Zweite Liga 2021/22 - nicht nur Nordisch By Nature


Wer schafft den direkten Wiederaufstieg?


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SV Sandhausen

Der SV Sandhausen geht in seine zehnte Zweitligasaison am Stück. Unter allen aktuellen Zweitligisten ist damit nur noch der FC St. Pauli vor der Elf vom BWT-Stadion am Hardtwald. Mit Ausnahme der Premierensaison 2012/13, in der man sportlich abgestiegen ist, aber vom Lizenzentzug des Meidericher SV Duisburg profitierte und in der Liga verbleiben durfte, war es aber nie so knapp wie in der abgelaufenen Spielzeit. Mit gerade einmal 34 Punkten reichte es so gerade eben zu Platz 15 und damit zum direkten Klassenerhalt. Dabei war der Start mit sechs Punkten aus den ersten drei Spielen vielversprechend, es folgten allerdings fünf sieglose Spiele und damit verbunden das Aus für Uwe Koschinat, der seit Oktober 2018 Cheftrainer der Sandhäuser war. Unter seinem Nachfolger Michael Schiele sollte es aber keineswegs besser laufen. Ganz im Gegenteil unter Schiele, der mittlerweile Eintracht Braunschweig trainierte, gab es in den ersten sechs Spielen unter seiner Regie nur ein Erfolgserlebnis (3:2 Sieg bei seinem Ex-Verein Würzburg). Auch im Januar und Februar sollte es nicht wirklich vorangehen und so wurde Schiele nach gerade einmal dreizehn Ligaspielen mit mageren zehn Punkten auch schon wieder beurlaubt und durch das Duo aus Gerhard Kleppinger und dem ehemaligen Sandhäuser Spieler Stefan Kulovits ersetzt. Mit 136 Spielen steht der 38jährige Österreicher auf Platz 7 der Spieler mit den meisten Einsätzen. Nach einer Niederlage in Paderborn gelang Sandhausen unter den Kleppinger/Kulovits ein immens wichtiger Sieg über den direkten Konkurrenten Osnabrück, der am Saisonende nur einen Punkt Rückstand auf die Sandhäuser hatte. Neben dem Erfolg gegen Osnabrück ebneten Siege über Würzburg, den Hamburger SV und Hannover 96 im April den Weg zum Klassenerhalt. Eine Schwächeperiode am Saisonende mit vier Niederlagen und nur einem Sieg machte es aber spannender als man sich gewünscht hat.

In die Jubiläumssaison geht man weiter mit dem Trainerduo aus dem erfahrenen Kleppinger und Jungtrainer Kulovits. Beide haben erstmal nur einen Vertrag bis zum Saisonende bekommen, was auch bedeutet, dass eine Trennung vergleichsweise günstig wäre. Damit es aber gar nicht erst dazu kommt, hat man den Kader mit 15 Abgängen bei 12 Neuzugängen ordentlich durchgeschüttelt. Die Leihspieler Nikolas Nartey (VfB Stuttgart), Stefanos Kapino (Werder Bremen) und Patrick Schmidt (Heidenheim) sind zu ihren Stammvereinen zurückgekehrt. Zudem wurden die auslaufenden Verträge von Diego Contento, Philipp Klingmann, Sören Dieckmann, Besar Halimi, Philipp Heerwagen, Gerrit Nauber, Ivan Paurevic, Alexander Rossipal, Robin Scheu, Emanuel Taffertshofer und Nikolaos Zografakis nicht verlängert und damit ein Umbruch eingeleitet. Mit Kevin Behrens hat zudem der beste Torschütze der Vorsaison den Verein verlassen und seine Zelte bei Union aufgeschlagen. Mit dreizehn Buden war Behrens einmal häufiger als Keita-Ruel erfolgreich und hatte so großen Anteil am Klassenerhalt.

Patrick Drewes vertrat den Bochumer Stammtorwart Manuel Riemann nach dessen Verletzung in der heißen Saisonphase und schloss sich nun dem SV Sandhausen an und wird dort die neue Nummer 1. Mit Immanuel Höhn (Darmstadt) und Oumar Diakhite (Braunschweig) verpflichtete man gleich zwei neue Innenverteidiger, die der löchrigen Abwehr - nur Würzburg hatte mehr Gegentore - Sicherheit verleihen sollen. Der Senegalese Diakhite kam nach einem halben Jahr ohne Verein zur Rückrunde zur Eintracht und konnte dort weitestgehend überzeugen. Höhn war in Darmstadt absoluter Stammspieler. Die Vorzeichen stehen also hier nicht schlecht. Auf der Position links hinten kommt es zum Duell der beiden Neuzugänge Chima Okoroji (Freiburg, letztes Jahr an Paderborn ausgeliehen) und Arne Sicker (MSV Duisburg), während Bashkim Ajdini (VfL Osnabrück) auf der gegenüberliegenden Seite zuhause ist. Dort ist aber auch das Revier von Dennis Diekmeier, der sich in Sandhausen außerordentlich wohl fühlt und anerkannter und geschätzter Führungsspieler ist. Im zentralen Mittelfeld gibt es mit Gianluca Gaudino und Carlo Sickinger zwei externe Neuzugänge. Gaudino spielte einst unter Pep Guardiola beim FC Bayern, stand zuletzt im Kader der Young Boys aus Bern und schnupperte dort Europa League-Luft. Sickinger kehrt nach einigen Jahren beim 1. FC Kaiserslautern zum SV Sandhausen, wo er schon in der Jugend spielte, zurück. Obwohl erst 23 Jahre alt bzw. jung führte Sickinger, der sowohl im defensiven Mittelfeld als auch in der IV eingesetzt werden kann, die Pfälzer in der letzten Saison einige Male als Kapitän aufs Feld. Mit im Gepäck hat Sickinger Anas Quahim, der in der Rückrunde an den FCK ausgeliehen war und einen neuen Anlauf in Sandhausen nimmt. Frischen Wind über die Außen sollen Cebio Soukou (immerhin vierzehn Einsätze für Bielefeld letzte Saison) und Christian Kinsombi (Uerdingen, jüngerer Bruder von David Kinsombi) bringen. Kinsombi fehlt bisher die Effektivität, macht aber ordentlich Betrieb und bei Soukou hofft man, dass er an die Saison 2019/20 anknüpfen kann, in der fünf Tore und fünf Vorlagen in der Aufstiegssaison der Arminen beisteuern konnte. Apropos Tore beisteuern...das ist die Jobbeschreibung von Pascal Testroet, der aus Aue zu den Sandhäusern gewechselt ist. Testroet hat in zwei der letzten drei Jahre zweistellig getroffen und hinlänglich bewiesen, dass er weiß, wo die Bude steht und wie man den Ball da reinbekommt.

Auch im zehnten Jahr ist Sandhausen das gallische Dorf umgeben von übermächtigen Römern (HSV, Werder, Schalke, Düsseldorf und wie sie alle heißen). Aber irgendwie schafft man es immer mit Einsatz eines Zaubertranks (gute Arbeit auf dem Transfermarkt, keine Experimente, sondern schnörkellos das spielen, was man kann) zum Klassenerhalt. Man wird auch diese Saison wieder unangenehm zu spielen sein und dabei den ein oder anderen "Großen" ärgern. Die Blutauffrischung war aber nötig. Man war eine vergleichsweise alte Mannschaft und sollte von der Frischzellenkur profitieren. Einzig der Abgang von Behrens tut weh, aber mit Testroet hat man da einen guten Ersatz an Land gezogen. Sandhausen wird sich wieder irgendwo zwischen Platz 11 und 15 einrichten. Für einen Abstieg müsste schon verdammt viel schieflaufen.
 

John Lennon

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Da die Saison schon nächsten Freitag startet, müssen heute Meter gemacht werden. Den Auftakt macht der...

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SSV Jahn Regensburg

Der Trend ist kein Friend der Regensburger: 5 - 8 - 12 - 14. Das sind nicht Lottozahlen sondern die Platzierungen seit dem Aufstieg 2017. Dabei war man auch in der zweiten Saison unter Mersad Selimbegovic auf dem Weg eine Saison ohne große Abstiegssorgen und eine relativ entspannte Saisonendphase zu erleben. Man startete sogar richtig, richtig gut mit fünf Spielen ohne Niederlage und stand nach dem fünften Spieltag auf dem vierten Tabellenrang. Danach ging es zwar nicht mehr so punktereich weiter, aber man hatte immer einen durchaus komfortablen Vorsprung auf die Abstiegskandidaten. Nebenbei spielte man die erfolgreichste Saison im DFB-Pokal, wo man erst im Viertelfinale gegen Werder Bremen knapp mit 0:1 verlor. Nachdem man anschließend das Nachholspiel beim VfL Osnabrück gewinnen konnte, schien es, als könne man an die Saison einen Harken machen. Der Vorsprung auf die Konkurrenz war groß und nach oben ging auch nichts mehr. Das Problem...man schien sich wirklich gedanklich schon im Urlaub zu befinden und verspielte das Punktepolster nahezu komplett. Nur ein Punkt aus den folgenden sechs Spielen (darunter ein 0:2 bei Sandhausen am 33. Spieltag) führten dazu, dass man zumindest theoretisch noch auf den Relegationsplatz hätte zurückfallen können. Durch einen 3:0 Heimsieg gegen St. Pauli konnte man dies aber durch eigenens Zutun abwenden und war gar nicht auf die zeitgleiche Schützenhilfe von Bochum und Aue angewiesen.

