Dogville
Eine wunderbare Parabel darüber, was totale Macht und totale Abhängigkeit aus Menschen macht. Michel Foucault wäre sicher stolz auf Lars von Trier gewesen, wenn er den Film noch hätte erleben können. Der Film wurde von manchen Kritikern als "Anti-Human" kritisiert. Ironischerweise gehen diese Kritiker in dieselbe Falle, in die von Trier die Bürger von Dogville tappen lässt. "Ich? Nein, das würde ich niemals tun."
Wie immer macht es LvT den Zuschauern nicht leicht. Ganz nach seinem Motto, dass ein guter Film wie ein Stein im Schuh sein muss. Ich habe locker 15-20 Minuten gebraucht, bis ich mit dem Setting warm geworden bin. Eine Freundin hatte mir den Film empfohlen und gesagt, dass er "wie ein Theaterstück" sei. Ich hatte keine Ahnung, wie buchstäblich das gemeint war. Die gesamte Handlung spielt auf einer großen Bühne. Die verschiedenen Häuser sind eingezeichnet. Dogville kann, grundsätzlich, überall sein. Das ist die Message des Films.
Dazu eine überragende Nicole Kidman. Habe sie nie besser gesehen. Wobei der Charakter von Grace auch großartig gezeichnet ist.
9,5/10
Gegen die Wand
Hatte den Film einmal gesehen und für sehr gut befunden, dann aber auch sehr lange nicht angeschaut. Als ich ihn mir dann wieder angeschaut habe wusste ich nur noch grob, um was es in dem Film eigentlich geht.
Fatih Akin zeigt mMn in beeindruckender Weise den Befreiungskampf einer jungen Türkin aus einer erzkonservativen Familie. Sibel Kekilli war davor Pornodarstellerin, danach hat sie es in den Tatort und nach Hollywood geschafft. Wie gut Akin mit jungen Schauspielern arbeiten kann ist schon bemerkenswert. Kekilli spielt ihre Rolle zwar in gewisser Weise "roh", aber genau diese wilde Ader zeichnet ja auch den Charakter aus, weshalb es sehr gut passt. Sehr gute Leistung von ihr.
Aber auch Birol Ünel spielt seinen Charakter sehr authentisch. Grandiose Szene: Cahit sitzt mit seinem Schwager und zwei anderen Machos an einem Tisch und spielt ein Brettspiel. Als die drei über die Vorzüge von Sex im Puff reden fragt Cahit, warum sie denn nicht einfach ihre Frauen ****** würden - und bekommt fast eine Tracht Prügel, weil er das Wort ****** in Zusammenhang mit der Ehefrau eines der Machos gebracht hat. Generell zeigt der Film auf harte Weise ein rückständiges und patriarchalisches Welt- und Frauenbild - und auch, was das mit Menschen und speziell Frauen macht. Konnte in dieser Form nur ein Deutscher mit türkischen Wurzeln wie Akin drehen. Und man kann ihm nur dankbar dafür sein, dass er diesen Mut hatte.
9,5/10