Der beste Film aller Zeiten sollte schon bisschen mehr zu bieten haben als paar coole Sprüche, schrägen Humor und einen netten Soundtrack (in jedem dieser Punkte wischt z.B. "In Bruges" den Boden mit Pulp Fiction, EDIT: Ok, im Soundtrack nicht, nichtmal annähernd, aber sonst).
"In Bruges" hab ich nie wirklich begriffen. Also wieso den alle so übermäßig-hammergeil-sonstwie finden... netter Film, hab ich hier auch im DVD Regal, aber naja. Mehr isses auch nicht für mich.
Wär der Film ungehypt hätte ich ihm vielleicht was zwischen 6 und 7 gegeben, im Sinne von "kann man mal gucken, ev. sogar auch mehrmals, ist ganz okay aber nicht mehr". Aber wir reden hier von einem Film der Top 5 aller Zeiten und aller Filme sein soll (Im Konkurrenzkampf mit den ersten beiden Paten, den zwölf Geschworenen, Dark Knight, Shawshank Redemption etc.) und da wird der Film den Erwartungen nicht mal annähernd gerecht.
Lustig dass du die Top 5 erwähnst, denn die empfinde ich abseits von PF als die gehypteste Schei.ße überhaupt. Ich hab glaub ich 3mal versucht, "Die Verurteilten" anzufangen, und jedesmal musste ich irgendwann aus purer Langeweile (ab-)brechen. Ich kann mir im Gegensatz zu anderen Hypes da noch nicht einmal erklären, wer das überhaupt wirklich gut finden soll bzw. was der Markt dafür ist. Die Paten... nunja...
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Fand diese italienische-Familie-Gangster-Schei.ße schon immer enorm anödend. Wenn man sowas gut findet, okay, aber Substanz sehe ich in sowas nicht. Und zum schwarzen Ritter... da hab ich in diesem Forum schon sehr viel dazu geschrieben
Eine stinknormale Superhelden-Verfilmung mit einem herausragenden Heath Ledger, und schon verwechseln viel zu viele eine Rolle mit dem gesamten Film. Der Film ist weder ein Genre-Brecher (als solcher wurde er hier imho auch mal bezeichnet), noch revolutionär, noch intellektuell, noch sonstwas. Stinknormaler Superhelden-Film wie so viele andere auch. Dass er nicht verkackt wurde ist auch schon alles. Und wenn man diese Filme zusammennimmt... dann ist PF auch dazu berechtigt, zu den besten Filmen aller Zeiten zu zählen.
Mal ehrlich, rein von der Story ist das doch locker der schwächste Tarantino. Jackie Brown, Reservoir Dogs, Kill Bill 1+2, IB, Django...alles besser, spannender, durchdachter.
Jackie Brown war in der Tat der letzte Tarantino, der mir und ein paar Kumpels auf unserer Liste noch gefehlt hat. Letztes Jahr hab ich mir dann einfach die DVD gekauft und wir haben den uns zusammen angeschaut... Fazit von allen Beteiligten: Echt langweilig. Für mich der mit Abstand schwächste Tarantino, Reservoir Dogs finde ich im übrigen jetzt auch nicht so toll wie viele tun. Dafür bin ich einer der wenigen Leute, die Death Proof richtig gut finden.
Und ich LIEBE Tarantinos Humor und die Dialoge. Bei der langen Diskussion des KKK in Django hab ich Tränen gelacht. Aber hier. Christopher Walken erzählt dem Sohn seines Vietnamkriegskumpels, dass die beiden die Uhr, welche der kleine erhalten wird bei den beiden im Arsch gesteckt hat. Zum Brüllen...wenn man (im Kopf) zwischen 12 und 13 Jahre alt ist.