Wie eigentlich jedes Jahr muss Jahn Regensburg mindestens einen Leistungsträger ersetzen. In diesem Sommer ist dies Sebastian Stolze, der nun für Hannover 96 spielt. Stolze war in den letzten Jahren ein enorm wichtiger Spieler in der Offensive und es ist für mich kein Zufall, dass es ohne ihn deutlich holpriger lief. In den acht Spielen, in denen er nicht mitwirken konnte, gab es nur einen einzigen Sieg. Ihn dauerhaft zu ersetzen, wird eine Mammutaufgabe. Nach 249 Spielen im Trikot der Regensburger hat Oliver Hein mit 31 Jahren seine Karriere im Sommer beendet. Hein verbrachte seine komplette Karriere beim SSV Jahn und steht hinter Stefan Binder auf Platz 2 der Spieler mit den meisten Spielen für den Verein. In dieser Saison könnte Sebastian Nachreiner an beiden vorbeiziehen. Albion Vrenezi spielte, nachdem er im letzten Sommer von seiner Leihe nach Würzburg zurückkehrte, eine mehr als ordentliche Saison. Der Kosovare war mit acht Scorerpunkten einer der erfolgreichsten Regensburger und nimmt nun einen freiwilligen Abstieg in Kauf, um sich Türkgügü München anzuschließen. Ansonsten sind die Abgänge aber verkraftbar. Jan-Marc Schneider schafft als Stürmer in siebzehn Einsätzen keinen Treffer und spielt zukünftig in Griechenland bei PAS Giannina. Heister und Palacios (in der letzten Saison schon an Duisburg ausgeliehen) wechseln zu Viktoria Köln. Aaron Opoku kehrt nach dem Ende des Leihgeschäfts zum Hamburger SV zurück.

Bei den Neuzugängen hat man sich gleich zweimal bei der Zwoten von Freiburg bedient. Für ein Jahr ausgeliehen wurde der zentrale Mittelfeldspieler Carlo Boukhalfa, der in der letzten Saison im Pokalspiel der Freiburger in Mannheim zum Einsatz kam, in der Saison dann aber aufgrund von Leistenproblemen lange ausfiel. In der Endphase der Saison kehrte er zurück und konnte mit den Amateuren den Aufstieg in die dritte Liga feiern. Während bei ihm die Zeit beim Jahn nur auf ein Jahr begrenzt ist, hat sein Mannschaftskollege Konrad Faber bis 2023 unterschrieben und "gehört" Regensburg. Faber konnte in der letzten Saison immerhin neun Scorerpunkte beitragen und ist im rechten Mittelfeld zuhause. Auf der Seite, aber deutlich offensiver und mehr Zug ausgestattet, ist auch der natürliche Lebensraum von Aygün Yildirim, der eine überragende Saison für Verl spielte und mit vierzehn Toren und fünf Vorlagen auf sich aufmerksam machte. Yildirim brach sich im April den Fuß, kommt also aus einer Verletzung und verpasst die Vorbereitung und die ersten Spiele. Den zweiten Ablauf in der Liga nimmt Sarpreet Singh. Der Neuseeländer aus Auckland war in der letzten Saison an den 1. FC Nürnberg ausgeliehen, aber da das Leihgeschäft für alle beteiligten Parteien unzufriedenstellend verlief, kehrte er schon im Winter zu Bayern II zurück. Dort kam er auch nicht richtig in Schwung und versucht nun für eine Saison in Regensburg sein Glück. Singh wird im Laufe der Saison 23 und muss zeigen, dass er es auch in Liga 2 bringt. Zweitligaerprobt ist dagegen Steve Breitkreuz, welcher jahrelang in Aue spielte und dort in der letzten Saison auch Stammkraft in der Innenverteidigung war. Linksverteidiger Leon Guwara ist in Deutschland auch kein Unbekannter und kommt auf Spiele in den drei höchsten Ligen Deutschlands. Nach Bremen, Darmstadt und Kaiserslautern ist Regensburg die vierte Profistation von Guwara, der in der Rückrunde Stammspieler bei Venlo in der holländischen Eredivisie war. Ebenfalls aus Holland kommt Mittelstürmer Joel Zwarts. Zwarts spielte allerdings nicht erstklassig sondern in der darunterliegenden Keuken Kampioen Divisie. Zwanzig Scorerpunkte (jeweils zehn Tore und Vorlagen) lesen sich aber nicht verkehrt und vielleicht gelingt es ihm und dem weiterhin ausgeliehenen David Otto (Heidenheim) die Abhängigkeit von Andres Albers zu verringern. Mit dreizehn Treffern war er mit Abstand der torgefährlichste Regensburger.

Ich glaube, ich habe die Regensburger in jedem ihrer jetzt fünf Jahre am Stück in Liga Zwei als Absteiger und bisher weigern die sich beharrlich, meiner Prognose zu folgen. Unverschämt! Wie dem auch sei, diesmal könnte es wirklich so weit sein. Zwar hat man nicht so viele relevante Spieler verloren, aber es zeigte sich schon in der letzten Saison, dass die ganzen Abgänge in den letzten Jahren nicht so einfach abzufangen sind. Mit Stolze verliert man jetzt einen enorm wichtigen Mann und mit Hein jemanden, der unglaublich wichtig für Verein und Kabine war. Die Neuzugänge haben fast alle Fragezeichen und müssen sich in Liga 2 erstmal beweisen. Einzig bei Guwara und Breitkreuz weiß man, was man bekommt. Die beiden sollten relativ gut reinkommen. Zünden die anderen Neuzugänge nicht, wird es aber richtig schwer. Vorne muss mindestens einer aus Otto, Yildirim und Zwarts konstant liefern und so Albers entlasten. Es wird sehr, sehr eng. Noch enger als letztes Jahr.
 
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John Lennon

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Hannover 96

Im Jahr 1998 kehrte Hannover 96 durch den Aufstieg aus der Regionalliga Nord in die Zweite Liga in den bezahlten Fußball zurück. Seitdem sind also ein paar Jahre vergangen. Die Saison 2020/21 geht es als seitdem schlechteste in die Vereinsgeschichtsbücher ein. Mit 42 Punkten reichte es lediglich zu Platz 13 und einer Saison, die man wohl am liebsten schnell vergessen würde. Dabei war die Hinrunde sogar gar nicht mal so übel. Einem Sieg-Niederlage-Sieg-Niederlage-Sieg-Niederlage-Start folgten zwar vier sieglose Spiele und Platz 14, aber man robbte sich nach und nach oben und konnte mit einem 5:2 in Nürnberg die Hinrunde mit Platz 6 und ganz okayen 26 Punkten abschließen. Zwischen Mitte Februar und Mitte April ging dann aber gar nix mehr und acht sieglose Spiele mit mickrigen drei Pünktchen führten dazu, dass man sich aus oberen Tabellenhälfte verabschieden musste. Letztlich verhinderte nur das Polster aus der Hinrunde ein Abstürzen in die ganz heiklen Tabellenregionen, denn auch nach dem Heimsieg gegen Regensburg am 30. Spieltag kam keine Ruhe rein. Kurze Zeit darauf wurde offiziell verkündet, dass sich die Wege von Hannover und Cheftrainer Kenan Kocak am Saisonende trennen würden. Diese Entscheidung kam für niemanden überraschend.

