Bin endlich dazu gekommen, die zweite Staffel Stranger Things zu sehen. Pluspunkte sind wie bei Staffel 1 Atmosphäre, die visuelle/dramaturgische Inszenierung und die Schauspieler. Das 80er Jahre Flair ist echt liebevoll und mit Auge fürs Detail eingefangen. Und die Inszenierung ist absolut top-notch. Das große Finale verläuft bei genauerer Betrachtung ziemlich schematisch und überraschungsarm ab. Aber die Duffers haben das imo so grandios in Szene gesetzt, dass es dich trotzdem umbläst. Der Kindercast ist spitze. Vor allem Millie Bobby Brown. Die Schreihals-Fraktion im Netz warnt zwar total edgy vor dem bösen Hype. Aber das Mädel macht das einfach nur spitze. Die anderen vier Jungschauspieler ebenso. Gebt den Kids nen verdammten Emmy, die haben ihn verdient. Winona Ryder mag ich eh sehr. Wobei ich nicht weiß, ob ihre hyperaktive Art gespielt ist, oder ob die wirklich so tickt. David Harbour als Chief Hopper ... naja die Rolle des grummligen Polizeichefs ist ein bisschen eindimensional, aber er bringt das schon gut rüber. Score ist auch über jeden Zweifel erhaben. Schöne 80er Mucke, ohne dass damit zu aufdringlich mit dem Zaunpfahl gewunken wird.
In der B-Note gibt es dann aber doch größere Abzüge. Die Story lehnt sich in ihrem dramaturgischen Ablauf recht stark an Staffel 1 an. Da wird zwar nicht 1:1 kopiert, aber der ganze Ablauf kommt einem seltsam vertraut vor. Das zieht sich auch durch einzelne Ideen und Motive. Musste in Staffel 1 der Code der Lichterketten entschlüsselt werden, sind es diesmal Wills Bilder. Auch deswegen zeichnet die Staffel eine ziemliche Überraschungsarmut aus. Das Finale ist visuell großartig, aber rein inhaltlich bewegt sich die Folge wie auf Schienen vorhersehbar ihrem Ende entgegen. Diese Überraschungsarmut zeigt sich auch bei den neuen Nebencharakteren. Max ist offenbar nur dazu da, um in Elevens Abwesehnheit das Love Interest für zwei der Jungen zu geben. Was war darüber hinaus ihre Rolle? Ich fand sie völlig verzichtbar. Noch schlimmer ist aber ihr Bruder Billy. Dabei fand ich die mysteriöse Einführung der Geschwister gar nicht schlecht. Als angedeutet wird, dass die Highschoolkids Billy und Max alleine leben und der soziopathische Bruder der jüngeren Schwester vorwirft, dass alles ihre Schuld sei und sie sowieso nicht seine echte Schwester wäre, war ich echt angefixt und wollte wissen, was es mit den beiden auf sich hat. Die Auflösung ist aber so eine banale Klischeebombe, dass ich mich bei aller Liebe für die Serie fragen musste, ob die das tatsächlich ernst meinen. Umso ärgerlicher, dass die Staffel zu Beginn sehr langsam in die Pötte kommt - gerade weil man viel Screentime verbrät, diese Charaktere einzuführen. Die heftig kritisierte Folge 7 ist tatsächlich Murks. Der Episode kann man im besten Fall zugute halten, dass da Figuren und Motive eingeführt wurden, die später noch relevant werden. Im schlimmsten Fall, war das der Einstieg für ein Spin-Off. Letztlich fand ich auch die eine oder andere zwischenmenschliche Szene nicht so gelungen. Dass das Wiedersehen zwischen Eleven und Mike von einem Anfall pubertärer Stutenbissigkeit überschattet worden ist, hat imo so gar nicht gepasst.
Alles in allem bin ich wieder sehr gut unterhalten worden. Mein Hauptwunsch ist, dass man in Sachen Plot die Pfade verlässt, die spätestens nach der zweiten Staffel ausgeleiert wirken. Ein paar mehr überraschende Wendungen, ein bisschen mehr Mühe mit den Nebencharakteren und die Serie bekommt von mir wieder eine glatte 1. So sind es diesmal immerhin 7,5/10 Punkte.