haneke weiß schopn, was er macht. der mann ist einer der großen des europäischen kinos. ich fand das weiße band zu "thesenlastig", aber die bildsprache war sehr schön und nahm sich, da das ganze ja zu beginn des 20.jahrds spielt, viel zeit.
schnitt, schnitt, schnitt hätte was ganz anderes ergeben.
lange ruhige einstellungen kann man heute anscheinend nicht mehr bringen, so sehr haben sich die sehgewohnheiten geändert
Ich fand den Film ziemlich überbewertet, wie bei den meisten Streifen, die mehr wegen ihrer "Kunst" (ich fand die eher selbstbezogen als förderlich) als wegen Dramaturgie und Inhalt gefeiert werden. Ansonsten ist da ja nur noch die Aussage, und die ist zwar halbwegs löblich, aber auch nicht gerade spannend, geschweige denn heutzutage noch polarisierend: Am überzogen strengen Protestantismus kann man wohl als heutiger, recht liberaler Bürger in Deutschland kaum noch etwas finden, und die Erziehungsmethoden des 19. bzw. frühen 20. Jahrhunderts standen schon vor so langer Zeit am Pranger, dass sie bereits vor Jahrzehnten von der Mehrheit mit Recht abgeschafft wurden. Nichts Neues also.
Also bleibt übrig: Ein meiner Meinung nach zäh präsentierter und oft auch unausgewogener Mix (Als Beispiel eine Szene: wie der Arzt seine Haushälterin anfährt, wie eklig er sie fände, dauert gefühlte 3 Stunden - die eigentliche Aussage hat man schnell kapiert, also wieso tritt man das dann noch so breit?), in dem "unwichtige" Szenen ewig lang gezeigt werden, nur um dann das Ende innerhalb von 3 Minuten dahinzustolpern: "Ich wurde im dritten Kriegsjahr eingezogen und kehrte nie wieder ins Dorf zurück." - hier mal ganz zu schweigen von der Logik, dass der Lehrer demnach noch volle zwei Jahre im Dorf lebte und in der ganzen Zeit also nichts mehr über die Taten herausfand oder herausfinden wollte? Aha...
Respekt für das Anliegen, die Wurzeln für das ausufernde Übel des 20. Jahrhunderts und die damalige Gesellschaftsform zeigen zu wollen, aber das hätte man auch in einem
interessanteren oder wenigstens (wie gesagt) strafferen Film bringen können. Mich hat "Das weiße Band" vor allem gelangweilt, und dass er in sich ungelöst blieb (man kann sich denken, wer die Täter waren, aber man liess es ja aus, um die Hauptaussage umso mehr vertiefen zu können, und die ist letztlich so banal wie immer: Die Gesellschaft. Gnaaaaa!), fand ich unbefriedigend.
edit: Mit Kunst im Film kommt man bei mir schlichtweg nicht weit, wenn der Inhalt zu mäßig ist. Mir ist das Produkt wichtig, nicht die Verpackung.
Ich habe übrigens nicht mal was gegen lange Einstellungen und Ruhe. Im Gegenteil: Die Wackelkameraoptik und ein Schnitt pro Sekunde gehen mir meistens viel zu weit, und da lobe ich mir oft das Handwerk der Filme der 50er und 60er, die sich darauf verlassen, dass Motiv und Inhalt für sich alleine schon genug bieten. Aber dafür müssen eben Motiv und Inhalt auch erst einmal interessant genug sein (wobei es Sergio Leone z.B. einige Male übertreibt, denn der hat wohl auch reichlichen Spaß daran gehabt, dem Zuschauer ein stillstehendes Bild - fast schon wie ein Foto - minutenlang zu zeigen anstatt die Handlung etwas weiterzutreiben). Die norddeutsche, sehr ländliche Gegend taugt dafür nur bedingt, und in schwarz-weiß nochmal etwas weniger. Ich war dankbar für die guten Schauspieler, denn da gab es einige Male durchaus Gutes zu sehen, aber darauf hat der Film sich nicht alleine konzentriert.