Der neue Trainer Jan Zimmermann (zuvor Havelse) übernimmt in einer mal wieder unruhigen Phase das Ruder. Ich muss gestehen, ich steige da gar nicht mehr so richtig durch, wer da sportlich jetzt das Sagen hat - also abgesehen von Gesellschafter Kind natürlich. Mitte Juni wurde Marcus Mann von der TSG Hoffenheim geholt und zum neuen Sportdirektor ernannt. Mein letzter Sachstand ist, dass er es noch immer ist. Wie angedeutet, bei 96 kann sich das schon mal schnell ändern. Da haben dann auch mal Leute die Verantwortung, die eigentlich gehen sollen und sich im Rechtsstreit mit dem Verein befinden. Die bisherigen Neuzugänge wurden jedenfalls von Gerhard Zuber, also dem Vorgänger von Mann, eingetütet. 96 und Zuber hatten sich nach Horst Heldts Entlassung überworfen, vor Gericht gestritten und Kind hat mehr als einmal durchblicken lassen, dass er Zuber lieber heute als morgen rausschmeißen würde, es aber nicht so einfach wäre, weil er bis 2023 vertraglich gebunden ist und eine Entlassung teuer würde. Und da fragt man sich, warum es sportlich nicht läuft?

Naja, mit Mann und Zimmermann und ohne Zuber und Kocak (die auch zerstritten waren) soll es auf jeden Fall aufwärts gehen. Das wird aber nicht so einfach, denn mit Genki Haraguchi hat einer der besten Spieler der Liga den Verein verlassen. Haraguchi war nach Torjäger Marvin Ducksch der zweitbeste Scorer der 96er und spielt jetzt bei Union Berlin in der Bundesliga. Ebenfalls ins Oberhaus verabschiedete sich Innenverteidiger Timo Hübers, den es an den Rhein zum FC Kölle zog. Hübers war in der letzten Saison zweimal mit Knieproblemen für einige Wochen raus, ansonsten aber Stammspieler. Beim FC wird er auch wieder auf Kingsley Schindler treffen. Dieser kehrt nach einer enttäuschenden Leihe und nur einer Torbeteiligung zu seinem Stammverein zurück. Besser lief es für Jaka Bijol, der im defensiven Mittelfeld gesetzt war. Für ihn heißt es jetzt aber wieder ZSKA Moskau statt Hannover. Der Vertrag mit Michael "Bruno" Esser, der eigentlich noch bis 2023 lief, wurde aufgelöst und Esser kehrte zum VfL Bochum zurück. Josip Elez zieht es nach einer Saison, in der er ein ziemliches Wechselbad zwischen Platz, Bank und Tribüne , in seine Heimat Split zu Hadjuk zurück. Michael Ratajczak hat seine Karriere beendet und ist nun als Torwarttrainer beschäftigt, während der 22jährige Niklas Tarnat noch auf der Suche nach einer Anschlussbeschäftigung ist.

Fangen wir bei den Neuzugängen mit einer schrägen Nummer an. Julian Börner steht dort nämlich bisher erstmal unter Vorbehalt. Er hat sich mit 96 geeinigt, aber dafür muss sein bisheriger Verein Sheffield Wednesday mitspielen und ihn aus seinem Vertrag, der noch bis zum 30. Juni nächsten Jahres läuft, lassen. Und da wird es kompliziert. Börner sagt, dass er seit Monaten keine Kohle bekommen hat und möchte ablösefrei gehen. Er hat auch Klage gegen den englischen Verein, der momentan aufgrund von "Unregelmäßigkeiten" keine Spieler verpflichten darf, eingereicht und in Aussicht gestellt, die Klage fallen zu lassen, wenn man seinen Wechselwunsch abnickt. Es gilt als sicher, dass Verteidiger Börner, der auf über 140 Spiele in der zweiten Liga kommt, irgendwann die Freigabe bekommt, die Frage ist nur wann. Die drei Sebastians - Kerk, Ernst und Stolze - sind dagegen alle schon an Bord und einsatzbereit. Zu Stolze habe ich ja schon beim Regensburg-Text etwas geschrieben, daher beschränke ich mich auf Kerk und Ernst. Kerk spielte eine starke Saison, konnte aber trotz seiner zwanzig Scorerpunkte den Abstieg von Osnabrück nicht verhindern. Besser lief es für Sebastian Ernst, der mit Fürth in die Bundesliga aufstieg, nun aber zurückkehrt zu Hannover 96, wo er die Jugendabteilung durchlaufen hat. Ron-Robert Zieler kehrt nach seiner Ausleihe an den 1. FC Köln zurück. Zieler wurde von Kind öffentlich mehr als nur angezählt. Zieler hätte man gar nicht erst verpflichten dürfen und er habe auch keine Chance auf einen Stammplatz, so Kind vor etwa genau einem Jahr. Jetzt sieht es so aus, als würde Zieler als Stammtorwart in die Saison gehen. Hannover 96 und Martin Kind in a nutshell.

Der Kader war auch letzte Saison viel besser als das Ergebnis, aber das Theater drumherum macht es fast unmöglich in Ruhe zu arbeiten. Den Abgang von Haraguchi hat man mit dem Trio der Sebastians gut aufgefangen. Mit Ducksch hat man einen der besten Stürmer der Liga in den Reihen. Die Offensive sollte also funktionieren, defensiv ist das aber weiterhin zu wenig. Börner wäre ein guter Griff, aber wer weiß, wie lange sich das noch zieht. Potential für eine gute Platzierung ist vorhanden, aber es wird wieder die üblichen Störfeuer geben. Am Ende reicht es für eine kleine Verbesserung.
 

theGegen

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Super Vorschauen! @John Lennon (y)

Den Jahn sehe ich stärker. Es werden ja auch (zeitweise oder vorübergehend) wieder Zuschauer erlaubt und Regensburg hat eine starke Heim-Unterstützung.
Sie haben sich bis auf den Abgang von Stolze eventuell sogar eher verstärkt auf manchen Problempositionen.

Ich habe so das Gefühl, die werden schwer zu spielen oder zu knacken sein. Sehe ich eher im (oberen?) Mittelfeld, denn als Abstiegskandidat.
 

John Lennon

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FC Erzgebirge Aue

Erzgebirge Aue hat den Fünf-Jahres-Fluch gebrochen und geht erstmals in der Vereinsgeschichte in eine sechste Zweitligsaison hintereinander. Zuvor war man zweimal in der jeweils fünften Saison abgestiegen. Wer jetzt glaubt, dass sich dort alle während der historischen Saison, in der der Klassenerhalt vergleichsweise souverän eingefahren wurde, in den Armen lagen und zusammen "O Arzgebirg, wie bist du schie" sangen, irrt sich gewaltig. Dabei wäre eigentlich alles für dieses Szenario angerichtet. Nach der Vorrunde lag man auf einem guten neunten Tabellenrang und auch in der Rückrunde konnte man den Abstand nach unten halten. Es gab in der gesamten Saison keine längere Niederlagenserie und so konnte man durch ein 0:0 in einem Nachholspiel beim KSC schon relativ früh (drei Spieltage vor Saisonende) den Klassenerhalt sichern. Anschließend eskalierte es aber mal so richtig. Erzgebirge ging zuhause mit 3:8 gegen Paderborn unter und als es dann ins Quarantäne-Trainingslager gehen sollte, lieferten Dirk Schuster und sein Co-Trainer Sascha Franz eine Krankschreibung. Was genau dahinter steckte, weiß man bis heute nicht so wirklich, aber es ist ein offenes Geheimnis, dass es in der Führungsetage des Vereins um den meinungsstarken Präsidenten Helge Leonhardt nicht nur Fans von Schuster gab (um es vorsichtig zu sagen) und wohl auch zwischen Mannschaft und Trainer nicht nur Friede, Feuer, Eierkuchen herrschte. Das Ende vom Lied...Marc Hensel übernahm interimsmäßig für die letzten beiden Saisonspiele und Schuster und sein Assistent hatten trotz laufender Verträge Schicht im Schacht.

Neuer Mann an der Seitenlinie ist Aleksey Shpileuski. Shipleuski wurde in Minsk geboren und hat in der letzten Saison die kasachische Meisterschaft mit Kairat Almaty gewonnen. Wie wir alle wissen, ein kasachischer Verein. Der 33jährige Meistermacher spielte selbst einst in der Jugend vom VfB Stuttgart, eine Profikarriere blieb ihm aber verwehrt und er entschied sich für den Trainerberuf. Nach einigen Stationen (u.a. in der Jugend von RasenBallsport Leipzig) übernimmt Shipleuski nun seinen ersten Profijob in Deutschland. Dabei kann er in Aue natürlich auf den ewigen Martin Männel im Tor zurückgreifen. Männel steht mittlerweile bei 430 Spielen für Erzgebirge und wird diesen Rekord in dieser Saison weiter ausbauen. für die Zeit nach seiner Karriere hat er auch schon vorgesorgt und eine Firma gegründet. Das dazugehörige Produkt: Mähroboter. Hoffentlich macht er damit den Greenkeeper nicht irgendwann arbeitslos.

