Was ich vor allem nicht verstehen kann, ist das ständige Gerede "unter Heß war alles besser". Er war sicher ein guter Trainer, aber die Nachwuchsförderung wurde in seiner Ägide verpennt. Da war auch nicht immer alles Gold was glänzte. Hätte man damals nicht die Möglichkeiten die sich geboten hätten sträflich vernachlässigt, sähe heute vielleicht manches anders aus.
So, jetzt muss ich mich auch mal zu Wort melden, meistens lese ich hier nur mit aber diese Aussage kann ich einfach nicht so stehen lassen und auch nicht so akzeptieren.
Andi B. Hat ja bereits viele realistische und wichtige Argumente aufgezeigt, was im Bezug auf die Nachwuchsförderung wichig ist und war.
Klar hat Reinhard Heß sicherlich auch nicht ALLES richtig gemacht (jeder Mensch macht auch Fehler), trotzdem sollte man sich auch mal die Realität vor Augen führen!
Viele betrachten immer nur den Zeitraum, nachdem Schmitt und Hanawald ab der Saison 1999 erfolgreich waren, die mühsame Arbeit von Reinhard Heß begann aber schon viel früher und zahlte sich auch bereits vor den Erfolgen von Schmitt und Hannawald aus.
Zu Erinnerung::
Heß hat nach der Wiedervereinigung (1990) beim DSV als Trainer des B-Kaders angefangen und wusste somit ganz genau, dass es einen starken Unterbau bedarf, um im Weltcup auf Dauer erfolgreich zu sein.
Im Jahre 1993, nach der schlechten WM in Falun wurde er vom B-Kader-Trainer zum Cheftrainer für den A-Kader befördert. Seine erste und sehr zeitintensive Aufgabe war, den Sprungstil der etablierten Starts wie Weißflog und Thoma auf den neune V-Stil umzustellen und die beiden zu animieren, das Skispringen praktisch neu zu erlernen. Als diese Umstellung vollzogen war (erinnert Ihr Euch noch an die Olympischen Spiele 1994 in Lillehammer und die Erfolge dort) wusste er genau, dass er nun verstärkt junge Leute braucht, da die Leitwölfe so langsam in die Jahre kamen.
Auch unter andem auf seinen Wunsch wurde dann Andi Bauer als Verantwortlicher für den B-Kader geholt, von dem Heß überzeugt war, dass er mit Ihm zusammen junge Talente an den Weltcup heran führen kann.
Die Trainingslehrgänge von A- und B-Kader wurden von nun an noch verstärkter zusammen absolviert.
Und nun muss man sich nur mal die COC Statistik anschauen!!! Die sagt eigentlich schon alles aus! Die Nachwuchsarbeit war auf dem richtigen Wege!:
Sieger COC-Gesamtwertung 1997/98: Alexander Herr
Sieger COC-Gesamtwertung 1998/99: Roland Audenrieth
Sieger COC-Gesamtwertung 1999/2000: Dirk Else, 2. Georg Späth, 3. Dennis Störl
COC-Gesamtwertung 2000/2001: 2. Christoph Grillhösl
Sieger COC-Gesamtwertung 2001/2002: Michael Neumeyer, 3. Jörg Ritzerfeld
COC-Gesamtwertung 2002/2003: 3. Michael Möllinger.
Nach der Saison 2003 wurde Heß abgesetzt, seitdem hat leider keiner mehr von den Deutschen in der COC-Gesamtwertung so recht was gerissen!
Hinzu kommt noch, dass ein gewisser Stefan Hocke im A-Weltcup ab dem Jahr 2001 Erfolge feierte und schon vorher ein gewisser Michael Wagner auch als hoffnungsvolles Talent für Schlagzeilen sorgte. Mit ihm wurden u. a. Stefan Pieper und Frank Löffler Junioren-Weltmeister 1998. Alles Talente, die unter Mitwirkung von Reinhard Heß heranreiften.
Leider hatten viele der oben genannten Springer aus den unterschiedlichsten Gründen immer wieder mit Rückschlägen zu kämpfen und zum Teil auch viel zu früh ihre Karriere beendet bzw. beenden müssen.
In diesem Zusammenhang aber zu sagen, dass kein Nachwuchs da war, kann ich nicht nachvollziehen und geht an der Realität vorbei!!!
Nur, was sollte Heß den machen?!? Die ethablierten Springer nicht im A-Kader einsetzen und stattdessen den Nachwuchs dort springen lassen und damit in Kauf nehmen, dass akutell keine Spitzenresultate erziehlt werden? Wie hätte das Publikum und erst das Fernsehen (vor allem RTL) reagiert, wenn er so gehandelt hätte?!?
Und außerdem:
Das große Geld kam erst mit dem Einstieg von RTL im Jahre 2000 ins Spiel, und damit änderten sich auch die Aufgaben des Bundestrainers. Hatte er früher vielleicht mal vor der Vier Schanzen Tournee oder Oympia ein paar Interviews zu geben, musste er sich nun permanent mit den Medien außernander setzen. Auch die Erfolge von Schmitt und Hannawald führten natürlich dazu, dass er im Hintergrund plötzlich viel mehr damit beschäftigt war, den Hype und die Hysterie um die Springer in den Griff zu bekommen als sich um wichtigere Tätigkeiten zu kümmern. Das war für Heß zunächst auch erst mal Neuland, mit dem er sich arrangieren musste und diese Zeit fehlte dann vielleicht auch für wichtigere Aufgaben.
Jeder Skisprungfan, der mal an Reinhard Heß einen Brief geschrieben hat, kann bestätigen dass man fast immer einen handschriftlichen Brief von ihn zurück bekommen hat. Da frage ich mich eh, wo er dafür bei all seinen Aufgaben noch die Zeit gefunden hat.
Reinhard Heß hat immer betont, dass wir auch an morgen denken müssen und jetzt (also damals) die Fernsehgelder auch in den Nachwuchs investieren müssen und nicht nur in große Schanzenprojekte.
Leider waren da einige Funktionäre nicht unbedingt dieser Meinung!
Als Heß 2003 gehen musste, ging auch Andi Bauer, damals Pech für die Skispringer jedoch Glück für die Kombinierer!
Damit möchte ich es auch bewenden lassen.