Ich fand in den letzten Wochen (auch durch die Stürme bedingt) ein wenig Zeit für das Fernsehen. Im TV liefen auch einige Filme die halbwegs vielversprechend mir erschienen. Den Anfang macht allerdings eine Netflix-Neuverfilmung.
Texas Chainsaw Massacre (2022)
Als Teenie schaute ich, pflichtbewusst und dämlich zugleich, so einige Horrorfilmchen. Das Original wusste durchaus zu gefallen 1974, den Michael Bay-Trashteil musste man ebenfalls gesehen haben. Wie der genau war weiß ich schon nicht mehr, jedenfalls blutig.
Also gab ich der Netflixproduktion eine Chance mit geringen Erwartungen. Ist halt ein Slayer Film, es mangelt an Höhen und Tiefen, ab einem gewissen Zeitpunkt ist es nur noch Action. Schockmomente findet man auch nicht, es stumpft nach einigen Minuten alles ab.
Ein paar lustige Szenen gab es dann doch, würdiger Nachfolger für den Bay-Teil.
4/10
Beautiful Boy (2018)
Sah ich wohl auf 3sat. Handelt über Drogenabhängigkeit. Grundsätzlich ein Thema was stets berühren kann, Filme wie requiem for a dream oder trainspotting gehören zu meinen Lieblingsfilmen. Diese Erwartungshaltung hatte ich zwar nicht hier, aber ein rührendes, persönliches Porträt hätte es schon sein dürfen.
Timothee Chalamet spielt den drogensüchtigen Sohn, Steve Carell den besorgten Vater. Die Geschichte konnte mich aber zu keinem Zeitpunkt überzeugen. Man erfährt nichts über die Entstehung der Sucht, über die Auslöser. Sie ist einfach da... und bleibt auch dort. Carell spielt die ernste Rolle gut, aber der Film bringt nicht viel Gelungenes mit. Einzig an das schöne Haus im Wald dachte ich im Nachgang noch manchmal zurück.
5/10
Der Fremde am See (2013)
Der Film lief auf One, soll wohl Überlegungen geben den Sender abzuschalten, schade eigentlich.
Es handelt sich hierbei um eine Liebesgeschichte - die in einem Kriminalfall mündet, alles am See. Der See ist allerdings ein Ort zum Cruisen für Männer. Französische Produktion, sehr erotisch gehalten. Die Männer sind durchgehend nackt dort am spielen, ist gewiss ziemlich speziell. Ein Mann begehrt einen anderen und wird Zeuge eines vermeintlichen Mordes. Doch trotz dieser Entdeckung ist das leidenschaftliche Verlangen zu groß.
Gedreht wurde der Film komplett am See, es gibt keine andere Location, ist vielleicht erwähnenswert. Für meinen Geschmack wurde es dann schon etwas zu erotisch, aber insgesamt ein guter Film.
7,5/10
Ein Inspektor kommt (2015)
Nun folgen Filme deren literarische Vorlage ich gelesen habe. Hierbei handelt es sich um eine weitere Verfilmung des Dramas von Priestley (sehr empfehlenswert übrigens). Ich bin bei Verfilmungen immer etwas kritisch eingestellt, weil mir die Filme das Feeling des Lesens häufig nicht bescheren kann. Muss es durchaus ja auch nicht, dieser Film hat das Drama aber gut aufgefangen. Es handelt um das Thema des unbewussten Schuldigwerdens. Die Besetzung ist ziemlich gut, den eigenwilligen Inspektor Goole David Thewlis spielen zu lassen ist eine großartige Besetzung.
8/10
Das Versprechen (2001)
Ist eine Dürrenmatt-Verfilmung von Sen Penn. Jack Nicholson spielt den alten Kriminalbeamten der für das Versprechen bis aufs Äußerste geht.
Insgesamt sehr stark besetzt, z.B mit Robin Wright. Grund solide, auch wenn man den Film ziemlich schnell wieder vergisst, zumindest ging es mir so.
7/10
The Road (2009)
Ist die Verfilmung von Cormac McCarthys Werk. Das Buch ist grandios und sehr bewegend, der Film hat deutlich weniger zu bieten. Vielleicht ist es gewissermaßen auch unfair beides zu vergleichen. Wenn ich das Buch nicht kennen würde, der Film gefiele mir wohl ganz gut.
Insgesamt fühlte ich im Film die Bindung des Vaters zum Sohn nicht so stark wie im Buch, ansonsten ist es gut gemacht. Viggo Mortensen spielt gut und die dystopische Welt ist ein dauerhaftes Grau was gut rüberkommt.
6,5/10
Die Asche meiner Mutter (1999)
Auch hier ein eindrucksvoller Roman der als Vorlage dient von Frank McCourt. Der Film kann die Faszination nicht auffangen. Es ist ebenfalls alles sehr grau und trist gehalten. Die Tristesse ist gut eingefangen, aber es mangelt mir zu häufig dann an die letzte Lebendigkeit welche McCourt im Werk geschaffen hat, der Film bzw. Alan Parker kriegt das nicht auf die Leinwand projiziert.
6/10
Oliver Twist (2005)
Die Charles Dickens-Verfilmung von Roman Polanski. Die Maskenbildner haben viel Lob für den Film verdient. Grundsätzlich bekam der Film ganz gute Kritiken, kann ich teilweise nur bedingt verstehen. Meiner Meinung nach einer der eher schwächeren Polanski-Filme. Es wurde sehr viel Geld in die Hand genommen, teilweise sind auch schöne Szenen umgesetzt worden, aber man bekommt das Gefühl nicht los, dass die Welt diesen Film nicht wirklich benötigt, insbesondere bei dem Budget. Klingt vielleicht etwas zu negativ, der Film ist durchaus unterhaltsam und es mangelt auch nicht an Sozialkritik, aber da hat Polanski schon deutlich bessere Filme gedreht.
6,5/10