Während also Männel weiterhin in Aue spielt. Sind mit Testroet (ablösefrei zu Sandhausen) und Florian Krüger die beiden besten Torschützen der Vorsaison nicht mehr Teil des Kaders. Krüger wechselte für die Ablöse von einer Million zum Erstligisten Arminia Bielefeld. Mit Breitkeuz (Jahn Regensburg), Louis Samson (Hallescher FC, defensives Mittelfeld und Innenverteidigung) und Calogero Rizzuto (Hansa Rostock) haben zudem drei weitere Spieler, die auf mindestens 25 Einsätze kamen, den Verein verlassen. Zudem endete die Zeit von Fabian Kallig, der seit 2016 unter Vertrag stand, aufgrund eines Knorpelschadens aber schon seit Ewigkeiten nicht mehr eingesetzt werden konnte (letzter Einsatz vor fast zwei Jahren).

Jugend forscht im Erzgebirge. Unter diesem Motto könnten die Neuzugänge stehen. Keiner älter als 24 und im Profibereich weitestgehend ziemlich jungfräulich unterwegs. Mit 24 Jahren ist Rechtsverteidiger Anthony Barylla der Alterspräsident. Barylla kann auch innen oder links spielen, was er bei Saarbrücken gezeigt hat. Dirk Carlson hat beim KSC schon Zweitligaluft geschnuppert, kam aber aufgrund eines Ermüdungsbruches nur auf acht Einsätze als Linksverteidiger in der letzten Saison. Obwohl Carlson in Portland geboren wurde, ist er Nationalspieler von Luxemburg und hat schon über dreißig Länderspiele absolviert. Die anderen Neuzugänge können bisher nur Jugendnationalspiele vorweisen. Nicolas Kühn wird zunächst von Bayern II ausgeliehen. Erzgebirge besitzt aber eine Kaufoption für den 21jährigen Offensivspieler, der in erster Linie über die Außen kommt, aber auch im Zentrum spielen kann. Omar Sijaric ist nochmal zwei Jahre jünger als Kühn, aber kam in der letzten Saison schon auf 27 Einsätze, die auch er vornehmlich auf einer der offensiven Außenpositionen bestritt. Ramzi Ferjani (Innenverteidiger) wurde in Deutschland beim FCK und BVB ausgebildet, bevor es den tunesischen U20-Nationalspieler, der in Sensheim geboren wurde, in die Slowakei zum FC Nitra verschlug. Dort kam er aber auf keinen Einsatz und versucht nun, in Aue die ersten Schritte im Profibereich zu machen. Der ebenfalls 20jährige Mittelfeldspieler Soufiane Messeguem rundet die Rasselbande ab. Messeguem kommt vom VfL Wolfsburg, wo er sieben Regionalligaspiele für die Zweitvertretung absolvierte.

Die Entwicklung in Aue wird interessant. Auch wenn es nur ein gute handvoll Spieler sind, die den Verein verlassen, wurde die Sommerpause für einen durchaus beachtlichen Umbruch, genutzt. Gerade wenn man bedenkt, dass die Vorsaison ja eigentlich erfolgreich war, verwundert es schon, dass gleich fünf Stammkräfte abgegeben wurden. Gut, bei Krüger konnte man nicht nein sagen. Aber bisher hat man im Sturmzentrum noch überhaupt nichts gemacht, was angesichts des Wegfalls von mehr als der Hälfte der Vorjahrestreffer überrascht. Da muss dringend noch was gemacht werden, denn auf eine Leistungsexplosion von Zulechner würde ich mich nicht verlassen. Diesmal könnte Jahr sechs das verflixte Jahr werden. Aue gerät in ernste Abstiegsgefahr.
 
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Vega

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Ich begreife tatsächlich mal wieder komplett nicht, was in Aue abgeht (aber das ist ja regelmäßig so). Shpileuski steht ja schon massiv in der Kritik, der Testroet-Abgang ist einfach superseltsam. Laut einem Kicker-Artikel aus der letzten Woche hat er das ganze ja auch damit begründet, dass "Testroet nicht jünger" werde. Der Mann ist 30 und war in den vergangenen Jahren ein richtig guter Zweitliga-Stürmer. Zudem sollen auf seiner internen Streichliste auch die Namen Hochscheidt, Nazarov und Männel gestanden haben. WTF?

Aber Aue schafft es eben immer wieder, ganz seltsam zu wirken. Das Schuster-Theater wurde ja angesprochen, die Kapitel mit Daniel Meyer, Hannes Drews und auch Thomas Letsch gingen ja auch durchaus komisch zu Ende.

Aue wäre derzeit für mich der Topkandidat auf Platz 18.
 

theGegen

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Die haben doch das Projekt 2023!

Das wird jetzt eventuell knapp damit, da man einige Säulen dieser Langfrist-Strategie umsortiert hat.
 

John Lennon

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1. FC Nürnberg

Mit neun Meistertiteln ist der 1. FC Nürnberg nachwievor der zweiterfolgreichste Verein der deutschen Fußballgeschichte (die Titel vom Stasiverein zählen nicht). Von diesen glorreichen Zeiten ist der Glubb aber, wie wir alle wissen, weit entfernt und nach einer Saison, in der man mit 1,98 Beinen in der dritten Liga stand (siehe Text zu Ingolstadt), ging es im letzten Jahr darum, sich zu konsolidieren und eine einigermaßen sorgenfreie Saison zu spielen. Auch wenn der Start mit nur einem Sieg aus den ersten sieben Ligaspielen nicht optimal war und eine sieglos Serie zwischen dem 14. und 19. Spieltag dem ein oder anderen dann doch die Schweißperlen auf die Stirn trieb, muss man Trainer Robert Klauß bescheinigen, dass er im Endeffekt genau das erreicht hat. Auf Dauer wird man sich aber nicht mit Platzierungen in der zweiten Tabellenhälfte nicht zufrieden geben.

Durch die Verkäufe von Iuri Medeiros und Dominik Steczyk nach Ablauf der Leihen an Braga bzw. Gliwice hat man eine schöne Summe eingenommen. Wobei hier der größte Batzen auf Medeiros geht. Der Portugiese war Braga 1,5 Millionen wert, während aus Polen lediglich 100.000 Euro in Richtung Nürnberg transferiert wurden. Früchtl kam an Mathenia nicht vorbei und geht zurück zu Bayern II. Zusammen mit Singh (siehe Text Regensburg) kann man beide Leihgeschäften bescheinigen, dass sie mal so gar nicht funktioniert haben. Weder für auf- noch abgebenden Verein und auch nicht für die Spieler. Hanno Behrens wechselte nach sechs Jahren beim Glubb zu Hansa Rostock. Relegationsheld Schleusener verlässt nach einer enttäuschenden Saison mit nur einem Torerfolg und keiner einzigen Vorlage den Verein. Sein neuer Arbeitgeber ist der Karlsruher SC. Dagegen suchen Oliver Sorg und Innenverteidiger Lukas Mühl noch einen neuen Verein. Gerade bei Mühl kommt das durchaus überraschend, da der 24jährige ehemalige Jugendnationalspieler schon auf einige Erfahrung in den beiden höchsten Spielklassen verfügt und zu den Stammkräften der Nürnberger zählte. Mühl entschied sich nach zehn Jahren im Verein dazu, den angebotenen Vertrag abzulehnen und eine neue Herausforderung zu suchen. Stand jetzt hat er sich da gewaltig verspekuliert. Georg Margreitter spielte zunächst unter Krauß kaum eine Rolle, spielte sich dann in der Rückrunde rein. Er wechselte im Sommer nach über 130 Spielen für die Nürnberger in die Schweiz zu den Grasshoppers aus Zurich.

