in seinen Hollywood-Werken schon gar nicht. eine Sternstunde, die nicht mehr getoppt werden konnte (und die hoffentlich niemals "ge-remaket" wird). wenn man sich nur einen einzigen Film dieser Art ansehen will, dann muss die Wahl auf diesen hier fallen.
10/10, weil mehr nicht geht