@Blayde: Habe jetzt erst Zeit, entsprechend ausführlich zu antworten.
In erster Linie geht es mir darum, dass so Posts wie dein voriger die Ursache ignorieren. Die Ursache kommt daher, dass Leute schlechte Erfahrungen mit Muslimen gemacht haben. Natürlich wird als Result dessen schnell ein Name negativ assoziiert. Aber das kommt nicht daher, dass der Name komisch klingt, die Hautfarbe anders aussieht oder so etwas.
Oder warum gibt es keinen (vergleichbaren) Rassimus gegen Vietnamesen? Ostasiaten allgemein? Leute aus Sri Lanka? Indien?
Dafür aber sehr wohl ein kleines bisschen gegen Serben, Russen etc? Weil man auch von denen schnell mal eine auf die Schnauze gekriegt hat - ganz einfach. Diesen Leuten, die jetzt Vorbehalte haben, darf man keinen blinden Rassismus unterstellen.
Nicht ich ignoriere die Ursachen, du kippst da quasi Weichspüler drüber..
- nee, die Leute brauchen keine schlechten Erfahrungen mit Muslimen zu machen. In Ostdeutschland gibt es Ecken, da siehst du kaum einen, diese Leute finden Muslime aber viel schlimmer als wir Westdeutsche. Wir kennen aber genug Muslime persönlich..verstehste?
- doch, das kommt genau da her. Du magst es nicht wahrhaben wollen, es ist aber so.
- den gibt es nicht? Ich kann gar nicht zählen, wie oft ich schon Wörter wie "Schlitzauge" oder "Ölauge" als Bezeichnung für Asiaten oder Südländer (und "Südländer" ist für den deutschen Bauern alles, wo es wärmer ist als hier..also quasi von Chile über Indien bis Neuseeland.. ) gehört habe. Und ich mache relativ deutlich klar, dass es ordentlich Gegenwind gibt, wenn man in meiner Gegenwart sonen Dreck absondert - da will ich gar nicht wissen, wie diese Leute reden, wenn sie unter sich sind..
- "auf die Schnauze kriegen" kannst du prinzipiell von jedem und Assis gibt es überall - die deutschen Assis kann man nur nicht rassisch zuordnen..
Jep, gewissermaßen tatsächlich. Ich finde, man muss einfach einen riesen Unterschied machen zwischen "echtem" Rassismus von - keine Ahnung - 5 bis 15 Prozent Osten, AfD-Wählern etc. und diesem nennen wir ihn wirklich "netten kleinen Alltagsrassismus", der in enorm großen Teilen der Bevölkerung vorhanden ist und der doch auch bei einer Debatte wie Özil, Gündogan und der Nationalhymne reinspringt. Das ist doch nicht alles der rechte AfD-Rand.
Das kann man jetzt als traurig bezeichnen, ist aber meiner Meinung nach Realität.
Du meine Güte..
Ich wähle aus purem Zynismus diese Formulierung und du übernimmst die dann wirklich als harmlos?
Es gibt keinen harmlosen Rassismus. Klar, diejenigen die nur dabeistehen und gröhlen sind nicht so schlimm wie diejenigen, die tatsächlich die Taten begehen. Harmlos sind die deshalb aber noch lange nicht. Und das ausgerechnet in diesem Land dazu eine Verharmlosung immer mehr um sich greift, ist doch einfach nur erschreckend. Und wenn man es anspricht, kann man sich dann "Nazikeule" anhören - ja meine Güte, hättet ihr im Geschichtsunterricht nicht hauptsächlich in der Nase gebohrt, dann müsste man die Nazikeule auch nicht rausholen.
Kleiner Hinweis: In der Reichskristallnacht haben auch nicht 95% der Deutschen aktiv jüdische Geschäfte angezündet. Das waren vielleicht 1-2%. Aber die halbe Bevölkerung stand gaffend, geifernd und gröhlend daneben. Und deshalb muss man dieses Gedankengut bekämpfen, auch den kleinsten Keim davon, und dass man das hierzulande ernsthaft noch irgendwem erklären muss, ist ein absolutes Trauerspiel.
Und bevor jetzt wieder irgendein Schlaumeier kommt mit "sowas kann hier doch nicht mehr passieren" - na, dann gebt Höcke und von Storch mal die Mehrheitsverhältnisse von Sultan Erdogan und schwuppps, die "besorgten Bürger" starten irgendwelche Pogrome gegen jeden, der fremd aussieht. Und nein, das ist keine Übertreibung. Wenn die könnten, wie sie wollten...
Im Grunde gebe ich dir ja auch hier recht. Nur dass man solche Gefühle 100% abschaltet kann und sollte man nicht verlangen. Ich werde auch in Zukunft mich abends bei einer Gruppe von Türken auf der Straße vorsichtiger verhalten als bei einer Gruppe von Deutschen. Und ich werde auf dem Fußballfeld vorsichtiger sein, wenn es gegen einen Türkenverein geht als wenn es gegen einen deutschen Verein geht.
Bei vielen Menschen verfestigen sich die Vorurteile sicher zu hart und man muss aufpassen, dass das nicht Überhand nimmt, keine Frage. Nur wenn man jetzt fordert, die Vorurteile müssten komplett weg, oder wenn man behauptet, die Vorurteile wären ausgedacht und unberechtigt, dann schlägt man das Pendel wieder zu weit in die andere Richtung aus.
Wenn ich alleine bin und mir kommt ne Gruppe von 4-5 Leuten entgegen, die mir nicht ganz harmlos aussieht, dann bin ich auch wesentlich unentspannter als sonst. Ich taxiere die aber nicht anhand dessen, welche Nationalität sie haben, sondern eher danach, wie besoffen oder aggressiv die zu sein scheinen.