Gerade eben habe ich die Transfererlöse der Nürnberger angesprochen. Diese wurden komplett reinvestiert. 1,5 Millionen war den Nürnberger der Kauf von Mats Moeller Daehli wert. Der 24malige norwegische Nationalspieler wurde im Januar per Leihe aus Genk zurück in die Liga geholt und wurde sofort eine wichtige Figur im Spiel der Nürnberger. Moeller Daehli dürfte den meisten Freunden der zweiten Liga noch aus seiner Zeit bei St. Pauli geläufig sein. Seine Stippvisite in Belgien war dagegen kein Erfolg und so kehrt der offensive Mittelfeldspieler auf Dauer in die Liga zurück. 100.000 Euro gingen an Türkgügü München, um sich die Dienste von Kilian Fischer zu sichern. Fischer kam in der vergangenen Saison bei Münchener Verein auf mehreren Positionen zum Einsatz (u.a. beide Außenverteidigerpositionen und im zentralen Mittelfeld) und zeigte dort trotz seines jungen Alters zumeist gute Leistungen. Mit fünf Scorerpunkten vermochte er es auch, seine Mitspieler einzusetzten. Sollte Klauß Fischer im Zentrum sehen, könnte Fischer dort mit Tom Krauß ein zusammen gerade mal 40 Lenzen zählendes Duo abgeben. Tom Krauß zeigte auf Anhieb im letzten Jahr, warum man ihn für die letzte und diese Saison von RasenBallsport ausgeliehen hat und war ein Lichtblick im ansonsten biederen Spiel der Nürnberger. Für Abhilfe könnte hier Taylan Duman (ehemals Dortmund II) sorgen. Momentan noch von einem Muskelbündelriss beeinträchtigt, könnte Dumam das Spiel über die Außen beleben. Duman erzielte in der letzten Regionalligasaison immerhin zwölf Tore und bereitete acht vor. Eine sehr gute Ausbeute. Sogar Bundesligaluft schnupperte der junge Mittelfeldspieler Lino Tempelmann, der von Christian Streich in der letzten Saison zehnmal beim SC Freiburg auf den Platz geschickt wurde. In der Abteilung Verteidigung setzt man dagegen bei den Neuzugängen auf deutlich mehr Erfahrung. Florian Hübner spielte bei Union Berlin nur noch eine kleine Rolle und Christoph Schindler kehrt aus England (genauergesagt Huddersfield, wo er PL und Championship spielte) nach Deutschland zurück. Zusammen mit dem Dänen Asger Sörensen, der letzte Saison Fixpunkt in der Innenverteidigung war, kein üble Aussicht. Allerdings ist auch Schindler momentan verletzt. Generell sind Verletzungen ein Thema, das sich durch die Nürnberger Truppe zieht.

Mit Felix Lohkemper, Pascal Köpke und Manuel Schäffler (mit zehn Toren bei nur 24 Einsätzen bester Knipser) fallen gleich drei Stürmer aus, so dass der Sturm im Moment quasi nur aus Eigengewächs Erik Shuranov und dem ausgeliehenen Dennis Borkowski (19 Jahre alt, RasenBallsportler und in der Rückrunde mit drei Toren für Nürnberg) besteht. Zusammen trafen beide in der abgelaufenen Saison acht Mal, was angesichts ihres Alters mehr als vorzeigbar ist. Als ehemaliger Jugendtrainer bei RasenBallsport hat Klauß ein gutes Näschen, wer den Nürnbergern weiterhelfen kann, wie die Beispiele Krauß, Tom und Borkowski, Dennis beweisen.

Es steht ein weiteres Konsolidierungsjahr bevor. Hübner und Schindler dürften der Defensive Sicherheit verleihen, allerdings bleibt das Problem Offensive bestehen. Mit 46 Treffern war man das siebstschlechteste Team der Vorsaison und momentan fällt außer den ganz Jungen vorne alles aus. Man sollte nicht erwarten, dass diese die benötigten Buden alleine machen. Hier sind Moeller Daehli, Hack, Nürnberger (falls er nicht doch noch wechselt), Dovedan und andere vermehrt gefordert, damit die Last für den Babysturm nicht zu hoch wird. Trainer Klauß muss der Mannschaft einen klaren Plan mitgeben und sich nicht in taktischen Kniffen verzetteln. Dies ist ein Lernprozess, den man dem jungen Trainer zugestehen muss. Manchmal hatte man den Eindruck, dass er die Mannschaft hier überfordert. Kriegt er das hin und die Verletzten kommen zeitnah zurück, kann es etwas weiter nach vorne gehen und am Saisonende ein einstelliger Tabellenplatz rauskommen.
 
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John Lennon

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Genug für heute. Morgen geht es weiter. :wavey:

Ihr könnt euch ja solange die Trikots der Zweitligisten anschauen und euren Favoriten posten, falls euch langweilig ist.

 
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reg31

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Hannover 96

Im Jahr 1998 kehrte Hannover 96 durch den Aufstieg aus der Regionalliga Nord in die Zweite Liga in den bezahlten Fußball zurück. Seitdem sind also ein paar Jahre vergangen. Die Saison 2020/21 geht es als seitdem schlechteste in die Vereinsgeschichtsbücher ein. Mit 42 Punkten reichte es lediglich zu Platz 13 und einer Saison, die man wohl am liebsten schnell vergessen würde. Dabei war die Hinrunde sogar gar nicht mal so übel. Einem Sieg-Niederlage-Sieg-Niederlage-Sieg-Niederlage-Start folgten zwar vier sieglose Spiele und Platz 14, aber man robbte sich nach und nach oben und konnte mit einem 5:2 in Nürnberg die Hinrunde mit Platz 6 und ganz okayen 26 Punkten abschließen. Zwischen Mitte Februar und Mitte April ging dann aber gar nix mehr und acht sieglose Spiele mit mickrigen drei Pünktchen führten dazu, dass man sich aus oberen Tabellenhälfte verabschieden musste. Letztlich verhinderte nur das Polster aus der Hinrunde ein Abstürzen in die ganz heiklen Tabellenregionen, denn auch nach dem Heimsieg gegen Regensburg am 30. Spieltag kam keine Ruhe rein. Kurze Zeit darauf wurde offiziell verkündet, dass sich die Wege von Hannover und Cheftrainer Kenan Kocak am Saisonende trennen würden. Diese Entscheidung kam für niemanden überraschend.

Der neue Trainer Jan Zimmermann (zuvor Havelse) übernimmt in einer mal wieder unruhigen Phase das Ruder. Ich muss gestehen, ich steige da gar nicht mehr so richtig durch, wer da sportlich jetzt das Sagen hat - also abgesehen von Gesellschafter Kind natürlich. Mitte Juni wurde Marcus Mann von der TSG Hoffenheim geholt und zum neuen Sportdirektor ernannt. Mein letzter Sachstand ist, dass er es noch immer ist. Wie angedeutet, bei 96 kann sich das schon mal schnell ändern. Da haben dann auch mal Leute die Verantwortung, die eigentlich gehen sollen und sich im Rechtsstreit mit dem Verein befinden. Die bisherigen Neuzugänge wurden jedenfalls von Gerhard Zuber, also dem Vorgänger von Mann, eingetütet. 96 und Zuber hatten sich nach Horst Heldts Entlassung überworfen, vor Gericht gestritten und Kind hat mehr als einmal durchblicken lassen, dass er Zuber lieber heute als morgen rausschmeißen würde, es aber nicht so einfach wäre, weil er bis 2023 vertraglich gebunden ist und eine Entlassung teuer würde. Und da fragt man sich, warum es sportlich nicht läuft?

Naja, mit Mann und Zimmermann und ohne Zuber und Kocak (die auch zerstritten waren) soll es auf jeden Fall aufwärts gehen. Das wird aber nicht so einfach, denn mit Genki Haraguchi hat einer der besten Spieler der Liga den Verein verlassen. Haraguchi war nach Torjäger Marvin Ducksch der zweitbeste Scorer der 96er und spielt jetzt bei Union Berlin in der Bundesliga. Ebenfalls ins Oberhaus verabschiedete sich Innenverteidiger Timo Hübers, den es an den Rhein zum FC Kölle zog. Hübers war in der letzten Saison zweimal mit Knieproblemen für einige Wochen raus, ansonsten aber Stammspieler. Beim FC wird er auch wieder auf Kingsley Schindler treffen. Dieser kehrt nach einer enttäuschenden Leihe und nur einer Torbeteiligung zu seinem Stammverein zurück. Besser lief es für Jaka Bijol, der im defensiven Mittelfeld gesetzt war. Für ihn heißt es jetzt aber wieder ZSKA Moskau statt Hannover. Der Vertrag mit Michael "Bruno" Esser, der eigentlich noch bis 2023 lief, wurde aufgelöst und Esser kehrte zum VfL Bochum zurück. Josip Elez zieht es nach einer Saison, in der er ein ziemliches Wechselbad zwischen Platz, Bank und Tribüne , in seine Heimat Split zu Hadjuk zurück. Michael Ratajczak hat seine Karriere beendet und ist nun als Torwarttrainer beschäftigt, während der 22jährige Niklas Tarnat noch auf der Suche nach einer Anschlussbeschäftigung ist.

