Ich habe mir in den letzten Wochen mal einige Folgen der Serie
Millennium angesehen. Die Serie wurde von "Akte X"-Schöpfer Chris Carter entwickelt und folgt, zumindest so weit ich die Sache verfolgt habe, erstmal dem Schema der "Monster of the Week"-Folgen, nur dass das "Monster" hier eben ein Serienkiller ist. Aber es gibt auch Hinweise darauf, dass es hier hinsichtlich der drohenden Jahrtausendwende eher darum gehen könnte, das Böse schlechthin zu bekämpfen. Die Folgen sind gut gemacht, und auch die Hauptdarsteller vermögen (wie schon bei den "X-Files") zu überzeugen. Ein gewisser konservativer oder gar reaktionärer Grundzug der Konzeption der Serie scheint mir evident, aber da muss man wohl auch die weitere Entwicklung der Sache abwarten...
So, und kaum zwei Jahre später bin ich schon durch mit der Serie ...
Nochmals kurz zur Ausgangslage (
OHNE SPOILER): Frank Black (Pixies!) ist ein ehemaliger FBI-Profiler, der über die Gabe verfügt, mit den Augen eines Killers dessen Taten zu sehen. Deswegen wird er von der mysteriösen Millennium-Gruppe rekrutiert, die eine mehr oder weniger undurchsichtige Rolle bei der von vielen zum Jahrtausendwechsel erwarteten Apokalypse spielt.
In der ersten Staffel überwiegen die Folgen, die sich auf jeweils einen Fall eines Serienmörders konzentrieren, den Frank Black dann in Zusammenarbeit mit der Polizei löst. Freilich scheint es auch einen Kampf gegen das Böse an sich zu geben, der in der sehr eindrucksvollen Doppelfolge kulminiert, die die erste Staffel abschließt und sich vor den besten Akte-X-Folgen, vielleicht sogar vor Twin Peaks nicht verstecken muss.
In der zweiten Staffel überließ Chris Carter das Feld dann anderen, weswegen diese Staffel von den meisten Millennium-Fans (nicht unbedingt zurecht) eher geringgeschätzt wird. Thematisch geht es hier verstärkt um die Millennium-Gruppe und ihre Geschichte - ein Punkt, der mal mehr, mal weniger gelungen abgehandelt wird. Das Ende der zweiten Staffel ist wiederum so spannend wie radikal und hätte einen durchaus würdigen Abschluss der Serie gebildet (musste auch so sein, da man noch nicht wusste, ob der Serie eine dritte Staffel gewährt werden würde).
Leider gibt es im Übergang zur dritten Staffel (bei der Chris Carter wieder im Boot war) einen ziemlichen Bruch hinsichtlich der Rolle der Millennium-Gruppe, deren Potenzial zum großen Bösewicht man zweifelsohne auch deutlich besser hätte etablieren können. Frank Black ist hier ein alternder und ziemlich gequält erscheinender Mann. Das Ende ist sinnvollerweise offen gehalten - was natürlich bis heute andauernde Hoffnungen und Spekulationen hinsichtlich eines Kinofilms hervorrief.
Millennium ist eine durchweg gut gemachte Serie. Heutzutage ist man ja an Kinoqualität im Fernsehen gewöhnt, aber damals dürfte das noch eine Errungenschaft gewesen sein. Carter und Kollegen ist es v.a. wieder (wie schon bei
Akte X) gelungen, gute Darsteller zu finden. Hervorzuheben ist natürlich v.a. Lance Henriksen, der geradezu ideal wirkt für die Figur des grüblerisch-zerquälten Frank Black, aber auch die anderen Darsteller sind meist exzellent.
Die Serie ist sehr düster, was schon in der Anlage deutlich wird, aber auch in den einzelnen Episoden ziemlich kompromisslos ausgeführt wird. Neben der Plünderung der Bibel in Bezug auf "düstere Themen" werden freilich auch einige gerade in den 90ern wichtige Dinge angesprochen, wie überhaupt die Atmosphäre vielen, die in dieser Dekade jung waren, irgendwie zusagen dürfte. Natürlich gibt es viele schwächere Folgen (nicht zuletzt wohl der chaotischen Produktionssituation geschuldet), aber insgesamt ist
Millennium eine thematisch interessante Serie auf hohem Niveau.
8,5/10