Was das Vereinswesen angeht, weiß ich was du meinst, Artikel in der Presse zum Thema "Aggression auf Fußballplätzen" habe ich auch zur Genüge gelesen, und hier gibt es nur ein Lösung, nämlich einen funktionierenden Rechtsstaat. Wenn diese Leute immer nur die Erfahrung machen, dass ihre Handlungen keine Konsequenzen haben...tja, dann geht es immer so weiter..
Das ist in der Tat mega interessant und so eine Diskussion hatten wir ja auch schon mal irgendwo. Wie das sein kann, würde mich wirklich interessieren bzw. es widerspricht komplett meinen persönlichen Erfahrungen.
Dem widerspricht auch, was Stoiber damals bei hart aber fair erwähnt hatte, dass die AfD überall dort besonders stark gewählt wurde, wo Flüchtlingsheime in der Nähe waren.
Heime? Darum ging es doch nicht. Es geht darum, wo insgesamt die meisten Leute leben, die entweder Migrationshintergrund haben oder sowieso Ausländer sind. Nicht in Heimen, sondern so ganz regulär, mit Wohnung und Job und so, und nicht erst seit gestern - du verstehst?
Und da, wo die meisten sind, ist die Feindlichkeit ihnen gegenüber am geringsten. Warum? Weil man mit ihnen spricht! Weil es keine unbekannten Aliens sind, die man nur aus Horrorgeschichten der BLÖD kennt, sondern weil es Nachbarn, Arbeitskollegen und Vereinskameraden sind, und man feststellt "och, zu 80% sind das ganz normale Leute. Und 20% sind Arschlöcher - also alles genau wie bei uns!".
Dazu muss man nur das Maul aufmachen und mit ihnen sprechen.
Hier gehst du aber dann finde ich schon wieder viel zu weit. Ja, viele Deutsche haben eine Art Rassismus gegenüber Türken entwickelt. Nein, diese Deutschen waren nie gegen Günni in der Nationalmannschaft, weil Günni für sie immer eine positive Ausnahme für gelungene Integration dargestellt hat. Aber ja, jetzt sind sie gegen Günni und sicherlich sind viele davon so simpel gestrickt, dass sie dir das nicht gut erklären könnten.
Nein, du bist zu blauäugig. Wirklich, leider. Was irgendwo für dich spricht, das Gute im Menschen sehen zu wollen, aber hier bist du leider auf dem Holzweg. Und das ganz offensichtlich, es steckt in dem, was du selber geschrieben hast, schon drin.
- "Ja, viele Deutsche haben eine Art Rassismus gegenüber Türken entwickelt" -> stimmt
- "Nein, diese Deutschen waren nie gegen Günni in der Nationalmannschaft, weil Günni für sie immer eine positive Ausnahme für gelungene Integration dargestellt hat." -> falsch. Diejenigen, die besagten Rassismus haben, waren immer schon gegen Günni. Und der war auch keine positive Ausnahme für sie, im Gegenteil. Diese Leute (und das sind leider nicht wenige..) waren seit jeher gegen die ganze Multikulti-Idee, gegen Zuwanderung, gegen einfach alles, was die letzten Jahrzehnte passiert ist. Deshalb sind die auch mit Freude auf die AFD und ihr "das wird man doch noch sagen dürfen" angesprungen...weil sie, bis die AFD aufkam, das Gefühl hatten in der absoluten Minderheit zu sein und entsprechend lieber still vor sich hin genörgelt haben, als mit ihrer Meinung rauszukommen.
- "Aber ja, jetzt sind sie gegen Günni und sicherlich sind viele davon so simpel gestrickt, dass sie dir das nicht gut erklären könnten." -> wie gesagt, nein, die sind nicht erst jetzt gegen Günni...aber Günni machte den Fehler jetzt zu einer Zeit, wo die wieder den Eindruck bekommen haben, dass es wieder salonfähig geworden ist, die Abneigung gegen Günni & Co. offen rauszulassen. Das ist das Entscheidende.
Und natürlich sind die simpel gestrickt - wie halt jeder, der dumm genug ist, um Menschen anhand von Rasse, Herkunft, Religion, Aussehen oder ähnlichen Schwachsinnskriterien zu bewerten.
Natürlich kenne ich Türken. Einer war lange Jahre einer meiner besten Freunde, ein anderer mein Mitbewohner. Ich muss aber zugeben, dass ich gerade in solchen Fällen sensible Themen wie (türkische) Politik lieber meide. Von einem hab ich nur mal gehört, dass die deutschen Medien ja doch recht einseitig berichten würde.
Grundsätzlich kann man aber ja davon ausgehen, dass gebildete Türken eher anti Erdogan sind und weniger gebildete Türken eher pro Erdogan. Womit sich der Kreis dann wieder schließt und wir diskutieren können, dass Bildungsstand und Herkunft nichts miteinander zu tun haben.
Sprich mit ihnen bzw. versuch es wenigstens. Dann wärst du z.B. schon nicht auf dem falschen Dampfer gewesen hinsichtlich "wie viele Türken haben den Sultan gewählt", was dir hier schon erklärt wurde - denn das hätten türkischstämmige Freunde oder Bekannte dir sicher auch sagen können, dass die Mehrheit da gar nicht erst gewählt hat.
Beim letzten Punkt versteh ich den Satz nicht, denn Bildungsstand und Herkunft haben sehr wohl etwas miteinander zu tun, und das sind leider, auch und insbesondere in Deutschland, keine guten Zusammenhänge. Und ja, es ist richtig, je ungebildeter und unzufriedener die Leute sind, desto empfänglicher werden sie für (Rechts-)Populismus und Demagogie jeglicher Art.
Was sagt uns das über den Wert und den Nutzen solcher Parteien und ihrer Botschaften?