Fangen wir bei den Neuzugängen mit einer schrägen Nummer an. Julian Börner steht dort nämlich bisher erstmal unter Vorbehalt. Er hat sich mit 96 geeinigt, aber dafür muss sein bisheriger Verein Sheffield Wednesday mitspielen und ihn aus seinem Vertrag, der noch bis zum 30. Juni nächsten Jahres läuft, lassen. Und da wird es kompliziert. Börner sagt, dass er seit Monaten keine Kohle bekommen hat und möchte ablösefrei gehen. Er hat auch Klage gegen den englischen Verein, der momentan aufgrund von "Unregelmäßigkeiten" keine Spieler verpflichten darf, eingereicht und in Aussicht gestellt, die Klage fallen zu lassen, wenn man seinen Wechselwunsch abnickt. Es gilt als sicher, dass Verteidiger Börner, der auf über 140 Spiele in der zweiten Liga kommt, irgendwann die Freigabe bekommt, die Frage ist nur wann. Die drei Sebastians - Kerk, Ernst und Stolze - sind dagegen alle schon an Bord und einsatzbereit. Zu Stolze habe ich ja schon beim Regensburg-Text etwas geschrieben, daher beschränke ich mich auf Kerk und Ernst. Kerk spielte eine starke Saison, konnte aber trotz seiner zwanzig Scorerpunkte den Abstieg von Osnabrück nicht verhindern. Besser lief es für Sebastian Ernst, der mit Fürth in die Bundesliga aufstieg, nun aber zurückkehrt zu Hannover 96, wo er die Jugendabteilung durchlaufen hat. Ron-Robert Zieler kehrt nach seiner Ausleihe an den 1. FC Köln zurück. Zieler wurde von Kind öffentlich mehr als nur angezählt. Zieler hätte man gar nicht erst verpflichten dürfen und er habe auch keine Chance auf einen Stammplatz, so Kind vor etwa genau einem Jahr. Jetzt sieht es so aus, als würde Zieler als Stammtorwart in die Saison gehen. Hannover 96 und Martin Kind in a nutshell.

Der Kader war auch letzte Saison viel besser als das Ergebnis, aber das Theater drumherum macht es fast unmöglich in Ruhe zu arbeiten. Den Abgang von Haraguchi hat man mit dem Trio der Sebastians gut aufgefangen. Mit Ducksch hat man einen der besten Stürmer der Liga in den Reihen. Die Offensive sollte also funktionieren, defensiv ist das aber weiterhin zu wenig. Börner wäre ein guter Griff, aber wer weiß, wie lange sich das noch zieht. Potential für eine gute Platzierung ist vorhanden, aber es wird wieder die üblichen Störfeuer geben. Am Ende reicht es für eine kleine Verbesserung.

Einen schönen und passenden Einblick in Hannovers Chaos. Vielen Dank!

Die gerade verkündete Verpflichtung von Jannik Dehm ist dagegen mal ein (kleines) positives Brett. In Verbindung mit Muroya ist das ein richtig ordentliches RV-Duo für Liga 2. Aus meiner Sicht macht Hannover mit dem deutlich geringeren Etat bei den Neuverpflichtungen mit den drei Sebastians und Dehm wenig falsch. Allerdings muss dringend ein gestandener DM und ein IV her.
Maik Frantz und Dominik Kaiser sind nicht zweitliga-tauglich.
 

John Lennon

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FC St. Pauli

Es sah lange so aus, als sollte die Saison vom FC St. Pauli ein ziemliches Fiasko werden. Unter dem neuen Cheftrainer Timo Schultz missglückte der Start mit nur einem Sieg in den ersten fünfzehn Ligaspielen (!) mal so richtig und so schien es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Mechanismen des Fußballgeschäfts greifen und Schultz den Posten auf der Bank wieder räumen muss. Vielleicht wäre Schultz heute nicht mehr Trainer vom FC St. Pauli, bei dem er selbst spielte und sich dann über die Arbeit als Co- und Jugendtrainer für höhere Aufgaben empfahl, wenn der erst kurz zuvor eingewechselte 17jährige Igor Matanovic nicht in der Nachspielzeit das 3:2 zum Sieg in Hannover erzielt hätte. Wir werden es nie erfahren, aber für die Paulianer war dieser Sieg im Januar 2021 die Initialzündung zu einer beeindruckenden Serie. Es folgten zehn Siege in den nächsten dreizehn Begegnungen - darunter auch ein Sieg im Derby gegen den Hamburger SV. Statt Abstiegskampf schickte man sich nun sogar an, eventuell sogar noch ins obere Tabellendrittel vorzustoßen, doch in den letzten fünf Saisonspielen ging dann doch die Luft aus und man beendete die Saison, die so schlecht begann, auf dem zehnten Platz.

Ein großen Anteil am Umschwung hatten Omar Marmoush und Dejan Stojanovic. Sowohl Stürmer Marmoush (Wolfsburg) als auch Torhüter Stojanovic (Middlesbrough) stießen im Winter zum Verein und waren sofort Leistungsträger. Marmoush erzielte sieben Tore und Stojanovic gab der Defensive Sicherheit. Beide kehrten im Sommer zu ihren Stammvereinen zurück und sind somit nicht mehr Teil des Kaders. Dies gilt auch für Rodrigo Zalazar (Eintracht Frankfurt). Der zentrale Mittelfeldspieler verbrachte die gesamte Saison auf St. Pauli und steuerte zwölf Scorerpunkte bei. Der 35jährige Norweger Tore Reginiussen beendete seine Karriere und nach fast 200 Pflichtspielen im Trikot von Sankt Pauli wird auch Daniel Buballa nicht mehr für den Verein auflaufen. Buballa wechselte nach Ablauf seines Vertrags zu Viktoria Köln in die dritte Liga. Dort wird er mit Florian Carstens, Kevin Lankford (beide waren schon an Wehen-Wiesbaden ausgeliehen und unterschrieben dort jetzt jeweils einen Zweijahresvertrag) und Maximilian Franzke (Magdeburg) auf drei ehemalige Mitspieler treffen, während es Ersin Zehir (Antalyaspor) und Svend Brodersen und Ryo Miyachi etwas weiter weg zog. Torwart Brodersen und Mittelfeldspieler Miyachi - ganz feiner Kicker, der leider immer wieder durch Verletzungen raus gebracht wurde - sind beide in Yokohama gelandet und spielen in der japanische J-League. Sie spielen aber nicht gemeinsam, sondern sind ab sofort Gegner. Brodersen versucht sein Glück Yokohama FC, während Miyachi, der in seiner Abschiedssaison nur ganze siebzehn Minuten auf dem Platz stehen konnte, bei Yokohama F. M. unterschrieben hat und nach zehn Jahren in Europa in seine Heimat zurückkehrte.

Die beiden Rückkehrer Yi-young Park (Türkgügü München) und Jakub Bednarczyk nehmen einen neuen Anlauf beim FC St. Pauli. Richtig erfolgreich verlief das Leihgeschäft aber nur für den Südkoreaner, während Bednarczyk sich bei Lubin nicht wirklich empfehlen konnte und zum Saisonende überhaupt nicht mehr berücksichtigt wurde. Der Schwede Eric Smith wurde, nachdem man ihn im Winter von Gent ausgeliehen hatte, nun für 600.000 Euro gekauft. Smith kam wegen einer Wadenverletzung nur auf fünf Einsätze, überzeugte die Verantwortlichen aber in diesen so sehr, dass diese die Kaufoption zogen und den defensiven Mittelfeldspieler mit einem Dreijahresvertrag ausstatteten. Ebenfalls im zentralen Mittelfeld ist Neuzugang Jackson Irvine zuhause. Irvine spielte zuletzt in Schottland (Hibernian FC) und kommt mit 32 Länderspielen für Australien im Gepäck an den Kiez. Durch seinen schottischen Vater wäre er auch für die Bravehearts spielberechtigt gewesen, aber nach drei Länderspielen für die U19 entschied er sich doch für die australische Nationalmannschaft. Angesichts von drei WM-Spielen keine falsche Entscheidung, würde ich sagen.

Nikola Vasilj ist davon noch weit entfernt. Der 25jährige Torwart ist aber immerhin seit kurzem Teil der bosnischen Nationalmannschaft und kam in diesem Jahr auf zwei Einsätze. Vasilj kommt ablösefrei vom ukrainischen Verein Zorya Lugansk und soll die Lücke, die durch den Abgang von Stojanovic entstand füllen. In der Offensive erhofft man sich, dass Etienne Amenyido für Furore sorgen kann. Amenyido gelangen in der letzten Saison für den VfL Osnabrück immerhin sechs Scorerpunkte bei 25 Einsätzen. Amenyido kann sowohl neben Burgstaller im Zentrum als auch auf den Außen eingesetzt werden. Sollte Amenyido auf der linken Außenbahn eingesetzt werden, könnte ihn Lars Ritzka (kommt aus Verl) den Rücken freihalten. Wobei Ritzka mit Paqarada einen ziemlichen Brocken vor sich hat. Für mich ist der Kosovare einer der besten Außenverteidiger der Liga. Jakov Medic lief in der letzten Saison bei Wehen-Wiesbaden für einen Spieler, der zumeist eher im defensiven Mittelfeld oder in der Innenverteidigung auflief, erstaunlich viele Tore und Vorlagen. Insgesamt netzte der über 1,90m große Kroate fünfmal und zudem bereitete er sechs Treffer vor.