Bevor ich Buchanans Posting gelesen habe wollte ich dir schon schreiben, dass die Szene jetzt weniger zum lachen ist, sondern eher als "skurril" bezeichnet werden könnte
Und ich finde wirklich, dass der Aufbau der Szene sehr, sehr gut gemacht ist. Ein ernstes Thema mit einer bizarren Note, das ist jetzt weniger zum lauthals loslachen als eben zum schmunzeln (auch, wenn man an Butchs spätere Bemerkung "Hast du ne Ahnung was mein Vater dafür durchgemacht hat?" denkt). Zumal mich der Monolog von Anfang an einfach gefesselt hat.
Ein Beispiel im übrigen: Zu meiner PF-Sucht-Zeit mit 17-18 Jahren, als ich mir den Film mehrmals pro Woche angesehen habe, kam irgendwann mein Vater dazu - eben genau beim Anfang dieser Szene. Normalerweise setzt er sich bei meinen Filmen hin, schaut ein paar Minuten (wenn überhaupt), steht dann auf und verkündet, dass man sich so einen Quatsch doch echt nicht anschauen kann. Jetzt also der Walken-Monolog über die Uhr, und ich hab innerlich schon gegrinst weil ich seine Reaktion darauf erwartet habe... aber er blieb kommentarlos sitzen und hat weitergeschaut. Ich glaube, ich war noch niemals so überrascht von ihm wie in diesem Augenblick
Wenn ich jetzt also davon ausgehe, dass der pubertäre 12-13jährigen-Humor nicht der meines Vaters ist (der findet schon die Simpsons zu kindisch, von Sachen wie "Family Guy" braucht man da gar nicht erst anfangen), dann muss diese Szene offenbar eine gewisse Wirkung haben, selbst aus dem Zusammenhang heraus.
Übrigens hat er sich in den nächsten Tagen noch öfters dazugehockt und mitgeschaut, was bei seinem sonstigen Filmgeschmack (so er denn einen hat) immer noch eine große Überraschung für mich ist. Noch heute gerät er ins Schwärmen wenn ich den Film anspreche, und wenn ich jemals das Gegenteil eines Cineasten definieren müsste, dann wäre es wohl mein Vater.
Ich hatte durch das Studium mit zig Pseudokünstlern im Bereich Film zu tun die sich so *******e wichtig nehmen und ihre Meinung ist die beste und sie sind voll intelektuell und und und...und die Tarantinojünger waren da halt an allervorderster Front.
Siehe oben. Dazu kommt ein Kumpel von mir, mit dem ich filmtechnisch ebenfalls auf Kampflinie bin - er hält meine Filme wahlweise für "krank" oder "intellektuelle Schei.ße", während er selber fast ausschließlich auf Actionfilme schwört. Zugegebenermaßen ärgere ich ihn immer gerne damit, indem ich zu Videoabenden dann bevorzugt die seltsamsten DVD's aus meinem Schrank mitbringe
Jedenfalls gibt es auch hier die berühmte Ausnahme von der Regel: PF ist für ihn der Überfilm schlechthin. Deshalb wundern mich die von dir genannten Pseudo-Künstler, denn als solcher hat man doch normalerweise bestenfalls Jim Jarmusch gut zu finden, wahlweise auch europäisches Arthouse (und die besten Filme sind sowieso schwarz-weiße Franzosenstreifen aus den 50ern). Tarantino als Speerspitze cineastischer Intellektualität ist mir jetzt wirklich neu.
Ich selber habe, nebenbei bemerkt, den Film irgendwann mal auf Video aufgenommen und wusste nur, dass der irgendwie gut sein soll. Nachdem ich den 1 Jahr lang rumliegen ließ und nie so recht Lust dazu hatte, den mal anzuschauen, hab ich mich dann doch mal dazu bewegt... und war vom ersten Moment an verliebt. Ich kann noch nicht mal wirklich sagen wieso der mich jetzt so gepackt hat und ein "In Bruges" beispielsweise nicht - es ist einfach so. Und ich stehe glaube ich eher nicht im Verdacht, den Hypes hinterherzuspringen.