Hätte man die beiden Leihspieler Marmoush und Zalazar halten können, wäre es in Richtung oberes Tabellendrittel gegangen. So muss man sich in der Offensive erst finden. Gerade Burgstaller hat enorm von Marmoush in der Zeit ab Januar profitiert. Es ist jedenfalls kein Zufall, dass der Österreicher erst mit dem Toreschießen anfing, als Marmoush Teil der Mannschaft war. Wer kann dessen Part übernehmen? Amenyido wäre ein Kandidat, hat aber nicht den Zug zum Tor und so wird hier viel von Daniel-Kofi Kyereh abhängen. Der 25jährigen Offensivspieler muss an die vergangene Saison, in der selbst neunmal traf, aber auch seine Mitspieler gut einsetzte (neun Vorlagen) anknüpfen. Insgesamt ist man aber gefestigt und sollte wieder im gesicherten Mittelfeld landen.
 

John Lennon

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SC Paderborn

1536 Tage war Steffen Baumgart Trainer des SC Paderborn. Und was war das für eine verrückte Zeit? Baumgart übernahm den Verein in einer aussichtlosen Situation und konnte den sportlichen Abstieg aus der dritten Liga trotz sehr guter Ergebnisse 2017 nicht mehr verhindern. Dann kam der Lizenzentzug für 1860 München und damit der Klassenerhalt am grünen Tisch. Danach folgte ein Durchmarsch bis in die Bundesliga und der direkte Wiederabstieg. So war die letzte Saison die erste seit langem, in der es am Saisonende für Paderborn nicht Auf- oder Abstieg hieß. Werfen wir einen kurzen Blick auf die Abschiedssaison von Steffen Baumgart, der seit Anfang Juli beim 1. FC Köln unter Vertrag steht. Man kam relativ schlecht in die Gänge und so war es relativ früh absehbar, dass es mit dem direkten Wiederaufstieg nichts wird. Spiele mit Paderborner Beteiligung waren zwar wie eigentlich immer unter Baumgart ein schönes Spektakel, aber es gab auch Phasen, in denen man die PS in der Offensive überraschenderweise nicht auf die Straße brachte. Zu nennen sind hier u.a. drei Niederlagen ohne eigenen Treffer zwischen dem 9. und 11. Spieltag. Nachfolger von Baumgart, der nach dem Ende seiner Zeit beim SC durchblicken ließ, dass er sich eine mutigere Vorgehensweise auf dem Transfermarkt in der Erstligasaison gewünscht hätte, wurde Lukas Kwasniok - in der letzten Saison Verantwortlicher beim starken Drittligaaufsteiger 1. FC Saarbrücken.

Nicht nur auf der Trainerbank hat sich einiges in Paderborn getan. Innenverteidiger und Kapitän Sebastian Schonlau verlängerte seinen Vertrag nicht und spielt in Zukunft für den Hamburger SV. Dass Schonlau ein absoluter Führungsspieler ist, hat sich auch dort herumgesprochen, denn Schonlau wurde auf Anhieb zum neuen Kapitän des HSV ernannt. Mit Sebastian Vasiliadis (Arminia Bielefeld) und Christopher Antwi-Adjei (VfL Bochum) haben zwei Spieler den Verein in Richtung Bundesliga verlassen. Vasiliadis laboriert momentan noch an den Folgen eines Syndesmosebandriss, während Antwi-Adjei in der Vorbereitung beim VfL Vollgas gibt. Vollgas ist ein gutes Stichwort, der offensive Flügel passte sehr gut zum Tempofußball der Paderborner unter Baumgart. Der ausgeliehene zentrale Mittelfeldspieler Svante Ingelsson konnte sich auf Anhieb einen Stammplatz sichern, wird aber nicht mehr für Paderborn auflaufen, sondern ist seit dieser Saison bei Hansa Rostock angestellt. Ganz frisch ist zudem die Meldung, dass Chris Führich den Verein für eine Ablöse in Höhe von drei Millionen verlässt und zum VfB Stuttgart wechselt. Führich war in der letzten Saison von der Zwoten von Dortmund ausgeliehen und durch eine Kaufoption war er kurze Zeit in "Besitz" der Paderborner, die 700.000 Euro an den BVB überwiesen und nun über zwei Millionen Gewinn gemacht haben. So schön das Geld auch ist, Führich war nach Mittelstürmer Dennis Srbeny der torgefährlichste Spieler des SC Paderborn in der abgelaufenen Saison und enorm wichtig. Das kann man von den weiteren Abgängen wie u.a. Marcel Heller und Marco Terrazzino (beide noch ohne neuen Verein) nicht sagen. Ebenso keine größere Rolle spielten Chima Okoroji, Aristote Nkaka und Chadrac Akolo, die allesamt zu ihren Stammvereinen nach Ablauf des Leihgeschäfts zurückkehren.

Nach drei Jahren kehrt Marcel Mehlem nach Deutschland zurück. Mehlem spielte früher für den KSC, wechselte dann nach Belgien und trifft in der nächsten Saison auf seinen Bruder Marvin, der bei Darmstadt unter Vertrag steht. Da beide im zentralen Mittelfeld spielen, dürften sie sich beim direkten Duell häufiger aus nächster Nähe begegnen. Jonas Carls stand bei Schalke, wo er 2019 sogar ein Bundesligaspiel machte, unter Vertrag, bevor er zunächst an Viktoria Köln und dann Vitória Guimarães SC ausgeliehen wurde. Carls kam auch bei den Portugiesen auf einen Einsatz in der höchsten Spielklasse und kann auf der linken Bahn so ziemlich alles spielen, übernimmt aber zumeist den Posten des linken Außenverteidigers. Dass defensive Mittelfeld ist dagegen der natürliche Lebensraum von Marco Schuster, der von Waldhof Mannheim nach Ostwestfalen wechselt. Schuster wurde in der letzten Saison von einer Bauchmuskelzerrung und einem Leistenbruch geplagt und war in der Vorrunde lange raus. Wenn er fit war, war er aber bei Waldhof gesetzt. Felix Platte stürmte einst in der Jugend vom SC, ging dann über Schalke zu Darmstadt 98 und kehrt nun zurück. Der richtige Durchbruch ist dem 25jährigen bis heute nicht gelungen. Ein weiterer Neuzugang im Sturm ist der Australier John Iredale, der für Wolfsburg II in der Regionalliga Nord eine mehr als ordentliche Torquote brachte. Bei insgesamt 21 Einsätzen netzte der 21jährige Aussie immerhin vierzehn Mal. Nach einer ziemlichen verletzungsgeplagten Seuchensaison versucht der junge Offensivspieler Fabrice Hartmann sein Glück beim SCP. Hartmann wird für ein Jahr von RasenBallsport Leipzig an Paderborn ausgeliehen und trifft dort auf seinen Firmenkollegen Jasper van der Werff. van der Werff kommt von der Filiale aus Salzburg ebenfalls für ein Jahr an die Pader und gibt dem Kader zusammen mit Jannis Heuer (Wolfsburg II) junge Alternativen im Abwehrzentrum, wo mit Correia und Hünemeier zwei Ü32er die Konkurrenten sind. Hünemeier dürfte weiterhin gesetzt sein, aber der Platz daneben ist umkämpft. Eventuell schlägt hier auch die Stunde von Eigengewächs Jesse Edem Tugbenyo, das nach einer Leihe zurückkehrt und in Lotte Stammkraft in der Regionalliga war. Mit den Fußstapfen von Schonlau warten aber - egal, wer am Ende in der IV stehen wird - verdammt große.

Auf den letzten Neuzugang bin ich besonders gespannt und daher widme ich ihm auch einen eigenen Absatz. Luca Marseiler zeigte in seiner Zeit bei Unterhaching was für ein feiner Fußballer er ist - wenn er nicht gerade verletzt war. Und hier ist der Knackpunkt. Der 26jährige offensive Mittelfeldspieler, der zumeist über links kommt, hat eine ordentliche Krankenakte. Momentan hat er auch wieder muskuläre Probleme und fällt aus. Kein guter Start für den gebürtigen Münchener. Wenn er über einen längeren Zeitraum fit bleibt, dann ist er eine Bereicherung für Paderborn.

In Paderborn geht mit dem Abgang von Baumgart eine Ära zuende. Man merkte aber schon, dass sich Baumgart bei Paderborn so ein wenig totgelaufen hatte. Vielleicht für beide Seiten kein schlechter Entschluß, mal was neues zu versuchen. Da finde ich die zwei großen Baustellen im Kader fast gravierender als den Trainerwechsel. Mit Schonlau und Führich hat man den besten Defensiven und einen der zwei besten Offensivspieler verloren. Beide sehe ich noch nicht wirklich ersetzt und Paderborn täte gut daran, auf beiden Positionen nachzulegen. Für oben reicht es so oder so aber nicht und für unten ist man dann doch zu gut besetzt. Es winkt ein Platz im Mittelfeld.
 

Hans A. Jan

zu gut für die 3. Liga
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Kroosens waren nie Hansa-Fans oder dem Verein besonders verbunden. Wenn, dann gibt es sowas wie eine Nähe noch nach Greifswald. Hansa hat in seinen Rumpeljahren mit Vater Kroos gebrochen und ihn mies behandelt, seitdem ist da nichts mehr. Felix würde sicher trotzdem hier anheuern, aber bei seinen Gehaltsvorstellungen nebst erwartbarem Output vielen Dank. Wird er halt Influencer.

Um das abzuschließen, Felix geht mit 30 entkräftet in die Rente. Er hätte nur noch für Union oder Werder 2 Jahre Kraft gehabt. Nun denn. Ich fürchte, wir werden ihn als lustigen Twitterspaßvogel und Experten öfter zu lesen/sehen/hören bekommen.
 

John Lennon

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1. FC Heidenheim

Pff, 1536 Tage bei einem Verein, das ringt Frank Schmidt und den Heidenheimern nur ein müdes Lächeln ab. Schließlich sitzt Schmidt seit über 5000 (!) im Cheftrainersattel. In dieser Zeit absolvierte der Verein über 500 Pflichtspiele, schaffte 2014 den Aufstieg in die zweite Liga und beendete die Saison zumeist in der oberen Tabellenhälfte. 2020 hätte der gemeinsame Weg sogar beinahe in die Bundesliga geführt, aber in der Relegation zog man gegen Werder Bremen nur aufgrund der Auswärtstorregel den Kürzeren. Die schwierige Post-Relegation-Saison meisterte man abgesehen von einem schlechten Start aber mit Bravour. Am Saisonanfang merkte man deutlich, dass die verpasste Chance der Mannschaft in Knochen und Köpfen steckte. Nach dem Pokalaus in Runde 1 bei Wehen Wiesbaden konnte man zwar das erste Heimspiel der Saison mit 2:0 gegen Eintracht Braunschweig gewinnen, aber anschließend gab es fünf sieglose Spiele und so fand man sich nach dem sechsten Spieltag auf dem 16. Tabellenplatz wieder. Kein Grund zur Besorgnis, denn Schmidt hat schon häufig bewiesen, dass er die Mannschaft aus solchen Schwächephasen rausführen und zurück in die Erfolgsspur bringen kann. So auch in der Saison 2020/21, in der man sich nach dem 29. Spieltag sogar noch in Schlagdistanz zu den Aufstiegsrängen befand. Die zarten Aufstiegsträume wurden aber durch eine 0:2 Niederlage gegen den VfL Bochum 1848 und die daran anschließende 1:3 Niederlage beim 1. FC Nürnberg ad acta gelegt. Somit geht man nach Platz 8 in die achte Zweitligasaison der Vereinsgeschichte.

Es wird die erste Saison in Liga Zwo ohne Rekordspieler Marc Schnatterer. Der mittlerweile 35 Jahre alte Mittelfeldspieler kam nur ein Jahr nach Schmidt zum FCH und ein 1. FC Heidenheim ohne einen der beiden schien lange unvorstellbar. Allerdings haben Spieler anders als Trainer, die zumindest in der Theorie bis ins ganz hohe Alter ihren Job ausüben können, ein natürliches "Ablaufdatum." Bei Schnatterer merkte man die Kilometer auf dem Tacho immer deutlicher und so reichte es häufig nur noch zu Kurzeinsätzen. Einige Male blieb er sogar komplett ohne Einsatzzeit und es wurde absehbar, dass seine Zeit bei Heidenheim zumindest als Spieler dem Ende entgegen geht. Nach Ablauf seines Vertrags wollte er die Stiefel aber noch nicht an den berühmten Nagel hängen und wird nach 457 Einsätzen, 250 Scorerpunkten und dreizehn Jahren beim 1. FC Heidenheim in der kommenden Saison für Waldhof Mannheim in der dritten Liga auflaufen. Auch hier wird er nicht mehr an seine Glanztage anknüpfen können, aber für das ein oder andere Freistoßtor ist Schnatterer immer gut (auch wenn er in der letzten Saison torlos blieb) und für Waldhof dürfte Schnatterer ein Glücksgriff sein. Oder um es mit den Worten meines geschätzten Vorschaukollegen @Vega zu sagen:

In der 3. Liga sollte Schnatterer schon noch ein Unterschiedsspieler sein. Besonders gefürchtet: Seine herausragenden Standards.

Aber zurück zu Heidenheim. Während Schnatterer als Identifikationsfigur und Führungsperson fehlen wird, sein Abgang ist sportlich zu verschmerzen. Dies gilt auch für die weiteren Abgänge in Form von Innenverteidiger Oliver Steurer und Maximilian Thiel. Steurer arbeitet weiter fleißig daran, so viele relevante Vereine aus dem Pott wie nur möglich abzugrasen und wechselte zum MSV Duisburg. Der gebürtige Gelsenkirchener trug damit in seiner Karriere schon die Trikots von Schalke, Dortmund, RWE, RWO und nun Duisburg. Angesichts der Tatsache, dass er bei Heidenheim nicht über die Rolle des Reservisten hinaus kam und "schon" 25 Lenze auf dem Buckel hat, sage ich voraus, dass es mit einem Engagement beim VfL Bochum nichts mehr wird. Sollte es bei Duisburg nicht klappen, kann er aber vielleicht bei Wattenscheid 09 anfragen. Thiel konnte verletzungsbedingt die komplette Saison 2019/20 nicht mitwirken und kam in der letzten Saison nur auf fünf Kurzeinsätze. Durchaus schade, dass der Körper da nicht mitspielt, denn die Ansätze waren immer vielversprechend. Er ist ab dem Sommer Teil der Mannschaft von Wehen Wiesbaden.

Da es auf der Seite der Abgänge ruhig war, musste man wenig auf dem Transfermarkt tun. Der wichtigste "Neuzugang" ist zweifellos Tim Kleindienst, dem die Heidenheimer Luft besonders gut bekommt. Von 2016 bis 2020 spielte Kleindienst schonmal für Heidenheim und entwickelte sich dort zu einem der besten Stürmer der Liga. Dies war dem belgischen Erstligisten Gent im Sommer 2020 3,5 Millionen Euro wert. Dort wurde Kleindienst aber nicht glücklich und nach einem halben Jahr kehrte er auf Leihbasis zurück. In den folgenden fünfzehn Einsätzen kam er auf elf Treffer und war damit nach Christian Kühlwetter (13 Tore) zweiterfolgreichster Torschütze der Heidenheimer. Im Sommer machten alle beteiligten Seiten Nägel mit Köpfen. Kleindienst wechselte für 3,5 Millionen Euro - diesmal in die andere Richtung. Damit bleibt die Offensive zusammen und mit Kühlwetter/Kleindienst hat man weiterhin ein sehr torgefährliches Duo am Start. Die Defensive um die Innenverteidiger Patrick Mainka und Olvier Hüsing steht ebenfalls. Hier hat man mit Tim Siersleben lediglich einen neuen Spieler dazugeholt. Siersleben kommt für eine Saison aus Wolfsburg an die Brenz und schnupperte am letzten Spieltag beim Spiel der Wölfe gegen Mainz sogar Bundesligaluft. Mit seinen 21 Jahren gibt es sicherlich schlechtere Stationen, um zu lernen und den nächsten Schritt zu machen, als Heidenheim mit Trainer Frank Schmidt.

Jahr 1 nach Schnatterer wird ziemlich entspannt. Der Kader blieb nahezu unverändert, so dass es diesmal einen besseren Start geben sollte. Läuft alles optimal kann man den Großen in die Suppe spucken und im Aufstiegsrennen ein Wörtchen mitreden. Allerdings müsste dafür schon sehr viel zusammenlaufen. Realistischer ist, dass man sich wieder ungefähr dort einsortiert, wo man die letzte Saison beendete.
 
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domingo

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Um das abzuschließen, Felix geht mit 30 entkräftet in die Rente. Er hätte nur noch für Union oder Werder 2 Jahre Kraft gehabt. Nun denn. Ich fürchte, wir werden ihn als lustigen Twitterspaßvogel und Experten öfter zu lesen/sehen/hören bekommen.
Ich finde wir sollten da gelassen bleiben.
 
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